„Das einzige Problem ist die Zeit. Wir dürfen bei der Analyse nicht unfair sein. Ich glaube an ihn, ich glaube“. Mit diesen Worten hatte Mauricio Pochettino in der vergangenen Saison sein Vertrauen in den damals noch viel kritisierten Nicolas Jackson bekräftigt - und Recht behalten. Denn inzwischen hat sich Chelseas viel gescholtener Neuzugang aus der letzten Saison (35 Millionen Euro Ablöse, von Villarreal) an der Stamford Bridge durchgesetzt und all seine Kritiker Lügen gestraft.
Vom Chancentod zum Shootingstar
In dieser Spielzeit steht der erst 23-Jährige bei neun Toren und drei Vorlagen in 15 Einsätzen und liegt mit seinen Blues mittlerweile auf dem zweiten Platz der Premier League. Die Zeit, die sein Ex-Trainer Pochettino für Jackson verlangte, selbst jedoch nicht zugesprochen bekam, hat der Senegalese genutzt und sich zu einem der gefährlichsten Stürmer Englands gemausert.
Nur Haaland traf häufiger als Jackson aus dem Spiel
Nur Erling Haaland hat in dieser Saison in der Liga mehr Tore aus dem Spiel erzielt (12), Mohamed Salah liegt bei mehr Spielzeit gleichauf mit Jackson (9), der seine Vorverurteilung als Chancentod überwunden hat. „Er ist vor Salah. Es gibt nur Haaland, der über ihm steht. Es gibt so viele technisch versierte Spieler, die viele Tore geschossen haben, und er steht da ganz oben mit ihnen. Er verdient mehr Respekt“, sagte TV-Experte Peter Crouch (468 PL-Einsätze, 106 Tore) bei TNT Sports mit Verweis auf diese Statistik bereits zum Saisonbeginn.
Unterbot der 14-malige Nationalspieler seinen xGoals-Wert (statistisch erwartete Tore) in der abgelaufenen Spielzeit noch deutlich (nur 14 Tore bei 18,6 xGoals), übertrifft er ihn in dieser Saison sogar (9 Tore bei 8,5 xGoals). Dass er sich durch seine Schnelligkeit, gepaart mit seinen gut gewählten Laufwegen, Möglichkeiten kreieren kann, hatte er bereits unter Beweis gestellt - nun nutzt er sie auch. „Letztes Jahr wurde er dafür kritisiert, aber er hat sich immer weiter Chancen herausgespielt. Und jetzt nutzt er sie auch noch. Er ist unglaublich gut“, lobte ihn Crouch.
Jackson bleibt ehrgeizig: „Habe es noch nicht geschafft“
Selbstzufriedenheit stellt sich bei Jackson deswegen aber nicht ein. „Ich habe es noch nicht geschafft. Ich bin gerade erst dabei, mich zu verbessern“, zeigte sich der Mittelstürmer Anfang Dezember in einem Interview mit Greatest Sport weiterhin ehrgeizig. „Es zu schaffen bedeutet, jedes Jahr 30 Tore zu schießen und Trophäen zu gewinnen. Ich bin gerade erst dabei, mich einzuleben.“
Wie ehrgeizig Jackson ist, war für Zuschauer auch bei Chelseas Comeback-Sieg gegen Tottenham (4:3) ersichtlich. Als er in der 76. Minute beim Stand von 4:2 ausgewechselt wurde, war der Stürmer sichtlich frustriert und ließ seinen Emotionen auf der Bank freien Lauf. Trotz des kleinen Ausbruchs hatte Trainer Enzo Maresca im Anschluss nur Lob für seinen Torgaranten übrig.
„Das Wichtigste!“: Maresca hebt Jackson-Moment hervor
„Nico war aufgeregt und traurig, weil er kein Tor geschossen hat. Aber für mich hat Nico, und das ist etwas, was man hervorheben muss, das Wichtigste im Spiel gegen Tottenham getan“, so Maresca, der ausführte: „Als wir das 2:2 durch Cole (Palmer, Anm. Red) erzielten, feierten alle mit Cole. Es gab nur einen Spieler, der zum Ball ging und ihn schnell zurück in die Mitte brachte, um wieder anzufangen. Das war Nico.“
„Das zeigt den Willen von Nico, das Spiel zu gewinnen. Zehn Spieler, die das Tor feiern und nur einer, der den Ball nimmt und ihn bis zur Mittellinie bringt. Das zeigt, wie Nico drauf ist“, lobte der Italiener seinen Spieler, der in dieser Saison auch den Respekt der Experten bekommt.
„Er ist ein junger Stürmer, der sein Handwerk erst auf der größten Bühne lernt. Aber er ist in einer guten Position. Der Manager glaubt eindeutig an ihn“, zeigte sich Joe Cole (282 Einsätze für Chelsea) bei TNT Sports zuversichtlich, dass in Jackson sogar noch mehr Potenzial schlummert. Wer weiß, vielleicht hängt Chelseas Torgarant in Zukunft sogar Haaland ab?