Man kann fast schon die Uhr danach stellen: Wann lässt Joey Barton mit dem nächsten Skandal aufhorchen? Er gilt nicht umsonst als der Bad Boy überhaupt im Fußball - ob als Spieler, als Trainer oder auch neben dem Platz. Zwischen den - meist frauenfeindlichen - Attacken des Engländers vergehen meist nur Minuten.
Der wandelnde Skandal der Fußballwelt
Die Liste ist lang, beleidigende Worte in Richtung Jürgen Klopp, frauenfeindliche Äußerungen samt Wortgefechten mit der Social-Media-Abteilung von Union Berlin, Polizeidelikte und vieles mehr. Spätestens, seit Barton ohne Cheftraineramt dasteht (16. Oktober 2023), scheint er noch mitteilungsbedürftiger und lässt bei X einen umstrittenen Beitrag auf den nächsten folgen...
“Ich entscheide, wann ich zu weit gegangen bin...“
Zuletzt war die ehemalige englische Nationalspielerin Eni Aluko Opfer seiner Anfeindungen geworden. Sie hatte ihre Heimat aus Angst um ihre Sicherheit verlassen und gab dies in einem emotionalen Statement bekannt. Barton hatte in den sozialen Netzwerken das ITV-Moderatoren-Duo um Aluko und Lucy Ward mit dem britischen Serienmörderpaar Fred und Rose West verglichen.
Daraufhin entbrannte bei X ein Wortgefecht zwischen Barton und United-Ikone Gary Neville, der den beiden Moderatorinnen Unterstützung zusprach und sich dem Statement des Senders - die Aktion sei „beschämend“ - anschloss. Barton befand daraufhin: „Gary, bitte halte dich da raus und kümmere dich um eines deiner anderen 3758 Geschäfte, die du am Laufen hast. Ich entscheide, wann ich zu weit gegangen bin. Nicht du.“
In dem Zusammenhang geriet auch Union Berlin ins Visier des skandal-behafteten Trainers. Nachdem die Eisernen mitunter mit den Worten „Fußball ist universell, Chauvinismus kann nicht gewinnen. Eisern!!!“, ihre Unterstützung für Aluko und Ward aussprachen, reagierte Barton mit einem Rückgriff auf die deutsche Nazi-Vergangenheit. „Lasst uns nicht über eure Geschichte reden, Jungs! Ganz ehrlich. Habt ihr vergessen, wie ihr euch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts verhalten habt?“, schrieb der 41-Jährige.
Zwischen Alkohol und Spielsucht fliegen die Fäuste
Dabei macht Barton nicht nur verbal gerne auf sich aufmerksam. Zu seiner Zeit als Fleetwood-Coach griff er Barnsleys deutschen Trainer Daniel Stendel tätlich an. Zwei beschädigte Frontzähne zogen Ermittlungen des englischen Fußballverbandes und der Polizei nach sich. Zwar wollte sich der Rüpel-Coach nicht zu der Attacke äußern, doch gelobte er Besserung und der Heißsporn erbarmte sich zu einer öffentlichen Entschuldigung.
Statt seinen Worten auch Taten folgen zu lassen, folgte ein Skandal auf den nächsten, es waren alles leere Versprechen des Bad Boys der Fußballszene. Neben unzähligen Alkoholdelikten, sorgte auch eine Spielsucht für seinen Kontrollverlust. Das „Enfant terrible“ hatte eingestanden, insgesamt über 1.200 Wetten auf Fußballspiele abgegeben zu haben. Daraufhin wurde er mit einer 18-monatigen Sperre belegt.
Bereits zu seiner aktiven Zeit als Spieler erarbeitete er sich mit Gewaltausbrüchen einen zweifelhaften Ruf. Im Stile eines Kampfsportlers flogen quasi minütlich die Fäuste. In einem Freundschaftsspiel 2004 zettelte er eine Massenschlägerei an, die ganze zehn Minuten andauerte.
Auf der Weihnachtsfeier von Manchester City legte er sich mit einem Jugendspieler an und drückte eine Zigarette auf dessen Auge aus. Seine Karriere bei den Citizens endete dann in bester Barton-Manier: Im Training geriet er mit seinem Mitspieler Ousmane Dabo aneinander, schlug diesen erst bewusstlos und trat dann noch weiter auf ihn ein.
City reagierte sofort, suspendierte Barton und verkaufte ihn an Newcastle United. Bei der folgenden Gerichtsverhandlung kam der damals 25-Jährige noch glimpflich davon - er erhielt nach dem Schuldeingeständnis nur eine Bewährungsstrafe.
Doch es sollte nicht lange dauern bis er erneut über die Stränge schlug, nach einer Sauftour geriet er mit seinem Bruder und seinem Cousin in einen Streit, streckte daraufhin einen Mann nieder und schlug dann weiter auf das am Boden liegende Opfer ein. Der ganze Ausraster wurde von den Überwachungskameras festgehalten, was gravierende Konsequenzen zur Folge hatte. Die Richter verurteilten ihn zu sechs Monaten Haft, von denen er letztlich 74 Tage absitzen musste.
Er lernt es einfach nicht...
Zurück auf freiem Fuß sorgte Barton - zu jenem Zeitpunkt Kapitän der Queens Park Rangers - in einem Spiel gegen seinen Ex-Klub Manchester City erst mit einem Ellbogencheck gegen Carlos Tévez für Negativ-Schlagzeilen, trat dann gegen Sergio Agüero nach und konnte gerade noch so daran gehindert werden, Vincent Kompany eine Kopfnuss zu verpassen. Abermals wurde vom englischen Verband eine Sperre gegen Barton erlassen (zwölf Spiele). Kurze Zeit später, und nach einem weiteren Vereinswechsel, beendete er schlussendlich seine aktive Karriere als Spieler.
Seine Eskapaden sieht Barton mittlerweile eher als Vorteil im Umgang mit den eigenen Spielern. „Ich hatte einige Kontraste in meiner Karriere, also wenn ein Spieler mit einem Problem zu mir kommt, hab ich es selbst vielleicht schon durchgemacht“, sagte Barton dem englischen Guardian. „Meine chaotische Karriere wird mir als Trainer helfen.“
Der wandelnde Skandal steht aktuell jedoch ohne Trainerjob da - und das dürfte wohl auch noch eine Weile so bleiben. In seiner freien Zeit ätzt er bei jeder sich bietenden Gelegenheit gegen seine Trainerkollegen, auch gegen den deutschen Kult-Coach - Jürgen Klopp. Bei talkSport sagte Barton über Klopp: „Er wirkt mit seinem Charisma immer wie ein bodenständiger Typ. Aber ich habe so meine Probleme, wenn ich ihn da an der Seitenlinie herumspringen sehe. Er kommt rüber wie ein gigantischer deutscher Cheerleader.“
Ob Barton nochmal einen Job als Trainer findet?
Mittlerweile müssten beim Namen Joey Barton bei sämtlichen Klub-Verantwortlichen die Alarmglocken schrillen. Neben einer schillernden Persönlichkeit holt man sich auch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einiges an Ärger und Negativschlagzeilen in den Verein.
Dass Barton überhaupt noch in der Fußballwelt stattfindet, grenzt an ein Wunder, hat der ehemalige Mittelfeldspieler doch alles getan, um seinem Image größtmöglichen Schaden zuzufügen.