James McClean hat es nicht leicht. Der Kapitän des britischen Drittligisten AFC Wrexham aus Wales - international berühmt geworden durch Miteigentümer Ryan Reynolds und die Doku „Welcome to Wrexham“ - wurde immer wieder von Fans beschimpft.
Sonderregel für eine Reizfigur
Das wollte die Liga EFL nicht länger hinnehmen und hat die Sicherheitsbeauftragten aller 72 Vereine schriftlich über die Ausnahmeregelung für McClean informiert.
Demnach darf der Ire den Platz auf dem kürzesten Weg Richtung Kabine verlassen, wenn es Beschimpfungen geben sollte. Das soll nicht nur für McClean gelten, sondern auch für andere Spieler, die in ähnlicher Art und Weise angegangen werden.
Doch warum hat McClean die Wut der Fans auf sich gezogen? Dahinter steckt eine brisante Geschichte.
Eine Weigerung mit Folgen
Der 35-Jährige weigerte sich, im Jahr 2012 am Remembrance Sunday eine Mohnblume zu tragen. Der „Remembrance Sunday“ ist im Vereinigten Königreich und dem Commonwealth ein Gedenktag, der an Soldaten und Zivilisten erinnert, die in den beiden Weltkriegen und späteren Konflikten Dienst taten.
Klingt unverfänglich, ist es für McClean aber nicht: McClean ist in der nordirischen Stadt Derry geboren und aufgewachsen und hat wegen der politisch-historischen Verstrickungen einen anderen Bezug zu der symbolischen Aktion: Er will die Mohnblume nicht tragen, weil er dies als Zeichen der Respektlosigkeit gegenüber seiner Gemeinde im Zusammenhang mit dem „Bloody Sunday“ empfindet, als 1972 14 Männer, allesamt Katholiken, während eines Protestmarsches von britischen Soldaten erschossen wurden.
Nicht nur McClean, auch mehrere Teams wurden vom Verband FA seinerzeit wegen Fehlverhaltens angeklagt. McClean sagt jedoch, er sei „mehr Beschimpfungen ausgesetzt als jeder andere Spieler in England“.
Sonderregel für Wrexham-Kapitän McClean
Die Liga hoffe nun, dass das vorgeschlagene Auswechselverfahren „dazu beitragen wird, diese Vorfälle zu reduzieren und auch dazu, dass Herr McClean das Spielfeld ohne Zwischenfälle verlassen kann“. Besonders ein Vorfall stach dabei heraus: Im September wurde McClean bei seiner Auswechselung mit Gegenständen beworfen - und das sogar im heimischen Stadion.
Im EFL-Schreiben, über das zuerst die Daily Mail berichtete, hieß es weiter: „Sie werden wissen, dass James McClean oft von einigen Fans beschimpft wird. Dies hat in der Vergangenheit zu FA-Sanktionen gegen den Verein geführt, da die Gesänge rassistisch oder religiös motiviert waren und daher als Hassverbrechen eingestuft wurden. Es wurden auch schon Raketen geworfen.“
„Es wurde nun vereinbart, dass Herr McClean in Zukunft, wenn er das Spielfeld aus irgendeinem Grund verlassen muss, den kürzesten Weg zum Tunnel nehmen wird“, so die EFL.
Strafen für Klubs und Spieler
Im Juni vergangenen Jahres der FC Millwall von der FA in drei Fällen wegen antikatholischer Gesänge, die von Teilen der Fans während des Meisterschaftsspiels gegen McClean, damals bei Wigan Athletic, angestimmt wurden, wegen Fehlverhaltens angeklagt.
Ähnlich erging es dem FC Blackpool in der Saison 2022/23. Der Klub wurde damals wegen des „unangemessen, anstößig, beleidigend, unanständig oder beleidigend mit ausdrücklichem oder implizitem Bezug auf die Religion“ Verhaltens der Fans von der FA zu einer Geldstrafe in Höhe von 35.000 Pfund verurteilt.
Indes musste der FC Barnsley 20.000 Pfund Geldstrafe zahlen und bis 2020 ein Plan erarbeiten, nachdem ein Teil seiner Anhänger während seiner Zeit bei Stoke City antikatholische und anti-irische Gesänge gegen McClean angestimmt hatte.
Doch nicht nur Klubs wurden bestraft, auch ein Spieler bekam eine lange Sperre. Kirk Broadfoot, der damals als Verteidiger bei Rotherham United aktiv, wurde für zehn Spiele gesperrt, nachdem eine FA-Kommission ihn für schuldig befunden hatte, im Jahr 2015 „beleidigende und/oder beschimpfende Worte“ gegenüber McClean verwendet zu haben.