Für David De Gea muss sich der Freitag der vergangenen Woche wie eine riesige Erlösung angefühlt haben. Fast ein Jahr, genauer gesagt elf Monate, wartete der spanische Torhüter auf diesen Moment, der ihn endlich aus der Vereinslosigkeit holte und Klarheit schaffte, wo er seine Karriere fortsetzen wird.

Der 33-Jährige unterschrieb einen Vertrag bei der AC Florenz. Anhänger des Klubs hatten ihn zuvor euphorisch am Flughafen empfangen.

Neustart für De Gea in Florenz

Eine Saison lang läuft sein Arbeitspapier in Italien, das eine Option auf ein weiteres Jahr erhält. Viel Zeit also, um allen zu zeigen, weshalb De Gea einst als Weltklasse-Keeper gehandelt wurde.

Beim Vorjahres-Achten der Serie A, der an der Qualifikation für Conference League teilnehmen wird, soll er als Nummer 1 für den mittlerweile 34 Jahre alten Pietro Terracciano übernehmen - und darf noch einmal die Chance ergreifen, sich in einer europäischen Top-Liga zu beweisen. So mancher Fans dürfte seinen Namen nämlich längst vergessen haben.

Kein Wunder: Das Online-Portal transfermarkt.de verdeutlichte, dass De Gea eine halbe Ewigkeit von der Bildfläche verschwunden war. In der Liste der Spieler mit dem höchsten Marktwert, die mindestens 300 Tage ohne Verein überstehen mussten, bevor sie wieder einen Klub fanden, verdrängte er den Franzosen Lassana Diarra vom ersten Platz. Der frühere Mittelfeldspieler des FC Chelsea und von Real Madrid war zwischen 2014 und 2015 insgesamt 327 Tage vertragslos.

Titel und Rekorde bei Manchester United

Weshalb die Fans der Fiorentina ihren neuen Schlussmann so erwartungsfroh in Empfang genommen haben, steht außer Frage. Jahrelang spielte der Spanier auf höchstem Niveau - zunächst bei Atlético Madrid, später bei Manchester United und zwischendurch auch immer wieder in der Nationalmannschaft. De Gea nahm an zwei Welt- sowie zwei Europameisterschaften teil und absolvierte bis heute 45 Länderspiele.

Glück mit Transfer-Geschichten hatte De Gea jedoch nicht immer - aber der Reihe nach. Im Sommer 2011 verließ er seinen Jugendverein aus Madrid und wechselte zum englischen Rekordmeister, wo er Nachfolger des langjährigen United-Keepers Edwin van der Sar wurde, der seine Karriere wiederum beendete.

Trotz anfänglichen Schwierigkeiten und einigen Problemen stabilisierte sich der 1,92 Meter große Profi auch und sicherte sich folgerichtig einen Stammplatz.

Und zwar nachhaltig: Mit United gewann De Gea nicht zuletzt einmal die Meisterschaft, den FA Cup, die Europa League, zweimal den League Cup und dreimal den englischen Supercup.

Bis zum Ende seiner Zeit bei den Red Devils stand er bei 545 Pflichtspielen auf dem Rasen - ein nach wie vor gültiger Klub-Rekord für ausländische Spieler. Dazu hielt er bei 190 Einsätzen die Null. Ebenfalls eine bestehende Bestmarke beim englischen Traditionsverein.

Top-Klubs vertrödelten De-Gea-Transfer

Natürlich blieben seine Leistungen auch den Top-Adressen des europäischen Fußballs nicht verborgen. Am finalen Tag der Transferperiode 2015 bestand schon eine Einigung, dass De Gea im Tausch mit Keylor Navas nach Madrid wechseln sollte.

Doch weil die nötigen Unterlagen zu spät beim spanischen Verband eingereicht wurden, platzte sein Wechsel in allerletzter Sekunde. United behauptete noch, die Dokumente rechtzeitig geschickt zu haben. Eine Version der Real Madrid zugeneigten Marca war hingegen eine andere.

Demnach seien die Unterlagen aus Manchester erst um 23.59 Uhr eingegangen und sofort an den spanischen Ligaverband weitergeleitet worden, dort seien sie aber erst um eine Minute nach Mitternacht eingetroffen.

Für De Gea, der stattdessen noch bis zu seinem Vertragsende 2023 in Manchester blieb und dann von André Onana abgelöst wurde, eine ganz bittere Situation.

Als der FC Bayern über De Gea nachdachte

Auch der FC Bayern München soll vor einem Jahr mal über eine Verpflichtung von De Gea nachgedacht haben - während der langen Verletzungspause von Manuel Neuer.

Am Ende entschied sich der deutsche Rekordmeister jedoch für Daniel Peretz, was Gerüchte um ein mögliches Karriereende des Spaniers aufkeimen ließ. Doch: Er wollte seine Laufbahn nicht einfach nur austrudeln lassen, sondern sich erneut bei einem Top-Klub als Nummer eins beweisen.

Wie der Guardian berichtete, soll De Gea unter anderem Angebote aus Saudi-Arabien abgelehnt haben - ein Wechsel in die Wüste war für ihn aber keine Option.

Für seine Geduld könnte der 33-Jährige jetzt den späten Lohn ernten. In Florenz empfangen sie ihn mit offenen Armen, der Grundstein für eine erfolgreiche Zusammenarbeit ist also gelegt.