47 Einsätze, 18 Tore und 13 Vorlagen. Ein besseres Empfehlungsschreiben kann ein junges Sturm-Juwel kaum verfassen.
Bereut Zirkzee diesen Wechsel?
Joshua Zirkzee verlässt im vergangenen Sommer den FC Bayern und versucht sein Glück beim FC Bologna. Doch das Italien-Abenteuer hat sich bislang nicht ausbezahlt.
Joshua Zirkzee verlässt im vergangenen Sommer den FC Bayern und versucht sein Glück beim FC Bologna. Doch das Italien-Abenteuer hat sich bislang nicht ausbezahlt.
Die Saison 2021/22 beim RSC Anderlecht war für Bayern-Leihgabe Joshua Zirkzee mit Abstand die beste seiner noch jungen Karriere und letztlich vermeintlich der große Durchbruch. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Serie A)
Kein Wunder, dass im vergangenen Sommer zahlreiche Vertreter europäischer Klubs an der Säbener Straße Schlange standen, um den 21 Jahre alten Niederländer zu umwerben.
Während der VfB Stuttgart, Anderlecht, Borussia Mönchengladbach, FC Fulham, Ajax Amsterdam und andere potentielle Käufer in die Röhre schauen mussten, erhielt der FC Bologna für 8,5 Millionen Euro den Zuschlag.
Obwohl sein erster Italien-Abstecher in der Rückrunde 2020/21 bei Parma Calcio nicht von Erfolg gekrönt war, nahm Zirkzee die Herausforderung in der Serie A selbstbewusst an. Das Abenteuer Italien noch einmal zu wagen, sei keine Wahl „im Zusammenhang mit der Liga“ gewesen, er habe sie vielmehr „mit dem Klub getroffen“.
Trainer-Wechsel als Fluch?
Einer der Gründe, warum sich der 1,93 Meter große Angreifer für Bologna entschieden hatte, war Trainer Sinisa Mihajlovic.
Der serbische Coach hatte dem 21-Jährigen bis ins kleinste Detail erklärt, wie er vorhabe zu spielen, welche Pläne er mit ihm habe und wo er sich noch verbessern müsse.
Mihajlovic träumte von einem kongenialen Sturm-Duo, das den Klub durch die Saison tragen würde: „Zusammen mit Marko (Anm. d. Red.: Arnautovic) wird er ein großartiges Paar bilden, das für jede Abwehr eine harte Nuss sein wird.“
Doch allzu lange durfte sich der 53-Jährige nicht an seinem Traum-Sturm erfreuen. Nach zwei Niederlagen und drei Unentschieden wurde Mihajlovic am 6. September gefeuert. Zirkzee war damals erst eine Woche in Bologna und hatte zwei Tage zuvor sein 28-minütiges Debüt gegen Spezia gefeiert.
Während die Rossoblu (die Rot-Blauen) fortan unter Neu-Coach Thiago Motta die Abstiegsränge verließen und sich ins sichere Tabellen-Mittelfeld spielten, war Zirkzee nach dem Trainerwechsel erstmal außen vor. (DATEN: Die Tabelle der Serie A)
Zirkzee kommt nicht an Arnautovic vorbei
Denn Motta setzte im Gegensatz zu Mihajlovic, der Bologna im 3-5-2-System spielen ließ, nicht auf zwei Stürmer, sondern nur auf einen. Und zwar in einer 4-3-2-1- oder 4-1-4-1-Formation. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Serie A)
Zirkzee musste deshalb vorerst die Bank drücken, weil an Arnautovic kein Vorbeikommen war - und ist. Der 33 Jahre alte Ex-Bremer führt nach zwölf Spieltagen die Torschützenliste der Serie A mit sieben Treffern an und gibt Motta keinen Anlass, etwas zu ändern.
Immerhin feierte das Sturm-Talent am 10. Spieltag gegen den SSC Neapel seine Tor-Premiere, als er zur zwischenzeitlichen 1:0-Führung traf. Nach zuvor drei Kurzeinsätzen durfte Zirkzee das erste Mal 90 Minuten durchspielen und empfahl sich für mehr.
Im anschließenden Spiel gegen Lecce stand zwar Rückkehrer Arnautovic in der Startelf, doch da der Österreicher gegen Monza wegen einer Magen-Darm-Grippe ausfiel, erhielt Zirkzee seine nächste Bewährungschance - und enttäuschte erneut nicht. (SERVICE: Zirkzee gibt Traum vom FC Bayern nicht auf)
„Er (Motta) will, dass ich defensiv stark bin, er sagte mir, ich solle nicht zu aggressiv sein, sondern einfach mein Spiel spielen“, sagte Zirkzee vor der Partie: „Es ist eine große Chance für mich, ich werde versuchen, zuverlässig zu sein und das zu tun, was der Trainer von mir verlangt.“
Ex-Bayern-Talent kämpft sich durch
Und Zirkzee lieferte: Beim 2:1-Erfolg bereitete der Ex-Bayern-Profi in der 73. Minute den Siegtreffer von Riccardo Orsolini mustergültig vor und wurde kurz danach mit Standing Ovations ausgewechselt.
Der 21-Jährige hatte sich nach seiner erfolgreichen Saison bei Anderlecht in Bologna bestimmt mehr erhofft als 251 Minuten in sechs Pflichtspieleinsätzen. Doch die Abstiegsgefahr und der Trainer-Wechsel sorgten für eine veränderte Situation - und ließen Zirkzee durch ein Stahlbad gehen, das ihn womöglich voranbringen wird.
In seinen beiden Startelfeinsätzen zuletzt zeigte Zirkzee sein enormes Potenzial und könnte seinen Coach mit zwei Torbeteiligungen vielleicht zum Umdenken gebracht haben. Mihajlovic lässt grüßen.