Für Kai Havertz persönlich läuft es noch immer nicht wirklich bei den Gunners - aber wenigstens gab es am Sonntag dank Rekordtransfer Declan Rice auf den letzten Drücker noch ein Happy End für den FC Arsenal.
Irrer Abend für Havertz
Mit einem erst ganz spät in der langen Nachspielzeit unter Dach und Fach gebrachten 3:1 (1:1) im Premier-League-Knaller gegen Manchester United feierten die Londoner Big Points und sprangen damit auf den fünften Tabellenplatz. Arsenal-Coach Mikel Arteta sagte nach dem Spiel bei Sky Sports: “Das sind genau die Momente, für die wir so hart arbeiten. Das Spiel hatte ein Top-Niveau und am Ende haben Feinheiten den Unterschied gemacht - beide Teams hätten gewinnen können.“
Ex-Bayern-Flirt Rice (96. Minute) und Gabriel Jesus (101.) mit einem Konter wurden dabei zu Matchwinnern gegen das über weite Strecken bessere Team von United-Coach Erik ten Hag, das auf Rang elf abfiel. “Wir hätten es verdient gehabt dieses Spiel zu gewinnen, leider bekommt man nicht immer das, was man verdient“, sagte der Niederländer.
United-Kapitän Bruno Fernandes war nach dem Spiel bedient: „Ich finde es ärgerlich, wie wir das Spiel aus der Hand gegeben haben, wir haben auf ein Unentschieden gespielt und dann noch verloren. Manchmal machen Kleinigkeiten den Unterschied, zu verlieren ist nie einfach - wir werden unsere Schlüsse ziehen und versuchen, das positive aus dem Spiel mitzunehmen.“
Havertz vorzeitig ausgewechselt
Für Havertz war der Arbeitstag da schon längst erledigt, nachdem der frühere Bundesliga-Star eine knappe Viertelstunde vor Abpfiff gegen Fabio Vieira ausgewechselt worden war (77.).
Ohnehin erlebte der prominente Neuzugang, für eine Ablösesumme von rund 75 Millionen Euro vom Stadtrivalen FC Chelsea zu Arsenal gewechselt, einen Auftritt zum Vergessen.
Havertz, in den drei vorangegangenen Ligapartien bereits ohne Tor und Assist geblieben, verstolperte zunächst die offen liegende Führung.
Es war die 13. Minute, als dem deutschen Nationalspieler, im Anschluss an eine scharfe Flanke von Gabriel Martinelli, die United nicht richtig klären konnte, der Ball vor die Füße sprang.
Havertz schien die Kontrolle über den Ball zu haben, setzte die Chance dann aber völlig überraschend aus etwa sechs Metern links am Tor vorbei, indem er mehr oder weniger ein Luftloch schlug, den Ball kaum erwischte.
Havertz mit folgenschwerem Patzer
“Das war total unglücklich, wahrscheinlich war er darüber selber überrascht, aber das war sehr überhastet“, meinte der frühere Bundesliga-Profi und England-Legionär Mladen Petric als Sky-Experte.
Damit nicht genug: Havertz war es auch, der seinem Team den Rückstand durch den Treffer von Marcus Rashford einbrockte (27.), nachdem er sich einen Ballverlust in der eigenen Hälfte gegen Christian Eriksen erlaubt hatte.
“Das war ein ganz schlechter Ball von Havertz“, befand Petric über den 24 Jahre alten Angreifer. „Ihm fehlt auch die Tiefe, er hat keinen Platz. Er muss sich viele Bälle defensiv holen, und das macht er nicht gern.“
Havertz kam während der ersten 45 Minuten auch nur auf gerade mal zwei Strafraum-Aktionen. Zum Glück für Arsenal konterte Martin Ödegaard den 0:1-Schock postwendend.
Havertz geht zu Boden - aber kein Elfmeter nach VAR
Doch auch nach dem Seitenwechsel geriet die Partie für Havertz zur emotionalen Achterbahn: Aaron Wan-Bissaka lief dem in den Sechzehner drängenden Ex-Leverkusener vermeintlich in die Hacken, Havertz ging zu Boden und bekam den Elfmeter-Pfiff (59.). Doch Schiedsrichter Anthony Taylor schaute sich am Videomonitor die Szene noch einmal an und revidierte seine ursprüngliche Entscheidung.
Zum Leidwesen auch von Petric, der Havertz diesmal zur Seite sprang: “Ich finde, den Elfer kann man geben. Es gab ja einen leichten Kontakt.“ Arteta stand der VAR-Entscheidung gelassen gegenüber, “Ich denke man kann beide Entscheidungen aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten, für mich zählt, dass wir heute das bessere Team waren und verdient gewonnen haben.“
Arteta richtete derweil aufmunternde Worte an sein Sorgenkind. „Ich sagte zu Havertz: Am Anfang ist alles schwer. Als ich meine Frau kennenlernte, war es am Anfang schwer, sie für mich zu gewinnen. Es war schwer, ich musste versuchen, ihr eine Nachricht zukommen zu lassen, und weiter und weiter“, erzählte der Spanier und ergänzte: „Und als sie am Ende sagte, dass wir zusammen sein könnten, das war schön.“
Rice lässt Arsenal-Fans ausflippen
Immerhin konnte Havertz mit seinem Team am Ende doch noch jubeln - weil Rice die Gunners-Fans ausflippen ließ und auch Jesus noch ganz spät zuschlug. “Rice cooks“, (deutsch: „Rice kocht“) titelte die Daily Mail, auch Arteta war von seinem Neuzugang begeistert: “Er war heute überragend, aber es war auch eine tolle Mannschaftsleistung. Rice hat das Team in den schwierigen Phasen immer wieder aufgefangen, genau was die Mannschaft gebraucht hat.“
Der Rekordtransfer der Gunners war zufrieden, wollte sich aber nicht auf dem Erfolg ausruhen. “Ich hatte einen guten Start, aber ich bin noch lange nicht fertig.“ Den Druck den die Rekordablösesumme verursachte, versucht der 24-Jährige so gut es geht an sich abprallen zu lassen. “Ich kann den Preis, den Arsenal für mich gezahlt hat nicht beeinflussen. Ich probiere, die Details alle auszublenden, das neue Kapitel bei Arsenal hat super begonnen, aber ich bin noch lange nicht am Ziel.“
Der Mittelfeldspieler kommt bei den Fans unheimlich gut an, “Es ist mir fast schon etwas unangenehm, aber ich bin total dankbar für die Liebe die mir die Fans schenken. Ich probiere es einfach zu genießen.“