Als Manchester United im Sommer 2021 Raphael Varane von Real Madrid loseisen konnte, durften sich die Red Devils für einen Coup feiern lassen.
Die ultimative Demütigung
Schließlich wechselte mit dem französischen Innenverteidiger ein viermaliger Champions-League-Sieger und Weltmeister von 2018 zum englischen Rekordmeister. Und das für nicht einmal 50 Millionen Euro.
Etwas mehr als zwei Jahre später spricht niemand mehr von einem Transfercoup. Denn Varane ist so weit entfernt von seiner Topform aus seinen Real-Zeiten wie Madrid von Manchester.
Den vorläufigen Tiefpunkt erreichte der Absturz des 30-Jährigen am vergangenen Champions-League-Spieltag, als er in der Partie beim FC Kopenhagen in der 16. Minute beim Stand von 1:0 für die Gäste eingewechselt wurde.
Mit Varane bricht United-Abwehr auseinander
Dass das Spiel später mit 3:4 verloren ging und in einem Debakel für United endete, lag nicht zuletzt am Franzosen. Er konnte nach seiner Einwechslung dem Team nie die nötige Stabilität verleihen, die Abwehr brach in der Schlussphase regelrecht auseinander.
Dass Marcus Rashford kurz vor der Pause vom Platz gestellt wurde und United fortan mit einem Spieler weniger auskommen musste, kann bei der nominellen Klasse der Red Devils nur bedingt als Entschuldigung für die desolate Abwehrleistung in der zweiten Halbzeit angeführt werden.
Die Personifizierung dieser Leistung war Varane. Im Abwehrverhalten behäbig, im Spielaufbau unkonzentriert. So präsentierte sich Varane in Kopenhagen. Eine indiskutable Vorstellung, die durch zwei gravierende Fehler in der Entstehung des entscheidenden Gegentores kurz vor dem Ende „gekrönt“ wurde.
Im Netz wurde er darauf sogar als „Clown“ verspottet.
Varane wird von Jonny Evans verdrängt
Wie sehr der einstige Real-Star in der Abwehr-Hackordnung bei Manchester United unter Trainer Erik ten Hag abgerutscht ist, zeigte bereits seine Einwechslung.
Er wurde für Jonny Evans eingewechselt, der sich eine Oberschenkelzerrung zugezogen hatte. Der Nordire kehrte vor der Saison von Leicester City zu Manchester United zurück und war mit seinen 35 Jahren eigentlich nur als Backup in der Innenverteidigung vorgesehen.
Mittlerweile aber hat er Varane verdrängt, der nun hinter Harry Maguire, Victor Lindelöf und Evans nur noch die Nummer vier in der Innenverteidiger-Rangliste bei United ist.
Eine Entscheidung, die dem französischen Weltmeister von 2018 wie die ultimative Demütigung vorkommen muss.
United-Legende Rio Ferdinand vermutete in seiner Youtube-Sendung Vibe with Five, dass Varane allein von dieser Vorstellung Kopfschmerzen bekommen habe. „Er denkt: ‚Ich habe mit den besten Spielern der Welt gespielt, ich bin zu ManUnited gekommen und Jonny Evans steht vor mir in der Startelf!‘“
Dass Varanes Degradierung mit Unstimmigkeiten im Verhältnis zu Ten Hag zu tun haben könnte, verneint der Trainer. „Auf keinen Fall“, sagte er. „Es geht um taktische Gründe, warum ich mich für zwei andere Spieler entschieden habe. Ich denke, Harry und Jonny haben sich gut geschlagen.“
Varane bleibt auch nach Evans-Verletzung außen vor
Die allergrößte Meinung von Varane scheint der Niederländer dennoch nicht zu haben. Denn nicht der mehrmalige Champions-League-Sieger ersetzte im folgenden Premiere-League-Spiel gegen Luton Town den verletzten Evans.
Es war der Schwede Lindelöf, der zusammen mit Maguire die Innenverteidigung bildete und beim 1:0-Sieg gegen den Aufsteiger hinten dichthielt. Varane dagegen wurde in der Schlussphase wieder einmal nur eingewechselt.
Evans wird nach Vereinsangaben noch einige Wochen ausfallen. Zurzeit sieht es so aus, als ob sich Varane auch in den kommenden Spielen mit einem Platz auf der Ersatzbank zufriedengeben müsste.
„Ich möchte hier etwas bewirken und werde alles geben, damit ich Teil der glanzvollen Geschichte dieses Vereins werde“, hatte Varane nach seinem Wechsel zu Manchester United noch gesagt.
Von dieser anfangs noch großen Motivation dürfte angesichts der Entwicklung in den vergangenen Wochen und Monaten nicht mehr viel übrig sein. Statt eines Eintrags in die Annalen der Red Devils, sieht es derzeit eher nach einem vorzeitigen Abschied aus Manchester aus.
Bis 2025 ist sein Vertrag noch datiert. Doch schon jetzt wird in englischen Medien über einen möglichen Winterwechsel nach Saudi-Arabien spekuliert. Angeblich könnte es sogar zu einem Wiedersehen mit seinem ehemaligen Teamkollegen Cristiano Ronaldo kommen. Al-Nassr soll interessiert sein.