Manchester United hat einen neuen Trainer. Mit Ruben Amorim haben die „Red Devils“ einen der aktuell begehrtesten Trainer des europäischen Fußballs verpflichten können. Sowohl der FC Liverpool als auch West Ham United hatten den Portugiesen bereits auf dem Zettel. Doch was ist das Erfolgsgeheimnis von Ruben Amorim?
Kann er Manchester United retten?
Nach seiner Spielerkarriere – in der er immerhin 17 Mal das Trikot der portugiesischen Nationalmannschaft trug – ließ sich der heute 39-Jährige nicht viel Zeit. Bereits im Alter von 33 Jahren begann Amorim 2018 seine Trainerkarriere beim portugiesischen Drittligisten Casa Pia AC.
Sperre wegen fehlender Trainerlizenz
Dabei wurde der junge Trainer für seinen großen Tatendrang zunächst bestraft. Da Amorim keine Trainerlizenz besaß, verlor seine Mannschaft neun Punkte. Dazu wurde er zudem für zwölf Monate gesperrt. Nach seinem Rücktritt wurde diese drakonische Strafe allerdings zurückgenommen – und so saß der Portugiese nur wenige Monate später auf der Trainerbank von Sporting Braga.
Dort lenkte er mit zehn Siegen aus 13 Spielen schnell die Aufmerksamkeit von Sporting Lissabon auf sich. Nur wenig später - am 5. März 2020 - saß der junge Trainer erstmals auf der Bank der Grün-Weißen aus Lissabon.
Amorim sorgt für ersten Titel seit 19 Jahren
In der folgenden Saison, der ersten kompletten Spielzeit bei Sporting, gewann er mit dem portugiesischen Hauptstadtklub bereits die nationale Meisterschaft. Damit beendete er in Lissabon eine Durststrecke von 19 Jahren. Seitdem sammelte er dort insgesamt sechs Titel.
Doch nun ist die Ära in Lissabon zu Ende gegangen. Ganz Manchester fragt sich jetzt: Kann Amorim auch die Red Devils wieder zum Leben erwecken? Mut machen sollte den englischen Fans, dass Amorim die größten Probleme bei United in den Griff bekommen könnte.
„Verbreitet hervorragende Stimmung“
Dem Portugiesen werden starke Kommunikationsfähigkeiten nachgesagt. Er gehöre „zu den Trainern, die in der gesamten Mannschaft eine hervorragende Stimmung verbreiten, das ist zweifellos das Ergebnis seiner kommunikativen Einstellung“, berichtete der portugiesische Fußballexperte Tom Kundert der Daily Mail. Probleme mit schwer erziehbaren Spielern wie Jaydon Sancho oder Mason Greenwood könnten so der Vergangenheit angehören.
Zudem hat Amorim in seinen vier Jahren bei Sporting Lissabon eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass er ein echter Taktikfuchs ist. Sein System unterscheidet sich je nach Spielsituation deutlich. Die 3-4-3-Formation, die der Trainer in fast jedem Spiel praktizieren lässt, variiert meist zwischen einem 3-4-2-1 und einem 4-2-2-2.
Taktik ein Problem für Amorim?
Dass er in der Abwehr meist auf drei zentrale Verteidiger setzt statt auf zwei Innenverteidiger, könnte jedoch zumindest anfangs zu Problemen führen. Denn Vorgänger Erik ten Hag ließ bei United mit einer klassischen Viererkette inklusive zwei Innenverteidigern spielen.
Der ehemalige englische Nationalspieler und heutige Experte Jamie Carragher schrieb daher in seiner Kolumne für The Telegraph auch, dass sich sein Ex-Klub Liverpool aus dem Grund womöglich gegen Amorim als Nachfolger von Jürgen Klopp entschieden habe.
„Ich vermute, dass Liverpool Arne Slot im letzten Sommer Amorim auch vorgezogen hat, weil der Niederländer die traditionelle Viererkette bevorzugt, so dass der Übergang für die Mannschaft, die er übernommen hat, einfacher war“, schrieb Carragher.
Findet Amorim auch in Manchester die richtige Balance?
Dennoch könnte Amorim langfristig auch mit United Erfolg haben. Nicht nur weil er taktisch variabel spielen lassen kann, sondern weil er mit Sporting den Ball auch sehr sicher zirkulieren ließ. Seine Mannschaft verlor so gut wie nie trotz gegnerischen Pressings den Ball. Ballsicherer als sein Sporting-Team waren in der vergangenen Saison nur Amorims neuer Rivale Manchester City sowie Inter Mailand.
Amorim könnte also genau der richtige sein, um die richtige Balance zwischen Defensive und Offensive bei Manchester United zu finden.
Seine Aufgabe ist jedoch keine leichte, die er pünktlich zu Beginn der Länderspielpause am 11. November antritt. Da passt es ganz gut, dass er sich dann auf sein erstes Pflichtspiel mit den „Red Devils“ ein paar Tage länger vorbereiten kann als im eng getakteten Kalender der Premier League üblich.
Am 24. November gegen Ipswich Town wird er dann erstmals an der Seitenlinie stehen.