Die Aufgabe für Ryan Gravenberch am Donnerstagabend in der 44. Minute im Anfield war nicht mehr wirklich schwer. Der Ball lag zwei Meter vor dem Tor und Anthony Moris als Keeper von Gegner Union St. Gilloise auf dem Boden. So ballte Gravenberch wenige Sekunden später nach seinem ersten Treffer für die Reds auch die Faust und strahlte über das gesamte Gesicht.
Gravenberch: Hat sich Bayern geirrt?
Der Niederländer leitete so das 2:0 der Reds in der Europa League ein - und setzte damit seinen Aufwärtstrend fort.
„Ja, es war großartig. Es fühlt sich super gut an, es war das beste Tor meiner bisherigen Karriere, glaube ich“, witzelte Gravenberch nach der Partie im Interview mit TNT Sports, um dann hinzuzufügen: „Nein, das einfachste in meiner Karriere.“
Gravenberch durchbricht lange Flaute
Und doch war dieser Treffer besonders. Hatte er doch sein letztes Tor am 21. August 2022 erzielt. Damals traf er beim 5:0 des FC Bayern gegen Viktoria Köln im DFB-Pokal.
Viel mehr Glanzmomente im Trikot des FC Bayern folgten danach nicht. Und so gab der deutsche Rekordmeister den 21-Jährigen für 40 Millionen Euro nach Liverpool ab.
Während sich in Deutschland viele über die hohe Ablöse wunderten, sehen sich die Reds-Verantwortlichen wenige Wochen später schon mehr als bestätigt.
Klopp: „Offensichtlich, was für ein Talent wir verpflichtet haben“
„Er ist sehr wichtig für uns. Es ist offensichtlich, was für ein Talent wir verpflichtet haben. Er genießt die Situation und kommt Schritt für Schritt voran. Es ist wirklich toll zu sehen“, schwärmte Trainer Jürgen Klopp nach Gravenberchs Debüttreffer.
Mit seinem Neuzugang sprach der deutsche Coach auch schon über seine künftigen Pläne. „Ich denke, dass er in der Zukunft definitiv das Potenzial hat, als Nummer Sechs zu spielen“, sagte Klopp auf einer Pressekonferenz.
Kurios: Bayern-Trainer Thomas Tuchel hatte seinem Ex-Spieler noch abgesprochen, in dieser Rolle Fuß fassen zu können. Und auch Julian Nagelsmann hatte während seiner Zeit in München einen großen Bogen um Gravenberch als defensiven Mittelfeldspieler gemacht.
Stattdessen gab es nicht wirklich eine feste Rolle für den Mittelfeldmann. Mal agierte das Juwel als Zehner, mal als Achter. Und vor allem: Meistens kam Gravenberch nur als Joker.
Gravenberch in Liverpool direkt in Topform
Bei den Bayern hat er in der vergangenen Saison insgesamt 937 Spielminuten gesammelt, für Liverpool sind es jetzt schon 242. Und genau das sieht der junge Niederländer auch als Grund für seinen aktuellen Formanstieg an.
Das Vertrauen spürte das Ajax-Eigengewächs also in München nie. Stattdessen schwangen immer Zweifel mit.
„Wenn man einem Spieler Minuten gibt, bekommt er Selbstvertrauen und das war‘s“, sagte er bei TNT Sports und spielte damit wohl auf seine Zeit in München an. Beim Rekordmeister hatte er sich mehrfach öffentlich über seine geringen Einsatzzeiten beschwert.
In Liverpool sieht das bislang ganz anders aus. Obwohl die Konkurrenz im Mittelfeldzentrum mit Wataru Endo, Dominik Szoboszlai, Alexis Mac Allister, Curtis Jones, Thiago oder Harvey Elliott mindestens genau so groß wie in München ist, spielt Gravenberch schon viel - Tendenz deutlich steigend.
Gravenberch hat klare Rolle
Gravenberch hat dabei eine klare Rolle. Im Dreiermittelfeld gibt es hinter dem Niederländer einen Sechser. Der frühere Bayern-Profi kann gemeinsam mit einem weiteren zentralen Antreiber also Akzente nach vorne setzen.
Auf Dauer will Klopp nun daran arbeiten, dass Gravenberch auch die defensivere Rolle ausführen kann. So oder so hätte der Neuzugang aber nichts dagegen, wenn weitere Jubelmomente wie am Donnerstagabend dazu kommen.