Pep Guardiola legte ungläubig die Hände auf seine Glatze, dann setzte er im Stile eines mittelalterlichen Mönches zur Selbstgeißelung an. „Ich kann nichts zu meiner Verteidigung vorbringen“, sagte der Startrainer nach der Last-Minute-Pleite im Manchester-Derby, der achten Niederlage in den jüngsten elf Pflichtspielen. Mea culpa - alles meine Schuld!
Wie lange hält er noch durch?
„Ich bin der Boss. Ich muss eine Lösung finden, aber ich finde keine Lösung. Ich bin nicht gut genug, so einfach ist das“, sagte Guardiola nach dem 1:2 (1:0) mit City gegen United. Es waren Sätze wie Peitschenhiebe auf den nackten Rücken.
Und auch wenn Guardiola sie womöglich gar nicht so meinte, wie die englische Presse analysierte, so wirkte der vielleicht beste Trainer seiner Generation mindestens ratlos. Schon wieder! Die Daily Mail sieht in Guardiola einen Mann, „der in einen Abgrund schlittert, aus dem er nie wieder herauskommen wird“.
Die überalterte Mannschaft scheint verloren
Seine überalterte Mannschaft um die Veteranen Ilkay Gündogan, Kevin De Bruyne und Kyle Walker (alle 34) scheint verloren. Nach vier Meisterschaften in Serie sowie dem Triple 2023 muss sie sich plötzlich die Mentalitätsfrage gefallen lassen.
In der Schlussphase, als City der sicher geglaubte Sieg durch Tore von Bruno Fernandes (88., Foulelfmeter) und Amad Traore (90.) noch entglitt, habe die Guardiola-Elf „wie eine U15“ gespielt, schimpfte Bernardo Silva, und „dumme Entscheidungen“ getroffen. „Wir können nicht mehr behaupten, dass wir nur Pech hätten“, meinte er.
„Wenn man acht von elf Spielen verliert, dann läuft etwas falsch“, gab der konsternierte Guardiola zu. Und ja, ergänzte er, der Spielplan sei „hart“, hinzu kämen viele Verletzte. Aber „nein“, daran liege es nicht. Seine Derby-Startelf hat 562 Millionen Euro gekostet.
Torwart Ederson seit Wochen außer Form
Doch die Dominanz ist verloren gegangen, gegen das auch nicht formstarke United war der Ballbesitz nahezu gleich verteilt. Torwart Ederson ist seit Wochen außer Form, hinter Superstar Erling Haaland (18 Saisontore) fehlt ein weiterer Torgarant. Verteidiger Josko Gvardiol, der das 1:0 besorgt hatte (36.), ist mit vier Treffern zweitbester Schütze.
Und jetzt? Der Fußball-Chefreporter der BBC vermeldete am Montag pflichtschuldigst, ein Rauswurf Guardiolas sei „nicht wirklich“ zu erwarten - allein, dass dieser öffentlich diskutiert wird, zeigt die prekäre Lage. Doch entlassen kann sich der Katalane nur selbst.
„Was wir tun müssen? Weiter arbeiten“, sagte Guardiola. Er müsse „einen Weg“ in die Köpfe der Spieler finden, dafür werde er schließlich „unglaublich gut bezahlt“.