Für ein Tor ist es nie zu spät. Wenn die reguläre Spielzeit abgelaufen ist, geht es für Oli McBurnie erst so richtig los. Auch am Sonntag wurde der Angreifer seinem Ruf als Last-Minute-Schreck wieder einmal gerecht - zum Leidwesen des FC Chelsea.
Last-Minute-Held mit tragischer Story
Es lief bereits die dritte Minute der Nachspielzeit. Die Blues führten an der Bramall Lane mit 2:1 beim Tabellenschlusslicht, das nochmals alles nach vorne warf. Und Chelsea bekam den Ball nicht weg. Irgendwie rutschte das Leder durch zu McBurnie, der plötzlich frei vor Djordje Petrovic auftauchte und zum 2:2-Endstand einschob.
Erst unter der Woche erlebte Chelsea beim 4:3 gegen Manchester United ein irres Last-Second-Drama mit Happy End - nun gaben die Blues ihrerseits kurz vor Schluss einen vermeintlich sicheren Sieg noch aus der Hand. Weil McBurnie wieder eiskalt zuschlug.
McBurnie ist Sheffields Last-Minute-Experte
Bereits zum dritten Mal rettete er mit einem Tor in der 90. Minute oder später seinen Blades in der Premier League noch einen Punkt. Im November 2019 erzielte er in der 90. gegen ManUnited das 3:3, Anfang dieses Jahres war der 27-Jährige dann in der 90.+13 beim 3:3 gegen West Ham zur Stelle. Am Sonntag traf er in der dritten Minute der Nachspielzeit.
Darüber hinaus trat er in dieser Saison mit einem Ehrentreffer zum 1:3 gegen Bournemouth in der siebten Minute der Nachspielzeit als Torschütze in Erscheinung. Insgesamt hat McBurnie damit die Hälfte aller Last-Minute-Tore von Sheffield United in der 90. Minute oder später in der Premier League erzielt.
Mit sechs Saisontoren ist der Schotte aktuell der Toptorjäger der Blades. Doch der Kampf um den Klassenerhalt ist momentan nicht das Wichtigste im Leben des Oli McBurnie, denn sein jüngerer Bruder Xander hat einen viel größeren Kampf auszufechten.
McBurnies Bruder erhält Schock-Diagnose
„Bei meinem kleinen Bruder wurde vor eineinhalb Monaten Krebs diagnostiziert, das relativiert alles“, sagte McBurnie nach seinem Tor beim 3:3 gegen Fulham Ende März. „Man denkt, dass es schwer ist, am Tabellenende zu stehen, aber er unterzieht sich jeden Freitag einer Chemotherapie und das ist hart. Wir haben den besten Job der Welt und das Tor war für ihn.“
Bei Xander McBurnie, der zuvor für den englischen Sechstligisten Buxton spielte, wurde ein Hodgkin-Lymphom diagnostiziert. „Das kam wirklich aus heiterem Himmel. Mein Bruder ist 26 und war Profifußballer. Er spürte einen Knoten im Nacken, machte ein paar Tests - und plötzlich hat er Krebs“, erklärte McBurnie kürzlich in einem Sky-Interview.
Aus Solidarität mit seinem Bruder verpasste er sich einen neuen Haarschnitt. „Ich habe ihm gesagt, wenn seine Haare ausfallen, dann rasiere ich sie mir auch ab.“
McBurnie hilft der Fußball, „um auf andere Gedanken zu kommen“
Unterstützung erhält McBurnie aktuell auch von Coach Chris Wilder, zu dem er ein besonderes Verhältnis hat. Wilder kehrte erst Anfang Dezember 2023 an die Bramall Lane zurück. Während seiner ersten Amtszeit von 2016 bis 2021 holte er McBurnie 2019 aus Swansea nach Sheffield.
So schwer die Situation aktuell auch für ihn ist, auf Fußball will Oli McBurnie nicht verzichten. „Natürlich tut es immer noch weh, aber ich lenke mich mit Fußball ab, um auf andere Gedanken zu kommen“, sagte der Stürmer. „Mein Bruder ist der stärkste Junge, den ich kenne und wenn ich ihn kämpfen sehe, warum sollte ich dann nicht auch auf dem Platz kämpfen?“ Das macht McBurnie mit Vorliebe bis zur allerletzten Sekunde.