Als das Spiel abgepfiffen war und die TV-Experten ihre vernichtende Meinung abgegeben hatten, hat sich Anna Mariana Casemiro zu Wort gemeldet. Bei Instagram postete sie ein Bild mit Symbolcharakter - im doppelten Sinne.

Eigentlich wollte die Ehefrau des brasilianischen Nationalspielers Casemiro ihren Mann verteidige. Dieser hatte zuvor beim 0:3 von Manchester United gegen den Erzrivalen FC Liverpool ein trostloses Bild abgegeben. Seine Fehler leiteten die zweite Pleite im dritten Liga-Spiel ein. Eher unabsichtlich brachte Anna Mariana aber zum Ausdruck, was auf dem Feld nicht zum ersten Mal unübersehbar war.

Auf einem Foto zeigte sie die erstaunliche Pokal-Sammlung Casemiros, der mit Real Madrid allein die Champions League fünfmal gewinnen konnte - wählte dabei aber ein Schwarz-Weiß-Bild, das einen eher düsteren, geradezu dunklen Eindruck machte. Was als Verteidigung gedacht war, ließ beim Beobachter eher folgenden Eindruck zurück: Casemiro ist nur noch ein Schatten seiner selbst.

Casemiro trabt nach Aussetzer nur hinterher

Zur Halbzeit musste der 32-Jährige, der einst an der Seite von Toni Kroos und Luca Modric eines der gefürchtetsten Trios der Welt gebildet hat, bereits vom Platz. Das Mittelfeld-Monster von einst hatte gleich zwei Gegentore verschuldet.

In der 35. Minute war Liverpool durch Luiz Diaz in Führung gegangen. Vor dem Treffer spielte Casemiro in der Vorwärtsbewegung einen Fehlpass in die Füße von Ryan Gravenberch, der Liverpool-Zug kam umgehend ins Rollen. Es ergab sich sofort die Überzahlsituation für die Reds, die den Fehler ausnutzten und United einen Rückstand einbrockten.

Nur sieben Minuten später leistete sich Casemiro den nächsten Aussetzer: Im Aufbauspiel ließ er sich den Ball von Liverpools Alexis MacAllister abluchsen, fiel hin und trabte im Anschluss nur hinterher. Die Gäste nutzten auch diese Situation gnadenlos auf und Diaz schnürte seinen Doppelpack zum 2:0.

Einige Augenblicke später war die Partie für Casemiro dann vorbei, denn bereits in der Halbzeitpause wurde er zum Duschen geschickt. Ten Hag wechselte den Brasilianer aus und brachte für ihn den 20 Jahre alten Debütanten Toby Collyer in die Partie.

Legende kritisieren United-Star

United-Legende Roy Keane polterte in der Halbzeit bei Sky Sports und meinte, dass Casemiro „völlig von der Rolle“ sei. „Die Fehler von ihm, trotz seiner Erfahrung, passieren nicht zum ersten Mal. Die sind das Risiko nicht wert“, kritisierte der 53-Jährige.

Er fügte hinzu, dass ein Spieler zwar Fehler machen dürfte, aber danach alles probieren müsse, um diesen wiedergutzumachen. „Casemiro muss sich bewusst sein, was um ihn herum passiert“, forderte Keane, der nach der 0:3-Niederlage weiter ausführte: „Man kann versuchen, es zu beschönigen, aber United war schockierend.“

Die Legenden Gary Neville und Jamie Carragher kommentierten den Premier-League-Kracher für Sky Sports und beide äußerten sich ebenfalls zu Casemiros Fehlern. Der ehemalige United-Profi Neville meinte: „Ich muss sagen, dass er sein Selbstvertrauen ein wenig verloren hat.“

Sein Kollege, der einst mit Liverpool erfolgreich war, wurde noch deutlicher: „Er hat eine großartige Karriere hinter sich und alles gewonnen, was man gewinnen kann, und es ist ein trauriger Anblick, wenn man sieht, was er da draußen durchmacht.“

Mitleid also. Das wohl schlimmstmögliche Urteil für einen Fußballer. Nicht zum ersten Mal schickte Carragher eine eindringliche Warnung an Casemiro: „Verlasse den Fußball, bevor er dich verlässt.“

Casemiro „sah erschüttert aus“

Beide waren sich einig, dass der Fehlpass vor dem 0:1 passieren könne, doch sich der United-Star vor dem zweiten Gegentreffer zu naiv verhalten habe.

„Casemiro wird einfach vom Ball weggeschubst. Es war nie ein Foul, er hat ihm den Ball einfach weggeschnappt“, meinte Neville. Carragher führte weiter aus: „Beim zweiten Gegentor, als Casemiro umgestoßen wurde, sah er erschüttert aus, als er hinfiel.“

Nach dem Spiel kamen Gerüchte auf, dass Casemiro das Old Trafford nach seiner Auswechslung sofort verlassen habe. Trainer Erik ten Hag stritt dies ab: „Ich habe ihn nach dem Spiel in der Kabine angetroffen.“ Wie später dessen Frau verteidigte auch der Niederländer seinen Mittelfeld-Star: „Er hat in seiner Karriere alles gewonnen.“

Das Problem: Er ist aktuell nicht mehr der Spieler, der all die Trophäen in die Höhe gereckt hat.