Zum Schluss hat das Knie einfach nicht mehr mitgespielt.
Als Ribéry bitter betrogen wurde
Am Freitag verkündete Franck Ribéry das Ende seiner Karriere - im Alter von 39 Jahren und fast sieben Monaten.
Ursprünglich war es Ribérys Ziel, noch bis zum Saisonende durchzuziehen. Doch sein fragiler Körper hat dieses Mal definitiv Stopp gesagt.
Er wird nun bis Saisonende weiter für die US Salernitana arbeiten, als eine Art Botschafter, wie aus seinem Umfeld zuletzt zu hören war.
In dieser Saison hatte der französische Ballkünstler aufgrund von immer wieder aufkommenden Knieproblemen erst ein einziges Spiel auf seinem Konto in der italienischen Meisterschaft. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Serie A)
Erst mit 21 Jahren wurde er zum Profi, als ihn 2003/04 der französische Trainer Jean Fernandez in der dritten Liga bei Stade Brest entdeckt hatte und ihn beim FC Metz zu seinem Debüt in der Ligue1 verhalf. (DATEN: Die Tabelle der Serie A)
Die ganze Welt staunte plötzlich über diesen jungen Burschen, erst in der Ligue 1, anschließend bei der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland, als er die französische Nationalelf mit seiner frischen Unbekümmertheit und Leidenschaft bis ins Finale führte.
Ribéry wechselt 2007 zum FC Bayern
Dort wurden die Bayern-Verantwortlichen um Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge auf ihn aufmerksam. Zwar war er zu dieser Zeit bei Olympique Marseille glücklich, verkündete aber ein paar Wochen nach der WM, dass sein neuer Verein Olympique Lyon heißen würde. Ein bisschen voreilig, denn dieser Transfer kam doch nicht zustande und Ribéry blieb eine weitere Saison in der Provence. Im Juli 2007 kam es zum Wechsel nach München.
Die Tatsache, dass sich der deutsche Rekordmeister zu diesem Zeitpunkt nicht mal für die Champions League qualifiziert hatte, war kein Hinderungsgrund, denn dem Franzosen wurde versprochen, dass man gerade eine konkurrenzfähige Elf auf dem höchsten europäischen Niveau zusammenbasteln würde. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Serie A)
Nach zwei Jahren an der Isar wollte er schon wieder weg, weil ihm die tägliche Arbeit und der Führungsstil von Trainer Louis van Gaal gar nicht passten, und weil Real Madrid lockte. Es war schon lange sein Traum gewesen, einmal bei den Königlichen unter Vertrag zu stehen. Als er dann davon erfuhr, dass die Madrilenen gerade Karim Benzema verpflichtet hatten, reagierte er wütend und wollte es gar nicht glauben, obwohl er mit „Benz“ zu dieser Zeit gut befreundet war.
2010 kam es zum absoluten Tiefpunkt in seiner Laufbahn: Die Affäre um die Prostituierte Zahia mit einem Prozess, in dem er am Ende freigesprochen wurde. Anschließend kassierte er eine Rote Karte im Halbfinal-Hinspiel der Champions League gegen Olympique Lyon (1:0), was dazu führte, dass er das Finale gegen Inter Mailand (0:2) verpasste.
Während er die volle Rückendeckung seines Vereins jederzeit spüren konnte, ließ ihn sein Land komplett im Stich. Dort wurde er heftig kritisiert, auch weil er ein paar Wochen später für große Unruhe bei der WM 2010 in Südafrika sorgte, als er mit all seinen Mitspielern eine Trainingseinheit bestreikte, nachdem Nationalcoach Raymond Domenech Nicolas Anelka rausgeschmissen hatte.
Micoud: „Hat den größten Respekt verdient“
„Viele Jahre wurde negativ über Franck in Frankreich berichtet. In seiner Heimat hat er aber in den letzten Jahren an Popularität erneut gewonnen, auch wenn er nicht mehr die großen Schlagzeilen produziert“, erklärte Ex-Werder-Spielmacher Johan Micoud gegenüber SPORT1.
Micoud fügte hinzu: „Jeder ist sich in Frankreich im Klaren, welch außergewöhnliche Karriere er hinbekommen hat, was er über all die Jahre geleistet hat. Das haben in der Geschichte nicht viele geschafft. Er hat den größten Respekt und die größte Ankerkennung mehr als verdient.“
Insbesondere werden seine zwölf Spielzeiten beim FC Bayern in Erinnerung bleiben. „Franck hat wie kaum ein anderer Spieler den FC Bayern über viele Jahre geprägt“, sagte Marokkos Innenverteidiger Medhi Benatia, der zusammen mit Ribéry in der bayrischen Landeshauptstadt zwischen 2014 und 2016 zusammengespielt hat, bei SPORT1.
„Nicht nur als Spieler, wo er ja durch seine herausragenden Fähigkeiten die Bundesliga bereichert hat, aber auch weil er ein Typ war, der immer seine klare Meinung kundgetan hat und der sehr beliebt war“, erklärte Benatia. „Mit den Bayern bildete er ein unzertrennliches Paar. Sie haben gemeinsam alles gewonnen, was zu gewinnen war. Das ist ja einzigartig.“
Höhepunkt 2013 in Wembley
Seinen Höhepunkt genoss er im Mai 2013 in Wembley, als die Münchner Erzrivale Borussia Dortmund (2:1) bezwangen und den lang ersehnten Triumph in der Königsklasse einfahren konnten - spätestens da wurde Ribéry von den Bayern-Fans zum König gemacht. Ein halbes Jahr später folgte die Ernüchterung, als er bei der Ballon-d‘Or-Wahl nur Dritter hinter Cristiano Ronaldo und Lionel Messi wurde, nachdem er wochenlang als haushoher Favorit gegolten hatte.
Neun Jahre später nagt dies immer noch an ihm. „Es war unfair, es war eine unglaubliche Saison für mich und ich hätte die Wahl gewinnen sollen“, erzählte er vor wenigen Wochen gegenüber der Gazzetta dello Sport. „Die Abstimmungszeit wurde damals erstaunlicherweise plötzlich verlängert und etwas Seltsames geschah. Ich hatte das Gefühl, dass es eine rein politische Entscheidung war.“
In den nächsten Wochen will er sich seiner Familie widmen, die seit seinem Abgang in die Serie A in München-Grünwald sesshaft blieb, bevor er sich ernsthaft mit seiner beruflichen Zukunft beschäftigt.
Er wird wohl kaum WM-Spiele verfolgen. Sollte die DFB-Elf tatsächlich weit kommen, wird er zweifelsohne dem viermaligen Weltmeister die Daumen drücken. Frankreich? Seiner Heimat hat er definitiv den Rücken gekehrt. Seit Jahren hat er kein Länderspiel der Équipe Tricolore mehr gesehen. Es interessiert ihn nicht mehr. auch damit hat er abgeschlossen.