Drohen im Betrugs-Skandal von Juventus Turin nun womöglich auch Matthijs de Ligt drastische Konsequenzen?
Sperre für de Ligt? FCB reagiert
Juventus wird vorgeworfen, die Marktwerte der eigenen Spieler beschönigt und in Zeiten der Corona-Pandemie auch Gehalts-Bilanzen gefälscht zu haben.
Italiens Rekordmeister wurden deshalb in der vergangenen Woche vom italienischen Verbandsgericht bereits 15 Punkte in der Serie A abgezogen. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Serie A)
Doch nun könnten auch damals betroffene Juve-Spieler belangt werden. Im Raum stehen Sperren von mindestens 30 Tagen.
Das Verzwickte: Eine Sperre könnte auch dann noch ausgesprochen werden, wenn die Spieler nicht mehr bei Juve unter Vertrag stehen – wie im Fall von de Ligt, der im vergangenen Sommer von Turin zum FC Bayern wechselte.
De Ligt würde Duelle gegen PSG verpassen
Sollte es wirklich so weit kommen, würde der niederländische Abwehrspieler unter anderem die Achtelfinal-Partien in der Champions League gegen Paris Saint-Germain verpassen, doch zuvor müssten UEFA und FIFA das Urteil des italienischen Verbandes allerdings erstmal anerkennen.
„Ich hoffe es natürlich nicht“, sagte Bayern-Trainer Julian Nagelsmann auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Eintracht Frankfurt am Samstag zu einer drohenden Sperre von de Ligt: „Das ist eher eine Sache für die Rechtsabteilung.“
Pressesprecher Dieter Nickles erklärte: „Der Bayern beobachtet das.“
Auch Cristiano Ronaldo oder Weston McKennie sind von einer drohenden Sperre betroffen. Die Möglichkeit einer drohenden Sperre für diverse Spieler hatte der Journalist Paolo Ziliani von der italienischen Zeitung Il Fatto Quotidiano aufgegriffen.
In Bezug auf de Ligt hatte Ziliani berichtet, dass der 23-Jährige den Richtern interne Chats aus einer WhatsApp-Gruppe vorgelegt haben soll. Dabei geht es auch um Ausführungen von Giorgio Chiellini, in denen der damalige Juve-Kapitän den Mitspielern den Betrug des Vereins erklärt. Von diesen Chats liegen vermeintliche Screenshots vor, die Ziliani auf seinem Twitter-Account publiziert hat.
Seit rund einem Jahr ermittelt die italienische Staatsanwaltschaft gegen hochrangige Funktionäre des Traditionsklubs aus dem Piemont, unter ihnen Ex-Präsident Andrea Agnelli, Ex-Vizepräsident Pavel Nedved sowie der frühere Sportdirektor Fabio Paratici.
Neben dem Abzug von 15 Punkten verhängte der italienische Verband lange Sperren gegen elf Mitglieder der früheren Vereinsführung, darunter gegen Ex-Boss Agnelli (24 Monate) und seinen Stellvertreter Nedved (8). Beide sind mittlerweile zurückgetreten.
Juventus streitet die Vorwürfe nach wie vor ab. Der neue Juve-Geschäftsführer Maurizio Scanavino bezeichnete das Urteil als „ungerecht“ und betonte: „Wir werden uns vor Gericht verteidigen.“ (NEWS: Juve-Bosse sorgen für Beben)
Juventus drohen Geldstrafen und weiterer Abzug von Punkten
Laut diversen Medienberichten droht den Turinern allerdings weiteres Ungemach: Von hohen Geldstrafen ist die Rede, schlimmstenfalls droht der Abstieg.
Die Richter sahen es als erwiesen an, dass Juve über Jahre hinweg durch fiktive Marktwertangaben seiner Spieler die Klub-Bilanzen beschönigt habe. Allein in den Geschäftsjahren 2018, 2019 und 2020 soll die Buchführung um mehr als 100 Millionen Euro gefälscht worden sein.
Demnach sollen die Turiner unter anderem Rechnungen für nicht-existierende Geschäfte aufgestellt und Transfers aufgebläht haben. Dabei sollen vor allem die Spielerwechsel von Miralem Pjanic und Arthur im Mittelpunkt stehen.
Pjanic war 2020 für 60 Millionen Euro zum FC Barcelona transferiert worden, Barca gab im Gegenzug den Brasilianer Arthur für 72 Millionen Euro an Juve ab. Das rief auch die Europäische Fußball-Union (UEFA) auf den Plan, die derzeit ebenfalls die Finanzen der Italiener prüft.
Doch damit nicht genug: Laut AS und Gazzetta dello Sport haben die Ermittler auch Dokumente gefunden, die Cristiano Ronaldo und weitere Juve-Stars belasten sollen. Zu ihnen soll eben auch de Ligt gehören - außerdem werden der heutige Römer Paulo Dybala, Wojciech Szczesny, Leonardo Bonucci, Juan Cuadrado, Adrien Rabiot und der Ex-Schalker Weston McKennie genannt.
Hintergrund: Während der Corona-Pandemie soll die Alte Dame mit einigen Spielern eine Vereinbarung getroffen habe, Monatsgehälter temporär zu kürzen. Unterlagen sollen aber belegen, dass Juventus seine Spieler zum Teil weiter - und zwar schwarz - bezahlt und dadurch weitere Millionen Euro nicht ordnungsgemäß verbucht habe.
Ronaldo erwägt Klage gegen Juventus
Die Gehaltskürzungen nicht unterschrieben hatte damals allem Anschein nach Cristiano Ronaldo! Laut den neuesten Medienberichten schuldet sein Ex-Klub dem portugiesischen Superstar deshalb noch knapp 20 Millionen Euro. (NEWS: Wie tief steckt Ronaldo im Juve-Sumpf?)
Denn in einem „geheimen Dokument“ soll der italienische Rekordmeister CR7 zugesichert haben, die Gehälter, auf die er verzichtet haben soll, nachzuzahlen, auch wenn er den Klub verlassen sollte - was 2021 schließlich geschah.
Da die Bianconeri bis heute nicht bezahlt haben, erwägt Ronaldo mit seinen Anwälten laut der italienischen Zeitung La Repubblica nun eine Zivilklage gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber. Eine erste Anhörung soll am 27. März stattfinden.
Laut der Staatsanwälte habe man auf den Dokumenten lediglich die Unterschriften der Juve-Bosse gefunden, aber nicht die von Ronaldo, der somit einer Sperre entgehen könnte.
Erinnerungen an 2006
Demnächst soll es im Juve-Skandal zu einem weiteren Gerichtsverfahren kommen. Und sollten die Turiner erneut schuldig gesprochen werden, könnten laut Corriere dello Sport weitere 15 Punkte abgezogen werden. Zudem drohe eine Geldstrafe in dreifacher Höhe der gefälschten Millionen-Gewinne.
Brisant: Der erste Punktabzug wirkte sich bereits extrem negativ auf die Juve-Aktie an der Mailänder Börse aus. Das Papier fiel um elf Prozent und musste vorübergehend vom Handel ausgesetzt werden.
Durch den 15-Punkte-Abzug müssen die Bianchoneri auch alle Hoffnungen auf die Meisterschaft begraben und rutschten sogar aus den Champions-League-Rängen. Als Tabellen-Zehnter haben sie 27 Zähler Rückstand auf Spitzenreiter SSC Neapel und vierzehn auf Platz vier. (DATEN: Die Tabelle der Serie A)
Eine Nicht-Qualifikation für die Königsklasse würde das finanziell angeschlagene Juve noch weiter zurückwerfen und schwächen. Ein zweiter Punktabzug würde die Turiner sogar in Abstiegsgefahr bringen.
Es wäre für die Alte Dame ein Dé·jà-vu - schon 2006 wurde Juve wegen eines Manipulationsskandals zum Zwangsabstieg verdonnert.