Beim früheren Fußball-Europacupgewinner FC Everton steht nach monatelangen Turbulenzen ein Besitzerwechsel kurz bevor. Die Friedkin Group des US-Milliardärs Dan Friedkin übernimmt beim englischen Traditionsklub aus Liverpool den rund 94-prozentigen Anteil von der Blue Heaven Holding des ebenfalls milliardenschweren britisch-iranischen Multi-Unternehmers Farhad Moshiri.
Hummels-Boss vor Einstieg in Everton!
In einer gemeinsamen Mitteilung verwiesen beide Konzerne auf die noch ausstehenden Genehmigungen für den Verkauf der hochverschuldeten Toffees durch die englischen Behörden und Fußball-Organisationen. Informationen zur Höhe des Kaufpreises für Englands neunmaligen Meister lagen zunächst nicht vor.
Everton gilt als Sanierungsfall
Everton, das in der laufenden Premier-League-Saison nach fünf Runden noch sieglos und mit nur einem Punkt den vorletzten Tabellenplatz belegt, ist der zweite namhafte Fußball-Klub im Portfolio seiner künftigen Eigentümer. Friedkin gehört bereits der italienische Erstligist AS Rom, wo seit kurzer Zeit auch der deutsche Ex-Weltmeister Mats Hummels unter Vertrag steht.
Für Kenner ist Everton, das 1985 durch den Gewinn des damaligen Europapokals der Pokalsieger seinen größten Erfolg feierte, ein Sanierungsfall. 37 Jahre nach seiner bislang letzten Meisterschaft im Fußball-Mutterland plagen den Klub Schulden in einer Gesamthöhe von umgerechnet gut 720 Millionen Euro. Rund ein Drittel der Verbindlichkeiten stammt aus Anleihen des Vereins bei seinen mutmaßlich neuen Eigentümern. Friedkin allerdings dürfte die Summe nunmehr intern verbuchen können.
Kern aller Hoffnungen auf eine bessere Zukunft für Everton ist der bereits lange angestrebte Auszug aus dem seit 1892 als Spielstätte angestammten und entsprechend unrentablen Goodison Park. Ab 2025 soll das Team von Manager Dyche seine Heimspiele im neuen Everton Stadium austragen. Durch die 52.000 Zuschauer fassende Arena auf einem ehemaligen Dock-Gelände sollen die Spieltags-Einnahmen signifikant gesteigert werden.
Friedkins Übernahme kam nach dem Ausstieg des Investors aus den Verhandlungen mit Moshiri im zurückliegenden Sommer überraschend. Zwischenzeitlich hatten auch der US-Tycoon John Textor sowie die Investment-Gesellschaft 777, die am Berliner Zweitligisten Hertha BSC beteiligt ist, Interesse am Kauf des Klubs. Textor, auch Besitzer des französischen Erstligisten Olympique Lyon, musste aber wegen seiner Beteiligung an Evertons Ligarivale Crystal Palace zurückziehen, und 777 konnte mehrere ausgehandelte Fristen nicht einhalten.