Die Roma und Mats Hummels - was bis in den Herbst hinein wie ein totales Missverständnis aussah, scheint sich doch noch zu einer echten Liebeshochzeit zu entwickeln.
„Professor“ Hummels begeistert Italien
Mit dem Trainerwechsel von Ivan Juric zu Claudio Ranieri endete am 14. November die trostlose Zeit des früheren BVB-Stars in der italienischen Hauptstadt, die in einem Eigentor bei seinem einzigen Einsatz unter dem kroatischen Coach kulminiert war. Während Juric keinerlei Verwendung für Hummels hatte, stellte Ranieri schon bei seiner Vorstellung die Wichtigkeit des deutschen Verteidigers klar.
„Hier in Rom wird Hummels als ein großer Champion angesehen“, sagt der römische Fußballjournalist Dario Bersani, der für den Radiosender Retesport regelmäßig über die Roma berichtet, im Gespräch mit SPORT1. „Seine Mitspieler, vor allem Gianluca Mancini, nennen ihn sogar ‚Il Professore‘.“
In den schwierigen Monaten unter Juric, der vor kurzem zum FC Southampton wechselte, habe sich Hummels über seine sozialen Kanäle etwas Luft verschafft, allerdings eher mit versteckten Zwischentönen, als Juric direkt anzugreifen.
„Da ist er wirklich außergewöhnlich“
Mit Ranieri kam die Wende - und seitdem führt der Weltmeister von 2014 die Roma-Abwehr stabil an. „Er gibt dem Torhüter mehr Sicherheit, genau wie seinen Kollegen in der Verteidigung“, sagt Bersani. „Die Mitspieler schätzen und respektieren ihn, von den Fans wird er sogar verehrt. Aber nicht nur wegen seiner Vergangenheit, sondern vor allem deshalb, weil er der Mannschaft noch etwas in Sachen Präsenz, Persönlichkeit und Leadership geben kann. Auch, weil er seine Mitspieler tröstet, wenn etwas nicht so läuft wie erwünscht. Da ist er wirklich außergewöhnlich.“
Auch Italiens Presse ist sich längst darüber einig, dass der Stotterstart weniger an Hummels selbst gelegen habe, sondern viel mehr am damaligen Trainer Juric. Regelmäßig bekommt der Abwehrchef nach den Partien Bestnoten.
„Bis zur Ankunft von Ranieri war der Deutsche ein absoluter Flop, wenn auch ohne eigenes Verschulden“, liest man im bekannten Blog Siamo La Roma in einem Zwischenfazit „Seit der Ankunft des neuen Trainers ist der Deutsche nicht nur ein absoluter Stammspieler, sondern - zusammen mit dem wiederentdeckten Paredes - auch der Anführer der Mannschaft.“
Nicht nur für Bersani ist es nach wie vor unverständlich, warum Hummels unter Juric so gut wie keine Einsatzzeiten bekam. „Trotz seines fortgeschrittenen Fußballalters von 36 Jahren ist er ein absoluter Bezugspunkt in der Abwehr“, sagt der Experte. „Wenn man bedenkt, dass das einzige Spiel, bei dem er unter Ranieri krankheitsbedingt nicht zum Einsatz kam, das 0:2 in Como war, dann sieht man, welchen Stellenwert Hummels mittlerweile hat.“
Ranieri nennt Hummels ein „Monument“
Dabei wisse Ranieri genau, was er an Hummels hat. „Neulich hat er ihn sogar als ‚Monument‘ betitelt.“ Und dennoch habe Hummels immer noch Verbesserungspotenzial, weil er im Fitnessbereich immer noch nicht ganz auf seinem Top-Level ist: „Im Sommer hatte er nur sehr wenig trainiert und unter Juric fehlte ihm komplett die Spielpraxis.“
Weil man allerdings viel Zeit verloren habe, „sieht die Tabelle aus Roma-Sicht immer noch schlimm aus“, sagt Bersani. Auf Rang 10 liegend haben die Giallorossi den Blick aufs internationale Geschäft längst verloren. „In der Meisterschaft sind die Aussichten bescheiden, aber zumindest in den beiden Pokal-Wettbewerben (Coppa Italia und Europa League, d. Red.) hat man noch Ziele.“
Mit „Monument“ Hummels könnte dann vielleicht doch noch was gehen.