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Rettet er Manchester United? Der umstrittene Milliarden-Mann

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Rettet er Manchester United? Der umstrittene Milliarden-Mann

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Das 1,2-Milliarden-Projekt

Manchester United zieht mit dem englischen Milliardär Jim Ratcliffe einen neuen Geldgeber an Land. Wer ist der Mann, der die Red Devils zurück in die Erfolgsspur führen soll?
Erik Ten Hag, Trainer von Manchester United, bedankt sich vor dem Heimspiel gegen Aston Villa bei den Fans, die trotz der schlechten Phase der Red Devils das Team unterstützen.
Manchester United zieht mit dem englischen Milliardär Jim Ratcliffe einen neuen Geldgeber an Land. Wer ist der Mann, der die Red Devils zurück in die Erfolgsspur führen soll?

Die Fans von Manchester United mussten in den vergangenen Jahren einige Rückschläge verdauen. Nach einem holprigen Saisonstart in der Premier League, der nun endgültig historisch schlecht ist, und dem frühen Aus in der Champions League gab es pünktlich zu Weihnachten endlich einen Anlass zur Hoffnung: Der milliardenschwere Unternehmer Jim Ratcliffe sicherte sich für umgerechnet rund 1,2 Milliarden zwar erst einmal „nur“25 Prozent an United.

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Dennoch liegt die sportliche Entscheidungsgewalt von nun an bei Ratcliffe, weil die Fußballsparte des englischen Rekordmeisters an den neuen Minderheitseigner ausgelagert wurde.

Doch wer ist der neue Investor, mit dem die Hoffnung auf bessere Zeiten verbunden ist, während die Mehrheitsbesitzer, die Glazer-Familie aus den USA, bei vielen Anhängern längst in Ungnade gefallen ist?

Die Glazers behalten zwar den größten Anteil an United, verpflichten sich aber laut Vertrag, keinen Fußballchef oder Trainer der Profis ohne Zustimmung Ratcliffes „zu ernennen, zu entlassen oder dessen Rücktritt zu akzeptieren“. Dieselben Konventionen gelten auch schon für Spielertransfers in diesem Winter.

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Konzern-Boss und Fan von Manchester United

Ratcliffe, der 1952 als Sohn eines Tischlers in Failsworth im Großraum Manchester geboren wurde, ist seit seiner Kindheit ein leidenschaftlicher Anhänger der Red Devils. Daraus machte er auch im Rahmen seines Einstiegs bei ManUnited keinen Hehl.

„Als Junge aus der Region und lebenslanger Anhänger des Klubs bin ich sehr glücklich, dass wir eine Vereinbarung mit dem Vorstand von Manchester United gefunden haben, die die Verantwortung für das Management des Fußball-Geschäfts an uns überträgt“, wurde Ratcliffe in einer Vereinsmitteilung zitiert.

Das notwendige Kapital bringt Ratcliffe als Gründer und Vorsitzender des Chemiekonzerns Ineos mit. Zwar variieren die Angaben zu seinem Reichtum, fest steht aber, dass er zu den vermögendsten Briten gehört. Die Sunday Times listete Ratcliffe im Mai 2018 sogar als die reichste Person in ganz Großbritannien mit einem Privatvermögen von mehr als 21 Milliarden Pfund.

1998 hatte Ratcliffe Ineos aus Betrieben gegründet, die einst dem Ölgiganten BP gehörten. Aktuellen Zahlen zufolge erwirtschaftet das Unternehmen an 194 Standorten in 29 Ländern mit mehr als 26.000 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 50 Milliarden Pfund.

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Ratcliffe-Unternehmen investiert in verschiedene Sportarten

Sportfans dürfte Ineos bereits seit längerem ein Begriff sein. Im Radsport ist der Chemiekonzern Haupteigner des Rennstalls Ineos Grenadiers. Auch im Segeln ist Ratcliffe mit seinem Unternehmen aktiv. Im Fußball investierte Ineos beim FC Lausanne-Sport (Schweiz) sowie dem OGC Nizza. Bei den Franzosen gehören Ratcliffe sogar 100 Prozent der Anteile.

Den Betrag für seinen Einstieg bei ManUnited wird Ratcliffe aus eigener Tasche über seine Unternehmung Trawlers Limited leisten, die vollständig ihm gehört und von Ineos unabhängig ist. Sie hat ihren Sitz auf der Isle of Man, einer Steueroase in der Irischen See.

Ratcliffe hatte schon immer mit der Chemie und Industrie zu tun. Nach seinem Abschluss in Chemieingenieurwesen an der Universität Birmingham im Jahr 1974 war er unter anderem bei den Ölfirmen BP und Esso tätig.

Königsorden kann kritische Stimmen nicht verhindern

Seine späteren Verdienste für die britische Wirtschaft brachten Ratcliffe sogar einen königlichen Orden ein. Dennoch hat sein Ansehen in der Heimat auch Schaden genommen.

So expandierte Ineos unter anderem in umstrittene Bereiche wie das umweltschädliche Fracking. Kritiker werfen dem Unternehmen vor, mit seinen Investitionen in den Sport von den ökologischen Auswirkungen des eigenen Geschäfts abzulenken.

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Des Weiteren unterstützte Ratcliffe den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union. Nach dem vollzogenen Brexit im Jahr 2020 soll er seinen Wohnsitz ins steuergünstige Monaco verlegt haben.

In der Geschäftswelt ist der 71-Jährige zudem für seine harte Verhandlungsführung bekannt und wurde von Gewerkschaften einst als „Dr. No“ bezeichnet.

ManUnited und Ineos sollen eine Einheit werden

Für seine neue Aufgabe bei Manchester United wird Ratcliffe auf seine Erfahrungen zurückgreifen und beabsichtigt dabei, das „globale Wissen, die Expertise und die Talente“ seines Ineos-Netzwerks einzubringen.

Er will aus dem Unternehmen und dem Traditionsklub eine Einheit formen: „Wir möchten mit allen Bereichen kooperieren und zusammenarbeiten: den Verantwortlichen, den Spielern, dem Staff und den Fans. Alles, was den Klub nun mal vorantreibt.“

Eine zentrale Rolle dürfte in diesem Unterfangen David Brailsford einnehmen. Der Brite ist seit 2021 als Direktor der sportlichen Aktivitäten von Ineos tätig. Brailsford gilt als maßgeblich verantwortlich für den Erfolg der britischen Radfahrer, unter anderem beim Radsportteam Sky, das Ineos später erwarb.

Ratcliffe gab ein Angebot für den FC Chelsea ab

Dass Ratcliffe weitere Anteile an ManUnited erwirbt, gilt als nicht ausgeschlossen. Neben den bislang ratifizierten 25 Prozent steckt er auf jeden Fall weitere 270 Millionen ins marode Old Trafford.

Fans der Red Devils dürfen sicher nicht vergessen haben, dass Ratcliffe einst fast bei einem Premier-League-Konkurrenten eingestiegen wäre. Im Mai letzten Jahres unterbreitete er ein erfolgloses Angebot für den FC Chelsea, nachdem Eigentümer Roman Abramovich den Londoner Klub zum Verkauf angeboten hatte. Ratcliffe erklärte damals, dass er nicht für ManUnited geboten habe, da der Verein nicht zum Verkauf gestanden habe.

Der Zuschlag für Chelsea ging an den US-Investor Todd Boehly. Unter dessen Führung wurde Trainer Thomas Tuchel wegen mangelndem Erfolg entlassen und auch dessen Nachfolger Graham Potter musste bereits wieder gehen. Selbst unter dem aktuellen Coach Mauricio Pochettino rangieren die Blues nur im Mittelfeld.

Das sollte als Warnung für Ratcliffe und Manchester United dienen. Aus der Vergangenheit gibt es genügend Beispiele, dass ein neuer Geldgeber allein keine Garantie für den Erfolg darstellt.