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Serie A: "Zeit bislang war unglaublich"- Alexander Blessin über seine ersten Monate beim CFC Genua

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Serie A: "Zeit bislang war unglaublich"- Alexander Blessin über seine ersten Monate beim CFC Genua

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Wie Blessin einen Hype auslöst

Der deutsche Trainer Alexander Blessin hat in der Serie A aus dem scheinbar hoffnungslosen Abstiegskandidaten CFC Genua ein Team geformt, das wieder an den Klassenerhalt glaubt. Bei SPORT1 erklärt der 48-Jährige, wie er das angestellt hat.
Alexander Blessin erlebt einen holprigen Start beim CFC Genua. Der Deutsche kürt sich aber immerhin zum Remis-Startkönig.
Der deutsche Trainer Alexander Blessin hat in der Serie A aus dem scheinbar hoffnungslosen Abstiegskandidaten CFC Genua ein Team geformt, das wieder an den Klassenerhalt glaubt. Bei SPORT1 erklärt der 48-Jährige, wie er das angestellt hat.

Wer in Deutschland den Namen Alexander Blessin hört, zuckt häufig mit den Schultern - selbst ausgewiesene Fußball-Experten müssen häufig passen.

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Blessin? Vielleicht schon mal gehört. Dass aber der gebürtige Stuttgarter in der italienischen Serie A arbeitet - und zwar ziemlich erfolgreich - dürfte vielen Fußballfans hierzulande entgangen sein.

Der 48-Jährige, der in der vergangenen Saison den belgischen Provinzklub KV Oostende sensationell auf Platz 4 geführt hatte, ist seit dem 19. Januar Trainer des CFC Genua. Dabei hat er hat aus dem klaren Abstiegskandidaten binnen drei Monaten ein Team geformt, das wieder Hoffnung schöpft. (DATEN: Die Tabelle der Serie A)

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Und nicht nur das: Mit seinem von der RB-Schule geprägten Stil (Blessin war Jugendtrainer in Leipzig) begeistert er die anfangs skeptischen Genua-Fans genauso wie die italienischen Medien.

Schon nach seinem ersten Spiel gegen Udinese (0:0) schrieb die Gazzetta dello Sport: „Fügt man ein „g“ an, wird aus Blessin das englische „Blessing“, ein Segen.“

Blessin: „Die Zeit bislang war unglaublich“

Kein Geringerer als die italienische Trainerlegende Fabio Capello adelte Blessin - neben Atalanta-Coach Gian Piero Gasperini - unlängst. Capello führte die Taktik der beiden Trainer als Lehrbeispiel dafür an, wie der italienische Fußball aus seiner Krise kommen könne.

Im SPORT1-Interview beschreibt Blessin seine ersten drei Monate beim ligurischen Traditionsverein. Er erklärt, wie er die Tifosi in Genua von seiner Fußballidee begeisterte und verrät, warum Nadiem Amiri noch nicht Fuß gefasst hat.. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Serie A)

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SPORT1: Herr Blessin, Sie sind jetzt knapp drei Monate bei Genua und haben schon viel erlebt. Erzählen Sie mal, wie Sie diese Zeit erlebt haben.

Blessin: Die vergangenen Monate waren sehr aufregend. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion bin ich am 19. Januar vom KV Oostende nach Genua gewechselt. Das macht man nicht jeden Tag, Knall auf Fall den Verein zu wechseln. Dann hatte ich nur zwei Tage Zeit, um mich auf das erste Spiel vorzubereiten. Rangnick hatte sein erstes Spiel bei Manchester United von der Tribüne aus gecoacht, das wollten wir aber nicht, wir wollten gleich aktiv dabei sein. Die Zeit bislang war unglaublich.

SPORT1: Sie haben sich gleich in die Geschichtsbücher eingetragen, indem Sie in den ersten sieben Spielen sieben Unentschieden holten. Für einen Abstiegskandidaten ist eigentlich eine starke Bilanz – oder wie haben Sie das bewertet?

Blessin: Im Normalfall könnte man super positiv in die Zukunft schauen, mit einem 1-Punkte-Schnitt steigt man nicht ab. Wir können auch mit der Art und Weise zufrieden sein, wie wir gespielt haben. Das Problem ist bloß, dass wir in einigen Spielen Punkte haben liegen lassen.

SPORT1: Im Umfeld ist die Stimmung inzwischen prächtig. Es scheint, als habe sich schnell eine richtige Verbindung zwischen Ihnen und den Genua-Fans aufgebaut. Stimmt das?

Blessin: Auf jeden Fall. Erst hieß es, da kommt ein unbekannter Deutscher, der diese Herkulesaufgabe stemmen muss. Da wurde ich von den Tifosi erstmal kritisch beäugt. Man muss wissen: In Genua herrschte Untergangsstimmung, viele haben nicht mehr an den Klassenerhalt geglaubt, nach dem ersten Spiel haben wir aber direkt Beifall bekommen, weil die Fans gesehen haben, was wir mit der Mannschaft vorhaben. Ich mag die Leute hier mit ihren Emotionen. Unsere guten Ergebnisse haben dann ihr Übriges getan. Das wird honoriert. Seit ich da bin, haben wir eine bombastische Abwehrleistung abgeliefert und in neun Spielen nur drei Gegentore bekommen. Die Crux ist, dass wir auch nur drei Tore geschossen haben, wobei wir es verpasst haben, unsere vielen hochkarätigen Chancen in weitere Treffer zu münzen.

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„Ich wollte auf den richtigen Moment warten“

SPORT1: Am Montag haben Sie das erste Spiel verloren, es gab ein 0:1 in Verona. Wie bewerten Sie aktuell den Abstiegskampf?

Blessin: Als ich angefangen habe, hatten wir acht Punkte Rückstand auf einen Nicht-Abstiegsplatz, jetzt sind es noch drei. Es sind noch acht Spiele zu gehen, mein Optimismus bleibt weiter bestehen.

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SPORT1: Interessanterweise sind Sie in Italien und Belgien bekannter als in Deutschland. War es Ihr Plan, nach Ihrer RB-Jugendarbeit ins Ausland zu gehen?

Blessin: Nein, das hat sich ergeben. Ich hatte viele Gespräche in Deutschland, immer mal wieder Anfragen aus der 2. und 3. Liga. Aber die Gespräche haben mich alle nicht überzeugt. Es gibt immer Vereine, bei denen es schwierig ist. Da habe ich mich einfach nicht wohlgefühlt, ich wollte auf den richtigen Moment warten. Viele haben mich vor dem Ausland als erste Station gewarnt. Aber ich habe gedacht: Warum nicht? Rauskommen aus der Komfortzone. Und es hat sich gelohnt. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Serie A)

SPORT1: Ist es Ihnen schwergefallen, Oostende quasi über Nacht zu verlassen?

Blessin: Ich bin Verbindungen eingegangen, Freundschaften. Das kommt im Profi-Fußball nicht so häufig vor. Die Zeit wird immer bleiben. Ich habe alle ins Herz geschlossen, es war eine ganz tolle Zeit. Dann einfach so zu gehen, ohne Abschied, war schwierig. Ich habe eine Abschiedsbotschaft per Video geschickt. Ich hoffe, ich kann irgendwann noch mal vorbeikommen. Es hört sich ein bisschen melancholisch an, aber es geht einem schon nahe. Ich bin Fußball-Romantiker und werde sicher gerne zurückkommen. Die Menschen sind mir wichtig.

SPORT1: In den italienischen Medien heißt es, Sie würden mit Ihrer Taktik den Fußball in der Serie A aufwirbeln. Sogar Fabio Capello sagt, man müsse auf Gasperini und Blessin schauen, wenn man den italienischen Fußball erneuern wolle. Wie haben Sie dieses Kompliment aufgenommen?

Blessin: Fabio Capello ist eine Legende! Ehrlich gesagt, hätte ich nie gedacht, dass er meinen Namen kennt. Da komme ich mir klein neben ihm vor. Trotzdem ehrt es mich natürlich. Es hat mich sehr gefreut, dass er ein paar Spiele von uns gesehen hat.

„Ralf Rangnick kann ein Lied davon singen“

SPORT1: In Italien setzt man seit jeher fast nur auf inländische Trainer. Rächt sich das nun, wenn man auf die internationalen Ergebnisse schaut?

Blessin: Ausländischer Input kann immer guttun. In England sind viele ausländische Top-Trainer, das hilft dem Fußball dort. Ich glaube, dass die besten Trainer die Spieler weiterentwickeln können. In Italien ist man manchmal etwas skeptisch, das Gleiche in Belgien. Dort hieß es auch, als ich nach Oostende kam: Warum ein deutscher Trainer? Danach war man anderer Meinung und hat gesagt, dass es dem Land guttut. Ich glaube, in Italien wird gerade aufgearbeitet, warum es nach der gewonnenen EM nicht mehr läuft. Klar, dass so eine Aussage von Capello die Sinne schärft, worauf man künftig vielleicht achten muss. Aber man muss natürlich auch schauen, welche Spieler man für seine Taktik zur Verfügung hat. Ralf Rangnick kann bei Manchester United ein Lied davon singen.

SPORT1: Das Schwabenland hat sich als Zentrum einer unglaublich erfolgreichen Trainer-Generation erwiesen. Thomas Tuchel, Jürgen Klopp, Ralf Rangnick, Julian Nagelsmann, Domenico Tedesco und auch Hansi Flick, der zumindest aus dem schwäbischen Dunstkreis kommt. Da scheint die Häufung fast zu groß, dass man von Zufall sprechen könnte. Was meinen Sie?

Blessin: Stimmt, und dann kommen auch noch Trainer wie Matthias Jaissle oder Sebastian Hoeneß dazu! Es ist schon erstaunlich, dass so viele aus dem Schwabenland kommen. Viele der Genannten tragen die RB-Philosophie in sich. 50 bis 60 Prozent dieser Identität sind vergleichbar. Das ist der eine Teil. Und dann versucht jeder Trainer noch, etwas Eigenes dazuzustellen.

SPORT1: Zurück zu Ihrer Aufgabe in Genua. Was macht Sie zuversichtlich, dass Sie den Klassenerhalt noch schaffen?

Blessin: Die Mannschaft zieht gut mit, ist sehr offen. Wir haben uns kontinuierlich gesteigert. Aus der jüngsten Niederlage gilt es zu lernen und den nächsten Schritt zu machen. Auch das Umfeld macht mir Hoffnung in Verbindung mit Johannes Spors, unserem Sportdirektor. Ich finde es wichtig, einen Manager zu haben, der dich genau kennt. Es ist kein kurzfristiges, sondern ein längerfristiges Engagement. Das ganze Umfeld hat Blut geleckt.

SPORT1: In Ihrem Kader ist aus deutscher Sicht vor allem Nadiem Amiri, der ebenfalls im Winter nach Genua wechselte, interessant. Schaut man sich die Einsatzzeiten (insgesamt nur 193 Spielminuten) an, könnte man meinen, dass er noch nicht angekommen ist. Woran liegt das?

Blessin: Nadiem hat unglaubliche Fähigkeiten. Doch er kam hierher und hatte einen Virus, war zwei Wochen krank. Dadurch hat er vier Kilo verloren, viel an Substanz verloren. Wir müssen ihn heranführen, damit er belastbarer wird. Aber gerade ist es verdammt schwer, weil wir nicht die Zeit haben, mit Einsatzzeiten um uns zu schmeißen. Mir tut er da besonders leid, weil er viel Pech hatte.