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Fußball: "Er war der größte Spieler, den wir je gehabt haben"

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Fußball: "Er war der größte Spieler, den wir je gehabt haben"

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Italien vergöttert diese DFB-Ikone

Helmut Haller, der heute 85 Jahre alt geworden wäre, war einer der besten deutschen Fußballer der Nachkriegsgeschichte - der in Italien zur gefeierten Legende wurde.
Der junge Helmut Haller im Jahr 1958
Der junge Helmut Haller im Jahr 1958
© IMAGO / Horstmüller
mhoffmann
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Helmut Haller, der heute 85 Jahre alt geworden wäre, war einer der besten deutschen Fußballer der Nachkriegsgeschichte - der in Italien zur gefeierten Legende wurde.

Er war einer der ganz Großen des deutschen Fußballs. Und einer der Ersten, der eine große Karriere im Ausland hinlegte.

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Helmut Haller - der heute 85 Jahre alt geworden wäre - ging im Jahr 1962 einen Schritt, der damals ungewöhnlich war: Der damals 23-Jährige wechselte vom BC Augsburg in die italienische Serie A. Und wurde damit letztlich in beiden Ländern zur Legende.

Aus dem zerbombten Augsburg in die große Fußball-Welt

Haller, am 21. Juli 1939 in Augsburg geboren, wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf: eines von sieben Kindern eines Reichsbahn-Bediensteten, aufgewachsen in den Trümmern seiner im 2. Weltkrieg vielfach bombardierten Heimatstadt.

Um Fußball zu spielen, musste der junge Haller anfangs improvisieren: „Von den Amerikanern bekamen wir einen Baseball geschenkt, dieses harte Ding. Meine Mutter hat das mit Stoff-Fetzen umwickelt“, sagte er einst.

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Das „Hemad“ (Hemd), wie der 1,77-Meter-Mann wegen seiner Schmächtigkeit anfangs genannt wurde, lernte trotz oder gerade wegen der schwierigen Verhältnisse, den Umgang mit dem Ball. Der gelernte Feinmechaniker entwickelte sich auch im Sport zu einem feinen Techniker. Und erregte internationale Aufmerksamkeit.

Drei Meistertitel in Italien

Für ein Handgeld von 300.000 D-Mark sicherte sich der FC Bologna 1962 die Dienste des Mittelfeldregisseurs: Ein Jahr, bevor die Bundesliga ihren Spielbetrieb aufnahm, warteten jenseits des Brenners etabliertere Strukturen und besseres Geld auf den jungen Shootingstar - auch wenn er fern der Heimat wieder erstmal auf sein Improvisationstalent angewiesen war.

Einen Dolmetscher für ausländische Fußballer hatte Bologna damals noch nicht, aber Haller wusste sich zu helfen: „Ich habe alles durch tägliche Übung gelernt. Und aus italienischen Mickey-Maus-Heften. Die lagen herum und ich habe mir dann so zurechtgelegt: Aha, das Wort könnte das heißen und dieses Wort könnte das bedeuten. Und nach einem halben Jahr konnte ich meine ersten Interviews auf Italienisch geben. Das hat den Italienern natürlich sehr imponiert.“

Noch mehr imponierte ihnen, was Haller auf dem Feld vollbrachte: In der Saison 1963/64 führte Haller Bologna zu seinem bis heute letzten Meistertitel, vier Jahre später war der Ruhm des „Blonden“ („Il Biondo“) so groß geworden, dass Fiat-Boss Giovanni Agnelli Haller zu Juventus Turin lockte. Mit Juve gewann Haller zwei weitere Meisterschaften und wurde endgültig zum deutsch-italienischen Fußball-Mythos.

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Sechs Tore bei der WM 1966 in England

Mit der Nationalmannschaft erlebte Haller 1966 seinen Karriere-Höhepunkt: Bei der WM in England war er mit sechs Toren der zweitbeste Schütze des Turniers hinter Ikone Eusebio.

Noch mehr als seine Teamkollegen Franz Beckenbauer und Uwe Seeler war Haller Garant dafür, dass das Team von Bundestrainer Helmut Schön ins Finale einzog. In Wembley schoss Haller die DFB-Elf in der 12. Minute zur Führung gegen Gastgeber England - der Rest ist Fußball-Geschichte.

Der große internationale Titel blieb Haller versagt, auch am Gewinn des Europapokals der Landesmeister schrammte Haller mit Juve 1973 knapp vorbei: Im Finale von Belgrad siegte damals Ajax Amsterdam um Johan Cruyff mit 1:0.

Den Rang als Fußball-Idol hatte Haller dennoch erreicht: Als er nach dem verlorenen Finale heimkehrte und sich dem mittlerweile neu gegründeten FC Augsburg anschloss, wurde er empfangen wie der menschgewordene (Fußball-)Gott. Noch bis 1979, kurz vor seinem 40. Geburtstag spielte Haller - unterbrochen von einem Jahr beim BSV Schwenningen - in Augsburg, verpasste aber immer das Ziel, den FCA in die Bundesliga zu führen.

Letzte Lebensjahre von schwerer Krankheit geprägt

Haller blieb seiner Heimatstadt auch über das Ende der Karriere hinaus verbunden: Er führte dort eine Modeboutique, war beim FCA kurz Trainer und später auch Vizepräsident, kandidierte einmal auch für den Stadtrat.

Das private Leben des Augsburger Idols hatte Schattenseiten: Haller heiratete dreimal, alle Ehen zerbrachen, er verlor dadurch viel von dem Geld, das er als Fußballer verdient hatte.

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Gesundheitlich ging es Haller jahrelang schlecht, seit er am zweiten Weihnachtsfeiertag 2006 einen Herzinfarkt erlitten hatte. Haller war in seinen letzten Lebensjahren pflegebedürftig, litt an Parkinson und schwerer Demenz. Am 11. Oktober 2012 starb Haller an einer Lungenentzündung, seine Angehörigen sprachen von einer „Erlösung“ nach einem langen Martyrium - in dem Haller trotz allem nie den Lebensmut verloren hätte.

„Er war der größte Spieler, den wir je gehabt haben“

Wie wichtig Haller für den deutschen Fußball war, zeigte sich nicht zuletzt bei seiner Beerdigung, bei der neben Beckenbauer, Seeler (heute vor zwei Jahren an Hallers Geburtstag verstorben) und vielen anderen deutschen Fußballgrößen auch Delegationen von Bologna und Juve vor Ort waren.

„Helmut Haller war einer der größten Fußballhelden der Nachkriegsgeschichte und hat den Augsburger Fußball und Generationen von Fußballern geprägt“, brachte FCA-Aufsichtsrat Peter Bircks die Bedeutung Hallers auf den Punkt. „Er war der größte Spieler, den wir je gehabt haben“, hielt ein Sprecher Bolognas fest.

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Helmut Haller ruht auf dem Augsburger Nordfriedhof.