Sportlich läuft es bei Inter Mailand rund. Nach zwei Spieltagen grüßen die Nerazzurri mit zwei Siegen, sechs Punkten und einem Torverhältnis von 6:1 von Platz 1 in der Serie A.
Inter-Fans fallen Lukaku in Rücken
Nach acht Scudetti in Folge von Juventus Turin will die Mannschaft von Trainer Antonio Conte den Erzrivalen endlich wieder vom Thron stoßen und zum 19. Mal italienischer Meister werden.
Mitverantwortlich für den Aufschwung ist auch Neuzugang Romelu Lukaku, der im Sommer für 65 Millionen Euro von Manchester United in die Lombardei wechselte und in zwei Spielen zwei Mal ins Schwarze traf.
Lukaku wird mit Affenlauten von Cagliari-Fans verhöhnt
Beim Auswärtsspiel bei Cagliari Calcio wurde der 26-Jährige, der im belgischen Antwerpen geboren wurde, nach seinem Treffer mit Affengesängen verhöhnt - und forderte daraufhin öffentlich, entschiedener gegen Diskriminierung anzukämpfen:
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"Es ist 2019. Aber anstatt vorwärts zu gehen, gehen wir rückwärts", schrieb Lukaku auf Instagram. Er forderte alle Spieler der Liga auf, "sich zu vereinigen und eine Erklärung abzugeben. Viele Spieler wurden im letzten Monat rassistisch beleidigt, ich gestern auch. Fußball ist ein Spiel, das jedem Spaß macht, und wir sollten keine Form von Diskriminierung akzeptieren, die Schande über unser Spiel bringt", erklärte Lukaku.
Darüber hinaus müssten Social-Media-Plattformen wie Instagram, Twitter und Facebook besser mit den Fußball-Klubs zusammenarbeiten, "da man jeden Tag zumindest einen rassistischen Kommentar unter einem Beitrag einer farbigen Person sieht. Darauf weisen wir seit Jahren hin - und nichts passiert."
Insbesondere hatte der belgische Top-Stürmer wohl auf die Solidarität farbiger Fußball-Profis gehofft, insgeheim aber auch die Solidarität von möglichst vielen Inter-Anhängern erwartet. Nur war dem leider nicht so.
Inter-Fans fallen Lukaku in den Rücken
Stattdessen antworteten die Fans der Mailänder Nordkurve Lukaku mit einem absurden offenen Brief:
"Ciao Romelu, wir schreiben Dir im Namen der Curva Nord, ja, die Jungs, die Dich bei Deiner Ankunft in Mailand begrüßt haben. Es tut uns wirklich leid, dass Du dachtest, das, was in Cagliari passiert ist, sei rassistisch. Du musst verstehen, dass Italien nicht wie viele andere nordeuropäische Länder ist, in denen Rassismus ein echtes Problem ist. Wir verstehen, dass es Dir rassistisch vorkommen kann, aber so ist es nicht.
In Italien benutzen wir einige 'Wege' nur, um 'unseren Teams zu helfen' und zu versuchen, unsere Gegner nervös zu machen, nicht wegen Rassismus, sondern um sie zu verwirren. Wir sind eine multi-ethnische Fan-Organisation und haben immer Spieler von überall her begrüßt. Allerdings sind wir in der Vergangenheit immer so mit den Spielern anderer Teams umgegangen und werden es wahrscheinlich auch in Zukunft tun. Wir sind nicht rassistisch und auch nicht die Cagliari-Fans."
Statt Rückendeckung zu erhalten, fielen also seine eigenen Fans dem 26-Jährigen in den Rücken - und setzten noch einen obendrauf, indem sie Lukaku erklärten, was Rassismus eigentlich sei:
"Wenn Du erklärst, dass Rassismus ein Problem ist, das in Italien zu bekämpfen sei, hilfst du nur bei der Unterdrückung aller Fußball-Fans, einschließlich uns, und trägst dazu bei, ein Problem zu schaffen, das nicht wirklich da ist, beziehungsweise hier nicht so wahrgenommen wird wie in anderen Ländern."
Cagliari-Anhänger sind Wiederholungstäter
Der offene Brief der Inter-Anhänger endete schließlich mit folgendem Satz: "Italienische Fans sind vielleicht nicht perfekt und wir können die Frustration über diese Ausdrücke verstehen, aber sie sind definitiv nicht rassistisch gemeint."
Am Rande sei bemerkt: Cagliari Calcio blieb von einer Bestrafung durch die Serie A bislang verschont. Dabei sind die Fans des sardischen Klubs Wiederholungstäter. In den vergangenen Jahren wurden unter anderem Samuel Eto'o, Sulley Muntari, Blaise Matuidi und Moise Kean von den Anhängern der Rossoblu mit Affenlauten verhöhnt.
Lukaku war nun das jüngste Opfer - und es steht zu befürchten, dass er nicht das letzte war.