Er ist der neue Stern am Trainerhimmel: Ange Postecoglou hat mit Tottenham Hotspur einen Rekordstart hingelegt! In seinen ersten neun Spielen als Trainer in der Premier League hat der Australier 23 Punkte eingefahren. Kein Trainer vor ihm konnte diese Marke je erreichen, weder Pep Guardiola bei Manchester City noch Jürgen Klopp mit dem FC Liverpool.
Ist Postecoglou der Spurs-Erlöser?
Trotzdem hielt Postecoglou bei der Presskonferenz nach dem 2:0-Sieg gegen Fulham den Ball flach: „Ich hatte kein Ziel. Wir stehen, wo auch immer wir stehen. Wir hatten einen sehr vielsprechenden Saisonstart. Wohin uns das führt? Das werden wir sehen.“
Einen Grund abzuheben sieht er trotz der aktuellen Tabellenführung und ungeschlagenen Bilanz also nicht.
Kaderplanung mit Bedacht
Bei dem ganzen Erfolg ist zu bedenken, dass die Mannschaft mit Harry Kane den wahrscheinlich größten Spieler der Vereinsgeschichte an den FC Bayern abgegeben hat. Doch schon bei der Kaderplanung zeigte Postecoglou sein Können.
Mit den rund 100 Millionen Euro Erlös aus dem Kane-Transfer wurde kein großer Star geholt, sondern gezielt in Spieler investiert, die in das System passen. James Maddison kam von Absteiger Leicester City, für das Tor holten die Spurs Guglielmo Vicario, um den abbauenden Hugo Lloris zu ersetzen.
Aus Wolfsburg wurde Innenverteidiger Micky van de Ven abgeworben und in der Offensive standen mit Heung-Min Son und Richarlison bereits Spieler auf Top-Niveau zu Verfügung. Die einzelnen Puzzleteile des Kaders scheinen sich unter dem 58-jährigen Coach ideal zusammengefügt zu haben.
Saisonstart glückte dank neuer Taktik trotz schwerer Brocken
Son erzielte in den neun bisherigen Ligaspielen bereits sieben Tore und bereitete ein weiteres vor, während Maddison als Spielmacher fünf Assists und drei Tore beisteuerte. Richarlison erzielte bislang lediglich ein Tor, konnte aber auch schon drei Treffer für seine Mannschaftskollegen auflegen. In der aktuellen Form trauern längst nicht alle Tottenham-Fans Kane hinterher.
Der erfolgreiche Saisonbeginn könnte auch damit zusammenhängen, dass die Mannschaft das erste Mal seit der Saison 2009/2010 nicht international spielt und deshalb nicht unter der Doppelbelastung leiden müssen. Ein enttäuschender Platz acht am Ende der vergangenen Saison reichte nicht, um sich für Europa zu qualifizieren. Deshalb können sich die Lilywhites auf ihre Leistung in der Premier League konzentrieren. Und die lässt bisher kaum Wünsche offen.
Gegen Liverpool und Manchester United konnte die Mannschaft aus dem Norden Londons bereits Siege feiern, gegen den Rivalen Arsenal London reichte es zu einem 2:2-Unentschieden. Der Grund dafür ist neben dem Kader auch die Taktik von Postecoglou!
Er lässt einen erdrückenden Offensivfußball spielen, bei dem die größte Aufgabe für seine Mannschaften darin liegt, sich in der gegnerischen Hälfte festzusetzen und von dort aus das Spiel zu bestimmen. Damit wählt er einen eindeutig anderen Weg als beispielsweise sein Vorgänger Antonio Conte.
Postecoglou bewies sein Können schon weltweit
Vor seiner Trainerkarriere war Postecoglou, der im Alter von fünf Jahren mit seinen Eltern aus Griechenland nach Australien geflohen war, selbst Spieler bei South Melbourne in der australischen A-League. Bereits mit 28 Jahren musste er seine Karriere aufgrund einer Knieverletzung beenden. Schon 1996, mit erst 31 Jahren, wechselte der Australier auf die Trainerbank und führte den Verein zweimal zur australischen Meisterschaft. Anschließend war er beim australischen Fußballverband angestellt und betreute dort bis 2007 die U20-Nationalmannschaft.
Er trainierte noch zwei weitere australische Klubs, bevor er 2013 zum Verband zurückkehrte. Von 2013 bis 2017 trainierte der aktuelle Tottenham-Coach die australische Nationalmannschaft; er trat jedoch trotz der erfolgreichen Qualifikation zur WM 2018 zurück. Dann ging er nach Japan und führte dort den Verein Yokohama F. Marinos zur Meisterschaft.
2021 übernahm Postecoglou sein erstes Amt in Europa und gewann mit Celtic Glasgow zweimal den schottischen Meistertitel. In der vergangenen Saison erreichte er mit der Mannschaft sogar das nationale Triple aus Meisterschaft, Pokal und Ligapokal. Manchester City-Trainer Pep Guardiola hatte bereits beim Amtsantritt von Postecoglou prophezeit: „Es kommt ein weiterer außergewöhnlicher Manager.“
Und bis jetzt scheint er Recht behalten zu haben. Die Rekordbilanz spricht für sich. Kann der Trainerfuchs Postecoglou die Spurs zu ihrem ersten Meistertitel in der Premier League führen?