Brennan Johnson hätte am Wochenende für Tottenham Hotspur Historisches schaffen können. Doch seine Torserie riss. Nachdem Johnson zuvor in sechs Pflichtspielen in Folge für die Spurs getroffen hatte, blieb er am Samstag beim 4:1-Sieg gegen West Ham United glücklos.
Englands neue Tormaschine
Es wäre ein Novum in der Klubgeschichte seit Gründung der Premier League 1992 gewesen. So teilt sich Johnson die Bestmarke für die längste Torserie mit den Klub-Idolen Teddy Sheringham und Harry Kane. Coach Ange Postecoglou verteilte auch ohne Tor ein Sonderlob an Johnson.
„Ich habe es den Jungs gesagt: Ich weiß, dass Brennan Johnson heute kein Tor geschossen hat, aber ich denke, das war seine beste Leistung für uns, weil er Pedro (Porro, Anm. d. Red.) geholfen hat, das Team in der Defensive unterstützt hat und trotzdem in der Offensive gefährlich war“, erklärte Postecoglou nach dem Spiel.
Mit seinen sechs Saisontoren ist Johnson aktuell der Toptorjäger der Spurs. Eine Entwicklung, die noch vor wenigen Wochen nicht absehbar war. Und die auch mit einer radikalen Entscheidung zu tun hat.
Johnson reagiert auf Anfeindungen in den Sozialen Medien
Rückblick: Nach der 0:1-Niederlage im Nord-London-Derby gegen den FC Arsenal Mitte September hagelte es massive Kritik. Vor allem Johnson sah sich in den Sozialen Medien Anfeindungen und Beleidigungen ausgesetzt.
Johnson zog radikale Konsequenzen und löschte sein Instagram-Profil.
Und auf dem Rasen platzte der Knoten: Wenige Tage später erzielte der 23-Jährige im League Cup gegen Coventry City in der Nachspielzeit den 2:1-Siegtreffer. Es war gleichzeitig der Startschuss für seine beeindruckende Torserie.
Nur drei Tage später legte Johnson beim 3:1-Sieg gegen Brentford mit seinem ersten Saisontor in der Premier League nach. Beim Torjubel legte er seinen Zeigefinger auf seinen Mund, ein deutliches Signal an die Kritiker.
„Jeder Fußballer erlebt schwierige Momente und er hat das wirklich gut gemeistert. Ich denke, das gibt ihm Zuversicht, wenn der nächste schwierige Moment kommt - und der kommt unweigerlich -, dann weiß er, was ihm wichtig ist“, sagte Postecoglou anschließend.
Spurs-Coach verurteilt Anfeindungen
Zudem verurteilte der Australier damals die Anfeindungen gegen seinen Schützling in den Sozialen Medien. „Ich hasse es, wie diese Dinge einfach Normalität geworden sind“, meinte der 59-Jährige. Er habe zu seiner aktiven Zeit auch einiges abbekommen, „aber das war meistens auf der Tribüne und dann war das Spiel vorbei und man ging nach Hause“.
Und Postecoglou wurde deutlich: „Dass man beschimpft wird - und es sind Beleidigungen, viele davon persönlich - und es nun mal Teil des Geschäfts ist, das sehe ich nicht so.“
Schließlich brach er eine Lanze für Johnson. „Er arbeitet jeden Tag bis zum Umfallen, bittet um Feedback und versucht so sehr, der Spieler zu werden, der er sein möchte. Das tut ihm sehr weh“, erklärte Postecoglou. „Also was hat er verbrochen? Sein Verbrechen ist, dass er nicht die Leistung bringt, die die Leute von ihm erwarten.“
Johnson stammt aus Nottingham, wurde bei Forest ausgebildet und schaffte nach zwischenzeitlicher Leihe zu Lincoln City auch bei seinem Jugendklub den Durchbruch. Nach 29 Toren in 109 Spielen wechselte Johnson im Sommer 2023 für stolze 55 Millionen Euro zu den Spurs. In seiner Debütsaison gelangen ihm in 32 Premier-League-Spielen immerhin fünf Tore und zehn Assists.
Wales-Coach Bellamy schwärmt von Johnson
Und mittlerweile ist Johnson auf gutem Weg, seine Torausbeute in der Premier League zu toppen. Auch wenn sein Lauf am Wochenende vorerst endete.
Immerhin konnte er zuletzt seine starke Form auch im Trikot der walisischen Nationalmannschaft bestätigen. Beim 2:2 gegen Island traf Johnson in der Nations League zur frühen Führung, beim 1:0-Sieg gegen Montenegro musste er dann allerdings wegen einer Gelbsperre aussetzen.
Sein Nationalcoach Craig Bellamy weiß, was er an Johnson hat. „Er ist ein guter Fußballer, er hat unglaubliches Talent, seine hohe Intensität geht durch die Decke, er zählt zur Elite“, schwärmte Bellamy.
Er sei auf jeden Fall das Geld wert, das die Spurs im vergangenen Jahr für ihn gezahlt hätten, meinte der ehemalige Offensivstar noch. Gut möglich, dass Johnsons torloser Auftritt gegen West Ham nur ein Ausrutscher war. Am Donnerstag gegen AZ Alkmaar in der Europa League hat er die Chance, eine neue Torserie zu starten.