Als der Vertrag unterschrieben war, griff Roméo Lavia erstmal zum Handy. Der 19-Jährige feierte seinen Transfer für satte 68 Millionen Euro von Southampton zum FC Chelsea ausgerechnet mit einem Videoanruf mit seinem belgischen Landsmann Eden Hazard.
Das teuerste Mittelfeld der Welt
Das Gespräch wurde von den Blues festgehalten. Denn Hazard erinnert die Chelsea-Fans an bessere Tage, in denen die Elf noch ganz oben mitmischte. Und da soll es nun wieder hingehen.
Mit dem Lavia-Transfer hat Chelsea ein Rekord-Mittelfeld beisammen. Denn zuvor kam bereits Moisés Caicedo für bis zu 133 Millionen Euro von Brighton & Hove Albion. Im Januar hatten die Blues bereits Enzo Fernández von Benfica für 121 Millionen Euro losgeeist. Das macht unfassbare 322 Millionen Euro für ein Trio!
„Die Spieler wollten zu uns, weil sie hier etwas Besonderes spüren. Hier passiert gerade etwas Gutes“, jubelte Trainer Mauricio Pochettino. Nach der miserablen Saison 2022/23 mit 45 Punkten Rückstand auf Meister Manchester City hat Chelsea also vor allem im zentralen Mittelfeld Großes vor.
Missglückter Einstand für Caicedo bei Chelsea
Nach dem 1:1 gegen den FC Liverpool trafen die Blues am Sonntag auf ihre Londoner Nachbarn von West Ham United. Lavia stand aufgrund der kurzen Zeit bei Chelsea noch nicht im Kader, Fernández und Caicedo hingegen waren mit von der Partie. Jedoch hätte das erste Auswärtsspiel für das Team von Pochettino nicht viel schlechter laufen können.
In der 43. Minute vergab Enzo Fernández einen Foulelfmeter und verwehrte seinem Team damit die 2:1-Führung vor der Pause. Das nutzte West Ham nach der Pause (53.) und erzielte in Person von Michail Antonio das 2:1. Knapp zehn Minuten später wurde Caicedo für Ben Chilwell eingewechselt, doch auch für ihn lief das Spiel alles andere als gut. In der Nachspielzeit verursachte der Neuzugang einen Elfmeter, den Lucas Paquetá zum 3:1-Endstand verwandelte (90.+5).
Ein wirklich schlimmer Einstand für den Ecudorianer, der auch ansonsten in seinen 30 Minuten Spielzeit eher blass blieb. Chelsea half nicht einmal der Platzverweis von Nayef Aguerd in der 67. Minute, um das Ruder herumzureißen.
„Dieser Mann, Caicedo, hat einen ziemlichen Albtraum erlebt, seit er eingewechselt wurde“, kommentierte Liverpool-Legende Jamie Carragher: „Das ist eine schlechte Aktion (das Verursachen des Elfmeters, Anm. d. Red.).“
Lavia, Fernández und Caicedo neues Rekord-Trio
Im ersten Auftritt hat sich das viele Geld also noch nicht ausgezahlt. Lediglich der FC Arsenal kann bei den Transferausgaben für sein Mittelfeld mithalten. Neben Declan Rice (116 Millionen) und Kai Havertz (75 Millionen) holten die Gunners in den vergangenen Transferperioden bereits Thomas Partey (50 Millionen) und Jorginho (elf Millionen Euro) und Martin Ödegaard (35 Millionen). Doch selbst für diese fünf Stars machte das unter dem Strich 287 Millionen Euro.
Manchester City hat für seine Zentrale - bestehend aus Rodri (70 Millionen), Kevin De Bruyne (76 Millionen), John Stones (55 Millionen), Mateo Kovacic (29 Millionen) und Kalvin Philipps (49 Millionen) über mehrere Jahre verteilt mit 279 Millionen weniger bezahlt.
Auch im Ausland ist Chelseas Transferoffensive unerreicht. Real Madrid gab für Aurélien Tchouaméni (80 Millionen), Jude Bellingham (bis zu 135 Millionen Euro), Luka Modric (35 Millionen), Toni Kroos (25 Millionen) und Eduardo Camavinga (31 Millionen Euro) 306 Millionen Euro aus.
Was all die Spieler aber von den Chelsea-Hoffnungsträgern unterscheidet: Sie spielten vor den Transfers bereits mehrere Jahre auf Topniveau in Europas besten Ligen.
Fernández startete 2022 bei der WM durch
Ganz anders sieht es bei dem Blues-Trio aus. Die drei Stars wären noch vor einem Jahr für einen Bruchteil dieser Rekordsumme gekommen.
Am ehesten ist Fernández den Fans vor seinem Wechsel bereits ein Begriff gewesen. Er war bei der WM 2022 Stammspieler bei Argentinien und gewann den Pokal. Der 22-Jährige kam kurz nach dem Turnier zu Chelsea - und hatte in Europa zuvor nur ein halbes Jahr bei Benfica gespielt.
Seit der Ankunft im Januar blieb der Organisator aber deutlich hinter den Erwartungen. Seine Bilanz bisher: 23 Einsätze mit zwei Assists. Immerhin zeigte er am ersten Spieltag dieser Saison gegen Liverpool bereits ein starkes Spiel und machte den Fans damit Mut.
Bei Caicedo hätten die Chelsea-Anhänger vor einem Jahr wohl selbst bei einer deutlich geringeren Summe den Kopf geschüttelt. Der 21-Jährige aus Ecuador spielte bei Brighton & Hove Albion bis zur vergangenen Saison die zweite Geige und startete dann mit 37 Spielen sowie einem Tor und einer Vorlage durch.
Ähnlich furios lief die vergangene Saison für Lavia. 29 Partien in der Premier League standen für den 19-Jährigen bei Southampton zu Buche. Er schoss ein Tor, stieg aber ab. Kurios: Bis Sommer 2022 spielte er für die zweite Mannschaft von Manchester City.
Pochettino machte dem Trio und der gesamten Mannschaft bereits Druck: „Wir sind Chelsea und müssen gewinnen. Heute, gestern - nicht erst morgen.“
Chelsea geht hohes Risiko ein
Chelsea geht also ein gewaltiges Risiko ein. Denn was passiert, wenn die Youngster zu Flops werden? Kein zentraler Mittelfeldspieler im Kader hat Premier-League-Niveau über längeren Zeitraum nachgewiesen. Mit Connor Gallagher ist der älteste Profi in der Schaltzentrale gerade einmal 23 Jahre und mit 100 Spielen in der Liga keinesfalls sehr erfahren.
Oder wird sich das Mega-Mittelfeld lohnen und eine neue Ära einleiten wie einst Eden Hazard oder N‘Golo Kanté? Bisher müssen die Chelsea-Anhänger jedenfalls noch auf den Durchbruch der teuer erkauften Stars warten.