Amadou Onana lief an, verzögerte und schob den Ball von sich aus gesehen nach rechts unten. Doch Bernd Leno hatte das kommen sehen, tauchte ab und hielt den Ball sogar fest. Damit war die Entscheidung im dramatischen Elfmeterschießen vertagt.
Der fast vergessene deutsche Keeper
Weil wenig später auch Onanas Teamkollege Idrissa Gueye gegen den Pfosten schoss - Leno hatte auch hier die richtige Ecke und wäre vermutlich zur Stelle gewesen - erreichte der deutsche Keeper mit 8:7 nach Elfmeterschießen im League Cup beim FC Everton das Halbfinale, nachdem es nach 90 Minuten 1:1 gestanden hatte.
„Halbfinale, auf geht‘s!“, schrieb Leno wenig später bei Instagram. „Das war ein großer Moment für Bernd, als er uns im Spiel gehalten hat“, lobte Teammanager Marco Silva.
Als die Entscheidung gefallen war, war dieses breite Lächeln bei Leno zu erkennen. Jedenfalls, nachdem seine Teamkollegen wieder von ihm losgelassen hatten und sich die Jubeltraube wieder aufgelöst hatte.
Leno wird bei Fulham zum Helden
Auch vor der Fankurve seiner Cottagers stand er mit diesem breiten Grinsen und genoss diese Aufmerksamkeit sichtlich.
Denn in den vergangenen Jahren musste der mittlerweile 31 Jahre alte Schlussmann auch ein tiefes Tal durchschreiten, um wieder zu seinem Glück zu finden.
Bis 2021 lief es in der Karriere des Keepers herausragend. Bundesliga-Debüt mit gerade einmal 19 Jahren, in der Folge Stammtorwart bei Bayer Leverkusen für sieben Jahre. Dann der Wechsel für 25 Millionen Euro zum FC Arsenal und der Staus als unangefochtene Nummer eins bei den Gunners.
Doch dann kam die Saison 2021/2022. Leno schwächelte, wurde zum Ersatzmann degradiert und bekam nie wieder die Chance bei den Londonern, sich zu beweisen.
Arsenal schob Leno zu Fulham ab
Für gerade einmal 3,6 Millionen schoben ihn die Gunners im vergangenen Sommer ab zu Fulham. Leno war nicht mehr erwünscht und schoss nach seinem Abschied vor allem gegen Trainer Mikel Arteta.
Bei Arsenal ginge es „nicht nach Leistung oder Qualität. In der Vorbereitung habe ich gemerkt, dass es nicht um Performance geht, sondern nur um Politik. Da war für mich klar: Ich muss hier weg.“
Gleichzeitig hatte der Schlussmann ein klares Ziel vor Augen.
„Es liegt an mir, wieder in den Fokus der Nationalmannschaft zu kommen.“ Zuletzt hatte er am 2. September 2021 beim 2:0 gegen Liechtenstein im Tor des DFB gestanden und sein 9. Länderspiel bestritten, bevor der bittere Abstieg folgte.
Doch nun ist Leno mehr als zurück und einer der großen Hoffnungsträger bei Fulham. Das Team hat nun eine historische Chance. denn erstmals in der Vereinsgeschichte stehen die Cottagers im League Cup im Halbfinale.
Schafft Leno nun Historisches?
Zwar gewann Fulham 2002 den damaligen UI-Cup, doch national steht bis heute erst ein Endspiel zu Buche: Das Finale im FA Cup 1975 gegen West Ham (0:2).
Es winkt also der größte Erfolg der Klubgeschichte!
„Wir haben etwas erreicht, was dieser Verein nie, nie, nie zuvor erreicht hat“, schwärmte Trainer Silva. „Wir sind froh, aber wir wollen mehr! Wir träumen von Wembley.“
Das will sicher auch Leno, der seinen Vertrag bei Fulham erst vergangene Woche langfristig bis 2027 verlängerte.
Kein Wunder: Immerhin ist er wieder unangefochtener Stammkeeper - auch wenn er die Rückennummer 17 trägt.
Leno: Einst ein Elfmeterkiller
Übrigens war der gehaltene Elfmeter gegen Onana ein kurioses Geschehen. Denn in eineinhalb Jahren für die Cottagers hatte Leno zuvor nie einen Strafstoß pariert. Letztmals war er im Dezember 2020 im Arsenal-Trikot gegen Jorginho beim 3:1 gegen Chelsea ein Elfmeter-Held.
Dabei galt Leno zu Beginn seiner Laufbahn mal als echter Killer. Zwischen 2011 und 2014 hielt er neun Strafstöße bei Leverkusen. Nun ist Leno zu seiner alten Stärke zurückgekehrt. Und greift nach dem größten Triumph der Vereinsgeschichte.