Last-Minute-Wahnsinn an der Stamford Bridge: Der FC Chelsea hat Manchester United auf den allerletzten Drücker noch drei Punkte entrissen. Cole Palmer machte mit zwei Toren tief in der Nachspielzeit in der 100. und 101. Minute aus einem 2:3 ein 4:3 (2:2). Es war zugleich der erste Sieg der Blues gegen die Red Devils seit 2017.
Historischer Last-Minute-Wahnsinn
Die späte Kehrtwende der Partie hatte sogar eine historische Dimension, denn noch nie gab eine Mannschaft in der Premier League zu einem so späten Zeitpunkt eine Führung noch her und verlor am Ende. United hatte nach 99:17 Minuten noch mit 3:2 in Front gelegen.
„Es gibt nichts Besseres, als so zu gewinnen“, freute sich Matchwinner Palmer nach dem Spiel. Schon in der ersten Hälfte (19.), hatte der Neuzugang von Manchester City per Elfmeter getroffen, schaffte somit sogar einen Dreierpack. Die Art und Weise seiner Tore (zwei Elfmeter, ein abgefälschter Schuss) war ihm deswegen im Nachgang auch ziemlich egal: „Ein Hattrick ist ein Hattrick. Es war mein erster. Ich bin wirklich glücklich darüber.“
Carragher zitiert United-Legende Neville: „Die milliardenschweren Verlierer“
Das Gefühl nach seinem späten Siegtreffer sei „Wahnsinn“ gewesen. „Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich bin einfach herumgerannt, als ich das Tor geschossen habe“, erklärte der 21-Jährige. „Das war ein großer Sieg. Das versetzt alle in eine gute Stimmung. Hoffentlich können wir weitermachen.“
„Es ist ein Anfang, um eine Verbindung zu den Fans aufzubauen, und das wird für unsere Zukunft sehr hilfreich sein“, zeigte sich auch sein Trainer Mauricio Pochettino nach dem Spiel gelöst über die wichtigsten drei Punkte, dem Palmer auch noch Respekt zollte: „Als wir (zum 3:3, Anm. d. Red.) getroffen haben, hat er gesagt: ‚Zwei Minuten, kommt schon‘. Er versucht immer, uns anzustacheln. Wir haben es versucht, und zum Glück haben wir noch ein Tor erzielt.“
Es war außergewöhnliches Spiel - nach welchem TV-Experte und Ex-Liverpool-Profi Jamie Carragher die Gelegenheit nutzte , um sich über United-Legende Gary Neville lustig zu machen. Dieser hatte die Blues nach der Finalniederlage im League Cup als „die blauen, milliardenschweren Versager“ bezeichnet. Nun strafte Chelsea ihn Lügen - und fügte seinen Red Devils diese schmerzhafte Niederlage zu. Carragher wiederholte Nevilles Aussage nun also mit einem Lachsmiley: „Die blauen, milliardenschweren Versager“.
Ten Hag bedient: „Wenn man Spieler von United ist, sollte man schon wissen...“
Verständlicherweise weniger erfreut war United-Coach Erik ten Hag, der allerdings von einem sehr unterhaltsamen Fußballspiel sprach. „Es war ein tolles Spiel für den neutralen Zuschauer. Ein fantastisches Fußballspiel mit viel Qualität“, so der Niederländer nach der Partie, in der sei Mannschafte laut ihm jedoch die bessere gewesen sei: „Manchester United hat das Spiel dominiert, aber wir haben individuelle Fehler gemacht, die uns das Spiel gekostet haben. Daraus müssen wir lernen.“
Einerseits habe es ihm gefallen, wie seine Red Devils nach dem 0:2-Rückstand aufgetreten seien und das Spiel drehten, andererseits kritisierte er sein Team für die späten Gegentreffer: „Wenn man ein Spieler von ManUnited ist, sollte man schon wissen, wie man mit diesen Umständen umzugehen hat.“
Kurz vor Ablauf der eigentlich angezeigten Nachspielzeit von acht Minuten deutete Schiedsrichter Jarred Gillet plötzlich auf den Punkt, nachdem Nonso Madueke im Duell mit Diogo Dalot zu Fall gekommen war. Die Entscheidung wurde vom VAR gecheckt, da nur ein leichter Kontakt vorlag, aber der Pfiff wurde nicht zurückgenommen. Palmer schickte André Onana in die andere Ecke und schoss rechts unten ein.
Palmer versetzt Stamford Bridge in Ekstase
Mit einem von Scott McTominay abgefälschten Schuss von der Strafraumkante versetzte Palmer kurz darauf die Stamford Bridge in Ekstase.
Zunächst hatten Conor Gallagher (4.) und Palmer (19., Elfmeter) die Blues in Front geschossen. Doch United drehte zwischenzeitlich die Partie durch Treffer von Alejandro Garnacho (34., 67.) und Bruno Fernandes (39.). In der Nachspielzeit überschlugen sich dann die Ereignisse.
Während ManUnited durch den Last-Minute-Schock die Chance verpasste, näher an Platz fünf heranzurücken, schoben sich die Blues auf Rang zehn.