Den ganz großen Wurf wollte sich eines der prominenten Gesichter im Hintergrund nicht entgehen lassen: Thierry Henry verfolgte den letzten Schritt des kleinen italienischen Klubs Como 1907 im altehrwürdige Stadio Comunale Giuseppe Sinigaglia am malerischen Comer See von der Tribüne aus.
Mit Henry! Coup von Milliardärs-Projekt
Die Arsenal-Legende ist Anteilseigner des Klubs und sah einen wahren Krimi am Freitagabend. Um den zweiten Platz zu verteidigen, hätte ein Punkt gereicht, aber Como geriet gegen Cosenza nach einer halben Stunde in Rückstand. Und Verfolger Venedig führte parallel schon in La Spezia. Doch dann verspielte der Konkurrent aus der Lagunenstadt innerhalb von vier Minuten die Führung - und in Como glich Simone Verdi eine Viertelstunde vor Schluss zum 1:1-Endstand aus. Damit war der Aufstieg perfekt.
Nachdem mit Parma Calcio ein früherer Fußball-Riese in die Serie A zurückkehrt, geht nun ein eher unbekannter Verein mit hoch auf die große Bühne Italiens.
Der Klub Como 1907 aus der 80.000-Einwohnerstadt am Comer See in der Lombardei spielte in den 80er-Jahren zwar fünf Spielzeiten in Folge in der Serie A und kehrte 2002 für ein Jahr nochmal in die erste Liga zurück, doch seitdem pendelten sie zwischen zweiter und dritter Liga hin und her. Für zwei Jahre versanken sie sogar in der Viertklassigkeit.
Doch seit dieser Saison sieht es in der Stadt im Norden Italiens wieder deutlich rosiger aus.
Ein echtes Märchen? Wie man‘s nimmt. Beim Erstligisten in spe mischen mehrere Weltstars in tragenden Rollen mit - und ein milliardenschweres Bruderpaar aus Indonesien.
Welt- und Europameister an der Seitenlinie
Das bekannteste Gesicht, das an dem Aufschwung beteiligt ist, ist Cesc Fàbregas. Bis zum letzten Sommer war der spanische Welt- und Europameister noch als Spieler aktiv, mittlerweile steht er als Co-Trainer an der Seitenlinie.
Zum Ende des letzten Jahres hatte er sogar fünf Spiele interimsweise als Cheftrainer geleitet, nachdem Moreno Longo entlassen wurde. Mittlerweile ist er aber wieder einen Schritt zurückgetreten und assistiert dem walisischen Chefcoach Osian Roberts.
Doch er ist nicht der einzige ehemalige Fußball-Star, der im Verein tätig ist. Mit Dennis Wise ist ein ehemaliger englischer Nationalspieler der Sport-Vorstand und Arsenal-Legende Thierry Henry fungiert als Investor. Fàbregas und Wise sollen ebenfalls Anteile am Verein haben, der im Besitz des indonesischen Tabak-Konzerns Djarum ist.
Investoren verfolgen in Como besonderen Ansatz
Dahinter stecken die Brüder Michael Bambang Hartono und Robert Budi Hartono, deren Privatvermögen laut Forbes bei über 45 Milliarden Dollar liegen soll. 2019 stiegen die beiden bei Como 1907 ein, der fristete damals in der Serie D ein eher tristes Dasein.
Warum ausgerechnet Como? Der Legende nach soll es den Investoren vor allem das malerische Panorama der Urlaubsregion angetan haben, am Ufer des Comer Sees liegt das altehrwürdige Stadio Comunale Giuseppe Sinigaglia liegt.
„Wir wollen, dass alles, in das wir investieren, eine nachhaltige Zukunft hat“, sagte Mirwan Suwarso im vergangenen Jahr der Zeitung La Repubblica. Suwarso vertritt die Interessen der Brüder Hartono in Italien.
Hartono-Brüder laden Fans ein
Mit ungewöhnlichen Aktionen sorgen die Hartonos in Como für Aufsehen. 2022 spendeten die Klub-Eigner 100.000 Euro an die Gemeinde, um die alten Schulturnhallen und Sportanlagen zu renovieren. Bis 2025 gibt es zudem die Verpflichtung des Klubs, nur mit lokalen Lieferanten zusammenzuarbeiten.
Und in den Kneipen kann es während der Übertragung der Spiele schon einmal passieren, dass kurzerhand die Biere aufs Haus gehen, genauer gesagt, die Hartonos die Zeche bezahlen.
Am vergangenen Wochenende wurde der erste Matchball auf den Aufstieg verspielt, das 0:0 gegen Modena war zu wenig. Am Freitag gelang dann im eigenen Wohnzimmer der letzte Schritt. Die Renovierung des Stadions, dessen Kapazität auf knapp 7.000 Zuschauer beschränkt ist, steht schon lange auf der Liste der Klub-Eigner und könnte nun mit einem Aufstieg in die Serie A akut werde.
Fàbregas träumt von Cheftrainerposten
Auch Fàbregas denkt größer. Der Spanier hat das Ziel, bald wieder federführend an der Seitenline zu stehen. „Man weiß nie, wie die Zukunft verlaufen wird, aber ich möchte Cheftrainer werden“, sagte er erst vor kurzem der englischen Tageszeitung Evening Standard. Doch es soll sogar noch höher hinausgehen: „Ich gehe im Moment meinen eigenen Weg. Mein hundertprozentiges Ziel ist es, eines Tages einen Spitzenklub in der Premier League oder der Champions League zu trainieren.“