Ryan Gravenberch wusste genau, was zu tun ist. Er fing den Pass von Manchester Uniteds Casemiro ab, trieb den Ball nach vorne und bediente außen Mo Salah perfekt. Wenige Sekunden später köpfte Luis Diaz zum 1:0 ein. Damit wurde das 3:0 vom FC Liverpool beim Rivalen eingeleitet und die Reds bleiben damit ohne Punktverlust in der Premier League.

Für seine Rolle beim Führungstreffer feierten die Teamkollegen Gravenberch hinterher ab. Unter einem Instagram-Beitrag zum Spiel reagierten die Mitspieler bei fast alle mit Flammen, applaudierenden Händen oder Herzen.

Der 22-Jährige trumpft bei den Engländern auf und so stellt sich die Frage: Hat der FC Bayern einen großen Fehler begangen, als man den jungen Niederländer vor einem Jahr für 40 Millionen Euro verkaufte?

Gravenberch bei Bayern von Nagelsmann zusammengestaucht

Immerhin überzeugt der Niederländer vor allem mit Qualitäten, die ihm einst beim FC Bayern abgesprochen wurden.

Bei den Münchnern kam Gravenberch in der Saison 2022/2023 aufgrund vermeintlich fehlender Defensivstärke nur selten zum Zug und der damalige Trainer Julian Nagelsmann machte ihm nach SPORT1-Informationen sogar eine gepfefferte Kabinenansage.

Der Niederländer bekam im zentralen Mittelfeld keine Chancen von Beginn an, blieb bei seinen 35 Einsätzen meist später Joker und flüchtete deshalb nach nur einem Jahr zu Liverpool.

Klopp baut Gravenberch bei Liverpool auf

Jürgen Klopp baute das Juwel wieder auf, der neue Coach Arne Slot lässt den Mittelfeldspieler nun richtig glänzen. Der niederländische Trainer hat das System der Reds umgestellt auf ein 4-2-3-1 mit zwei defensiven Abräumern vor der Viererkette.

Gravenberch ist einer davon. Bei Klopp wurde er noch ein wenig weiter vorne angeordnet. Doch nun räumt das ehemalige Ajax-Talent richtig ab.

Der Ex-Münchner ist im Teamranking bei vielen wichtigen Kategorien der Spitzenreiter. Kein Reds-Star gewann bisher so viele Zweikämpfe, niemand eroberte so viele Bälle und keiner hat mehr Bodenduelle für sich entschieden.

Diese Werte beeindrucken in England sogar Legenden anderer Klubs. Ian Wright gab als Arsenal-Ikone nun zu: „Seine Defensivarbeit in diesem Spiel ist etwas, nach dem sie gesucht haben und wo sie sicher gedacht haben: Wow. Er ist normalerweise kein natürlicher Sechser, sondern eher ein Achter, der eigentlich nach vorne möchte in den Strafraum.“

„Aber sie müssen im Training schon gesehen haben, wie gut er das in der Defensive kann, wenn er auf dieser Position ist“, fügte der ehemalige Stürmer an.

Gravenberch macht Zubimendi vergessen

Auch der ehemalige englische Nationalspieler Darren Bent ist total beeindruckt. „Arne Slot schafft es, dass Gravenberch herausragend aussieht. Ganz ehrlich hätte ich nicht gewusst, wie stark er ist.“

Neben der neuen Abräumerqualität hat Gravenberch seine starken Aktionen in Ballbesitz nicht verloren. Im Gegenteil: Im Spielaufbau wird vor allem der 22-Jährige gesucht.

„Ich denke, als Niederländer wissen wir alle, wie gut er mit dem Ball umgehen kann“, sagte Slot: „Was mich am meisten beeindruckt hat, ist, wie viel er laufen kann und wie gut er ist, wenn er in Zweikämpfe verwickelt wird.“

Gravenberch hat das Jahr unter Klopp genutzt, um sich extrem weiterzuentwickeln. Und so trauert in Liverpool auch niemand Martin Zubimendi hinterher. Der Mann von San Sebastián war Wunschtransfer, sollte eigentlich als klarer Sechser geholt werden und die Dinge erledigen, die nun Gravenberch in die Hand nimmt.