Kenan Yildiz geht seinen Weg - und wie! Der gebürtige Regensburger ist bei Juventus Turin so richtig durchgestartet. Nach seinem wichtigen Doppelpack im Derby gegen Inter Mailand schwärmt die italienische Presse vom einstigen Bayern-Talent. „Dieser Goldjunge hat alles, um ein Champion zu werden, man muss ihm nur die Chance geben, sich in Ruhe zu entwickeln“, schreibt etwa die Gazzetta dello Sport über das „aufstrebende Genie, das die Augen erfreut, wenn er auf dem Ball tanzt und ihn streichelt. Er hatte von einer solchen Nacht geträumt.“
Der „Goldjunge“, den Bayern gehen ließ
Am Sonntag hatte der frühere Jugendspieler von Bayern München Juventus auswärts im sagenumwobenen San Siro nach einem 2:4-Rückstand gegen Titelverteidiger Inter noch zum Remis geführt. Nach seiner Einwechslung in der 61. Minute traf Yildiz, der sich für die türkische Nationalmannschaft entschied, gleich zweimal (71./82.) mit seinem schwächeren linken Fuß.
Tuttosport bezeichnete den technisch versierten Stürmer, der auch auf dem Flügel eingesetzt wird, als den „Spielentscheider“ und würdigte ihn bei der Bewertung mit acht von zehn möglichen Punkten. Und Sport Mediaset schrieb: „Kenan Yildiz verbrachte eine halbe Stunde wie ein Phänomen.“
Yildiz verließ Bayern ablösefrei
Im Sommer 2022 trennten sich die Wege von Bayern und Yildiz - sogar ablösefrei. Um die Hintergründe der Trennung entbrannte dabei eine kleine mediale Schlammschlacht. „Obwohl wir bei den Bayern tolle Beziehungen zu Hasan Salihamidzic und Marco Neppe hatten, sind sie viel zu spät mit einer Verlängerung auf uns zugekommen“, sagte Yildiz‘ Berater Hector Peris Ros im Dezember 2023 in einem Tuttosport-Interview.
Im Januar legte Peris Ros dann bei Sky nach. Zwar hätten der damalige Sportvorstand Salihamidzic und der Technische Direktor Neppe versucht, Yildiz zu halten, doch es sei ein „Problem des Timings und der Umgangsform“ gewesen. Bayern konterte, sprach von zu hohen finanziellen Forderungen und betonte, Yildiz habe sich mit seiner Familie und seiner Berater-Agentur „für einen anderen Weg entschieden“.
Yildiz schaffte letztes Jahr den Durchbruch
Seit seinem ablösefreien Wechsel aus der Bayern-Jugend hatte es Yildiz in Juventus nicht immer leicht, kämpfte sich jedoch über die Nachwuchsmannschaften und die Reserve in die erste Mannschaft, wo ihm dann in der vergangenen Saison der Durchbruch gelang. Stolze 32 Einsätze und fünf Torbeteiligungen konnte der Youngster in der vergangenen Saison bei der ersten Mannschaft von Juve sammeln.
Sein wohl größtes Highlight setzte Yildiz, der im Alter von sieben Jahren in die Jugend von Bayern München kam, allerdings im Trikot der türkischen Nationalmannschaft. Beim überraschenden 3:2-Sieg der Türken gegen die deutsche Nationalmannschaft in Berlin erzielte der gebürtige Regensburger sein traumhaftes erstes Länderspieltor mit einem satten Schuss ins Kreuzeck.
„Man wagt nicht, von so etwas zu träumen, schon gar nicht in einem Spiel zwischen den beiden Ländern, in denen ich immer gespielt habe“, erklärte Yildiz in einem erst kürzlich veröffentlichten Interview mit fifa.com. „Es war einfach unglaublich, wie die Menschen nach meinem Tor jubelten. Ich hatte fast das Gefühl, dass im Stadion nur türkische Fans waren! Nach zwei oder drei Sekunden schrie ich einfach vor lauter Freude. Es war wie im Traum.“
Yildiz: Nummer zehn bringt Druck und Verantwortung
Abseits der Nationalmannschaft will der 19-Jährige nun den großen Durchbruch bei Juventus schaffen - seit dieser Saison auch mit der Nummer zehn auf dem Rücken, die vor ihm Größen wie Alessandro Del Piero, Roberto Baggio und Michel Platini trugen.
„Eine solche Nummer hat immer zwei Seiten“, weiß Yildiz um die Bedeutung. „Sie bringt eine riesige Verantwortung mit sich. Sie verleiht Vertrauen und Stolz, aber auch Druck, diese Ehre zu rechtfertigen. Ich liebe diese Nummer, weil sie mir das Gefühl gibt, etwas bewegen zu können.“
„Auf ihm lastet viel Druck, wie es für jemanden, der das Juve-Trikot mit der Nummer zehn trägt, normal ist“, schreibt die Gazzetta dello Sport, die angesichts der hohen Erwartungen in den talentierten Angreifer auch Geduld fordert. „Mit seinen neunzehn Jahren muss er jedoch die Möglichkeit haben, Fehler zu machen und eine weniger glückliche Zeit als andere zu erleben, ohne dass seine Qualitäten in Frage gestellt werden. Denn diese sind unbestreitbar.“
Rekord! Yildiz löst ausgerechnet Del Piero ab
In der bisherigen Saison hatte Yildiz diese Qualitäten gleich mit zwei Assists in den ersten beiden Liga-Spielen sowie einem Tor bei seinem Champions-League-Debüt unter Beweis gestellt. Mit seinem Treffer in der Königsklasse hatte Yildiz passenderweise ebenjenen Alessandro Del Piero, dessen Nummer zehn auf seinem Rücken prangt, als jüngsten CL-Torschützen von Juve abgelöst.
Seitdem war es etwas ruhiger um den Shootingstar geworden - bis zu seiner Einwechslung im Derby d‘Italia.