Das Derby zwischen dem AFC Sunderland und Newcastle United ist eines der heißesten Europas. Die Rivalität der beiden Nachbarstädte hat ihren Ursprung nicht im Fußball - sondern in einem englischen Bürgerkrieg, der vor 381 (!) Jahren ausgebrochen ist.
„Angewidert“ - Sunderland-Fans wüten!
Newcastle kämpfte auf Seiten von König Charles I., Sunderland schloss sich schottischen Rebellen an, die Feindschaft der nur rund 20 Kilometer voneinander entfernten Städte war besiegelt.
Jahrhunderte später geht es nicht mehr um Leben oder Tod, aber das Duell auf dem Rasen ist bis heute von tiefer Abneigung für das Team aus der jeweils anderen Stadt geprägt. Und das macht die Vorfälle vor dem anstehenden Duell im FA-Cup am Samstag (13.45 Uhr) so bizarr.
„Ich kann es nicht glauben. Es ist peinlich“
Was passiert ist? Gastgeber Sunderland ließ in seinen Businessbereichen im Stadion die rot-weißen Vereinsfarben entfernen. Mehr noch: Sie wurden durch das Schwarz-weiß von Erzrivale Newcastle ersetzt! Grund: Rund 700 der insgesamt 6000 erwarteten Newcastle-Fans zahlten im Vorfeld die exorbitante Summe von fast 700 Euro pro Kopf, um das Spiel in eben jenem Businessbereich zu verfolgen.
Mit den folgenschweren Dekorationsmaßnahmen sollten die zahlkräftigen Gäste willkommen geheißen werden - oder vielleicht ging es auch nur darum, potenziellen Randalieren Einhalt zu gebieten.
Doch eine Fan-Beauftragte Sunderlands bekam von der Aktion schon zwei Tage vor dem Spiel Wind und veröffentlichte mehrere Fotos auf X. „Na gut, nehmen Sie alles Rote und Weiße ab, um den Schaden zu minimieren. Aber ihr müsst den Platz nicht für sie dekorieren“, schrieb Joanne Youngson: „Es ist einfach eine Schande, ihre Fans werden es lieben - wir würden es auch.“
Der ehemalige Sunderland-Stürmer Marco Gabbiadini ergänzte bei der BBC: „Ich kann es nicht glauben. Es ist peinlich. Dies wird von den Newcastle-Fans in den nächsten 50 Jahren ‚erwähnt‘ werden.“ Michael Graham, Redakteur der SAFC Nation, fügte hinzu: „Das ist eine Beleidigung wie nie zuvor, ein Schlag ins Gesicht einer ganzen Fangemeinde.“
Louis-Dreyfus jr. erklärt: „War auch angewidert“
Youngson hinterfragte die Führung des Klubs, die den Vorfall zugelassen hatte: „Ich frage mich, ob Kyril weiß, was das für uns bedeutet. Er versteht uns und die Region überhaupt nicht.“
Mit „Kyril“ ist Kyril Louis-Dreyfus gemeint. Dieser ist seit 2021 Mehrheitseigner des AFC Sunderland. Und der Sohn des verstorbenen Robert Louis-Dreyfus, der einst Chef des Sportartikelherstellers Adidas war, musste nun öffentlich für das Fiasko geradestehen.
„Wir entschuldigen uns bei unseren Fans für ihre verständliche Besorgnis, die sie zu Recht geäußert haben“, ließ er in einem Statement wissen. „Dieses Gefühl wird von der Eigentümergruppe und dem Vorstand des Klubs geteilt, die eine sofortige Überprüfung gefordert haben, um festzustellen, wie sich der Prozess entwickelt hat.“
Die Räumlichkeiten seien in ihren ursprünglichen Zustand versetzt worden. „Wie unsere Fans war auch ich angewidert und verletzt von den Bildern, die im Internet kursierten, auf denen die unangemessenen Schilder zu sehen waren, die abgehängt wurden.“ Er übernehme die volle Verantwortung.
Der umdekorierte Businessbereich ist nur eines von vielen Kapiteln in der Jahrhunderte währenden Rivalität zwischen Sunderland und Newcastle. Aber es ist eines der seltsamsten.