Die Bilder aus Mesut Özils letzten Monaten beim FC Arsenal waren für jeden Fußball-Liebhaber ein Stich ins Herz. Der sensible Kreativkopf, der seinen Gunners so viele schöne Momente beschert hatte, wurde ausgerechnet von Mikel Arteta, seinem ehemaligen Mittelfeldkollegen, endgültig ausgemustert.
Das hat Arsenal mit Havertz vor
Obwohl Özils Abgang von der großen Premier-League-Bühne keinesfalls leise ablief, blieben die Gründe für sein Arsenal-Aus stets ein Mysterium. Bis jetzt. Denn wie der englische Mirror erfahren haben will, schmeckte Özils Vorliebe für die Zehner-Rolle seinem Trainer ganz und gar nicht.
Der Grund? Für den Fußballlehrer Arteta ist die Flexibilität seiner Schützlinge das höchste Gut. In dieser Hinsicht ähnelt der Spanier klar seinem Mentor Pep Guardiola, unter dem er von 2016 bis 2019 als Co-Trainer bei Manchester City fungierte.
Havertz folgt auf Özil: Wieder ein DFB-Star bei Arsenal
Ebendiese Flexibilität verwehrte der gekränkte “Wizard of Öz” seinem Trainer, ließ lieber die Schultern hängen, während er wie ein Zauberer ohne Zauberstab über den Platz schlich. Dieses Verhalten passte der Arbeiterbiene Arteta ganz und gar nicht. Wie der Mirror nun schreibt, sei Artetas Vision “ein fluides Arsenal, in dem viele Spieler verschiedene Positionen bekleiden können anstelle auf eine fixiert zu sein - die Art von Luxus, die Özils Stil verlangte, wollte der Arsenal-Boss nicht erfüllen”.
Diese “Fluidität” der einzelnen Spieler brachte dem FC Arsenal in der vergangenen Saison fast den ersten Meistertitel seit 2004. Für ihre Gegner sind die Gunners unberechenbar.
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Denn so wie Guardiola einst Philipp Lahm zum defensiven Mittelfeldspieler umschulte, machte Arteta bei Arsenal aus dem Innenverteidiger Ben White einen Rechtsverteidiger. Den gebürtigen Linksverteidiger Oleksandr Zinchenko ließ er so viele Freiheiten, dass dieser des Öfteren aus dem rechten Halbfeld Tore auflegte.
Was das alles mit Kai Havertz zu tun hat? Nun ja, zum einen haben Özil und Havertz beide im Alter von 24 Jahren bei Arsenal unterschrieben. Beide als deutsche Nationalspieler. Beide haben ihre großen Stärken im offensiven Mittelfeld, obwohl sich ihr Spielstil stark unterscheidet. Und beide haben, beziehungsweise, werden, unter Arteta für den FC Arsenal spielen. (JETZT: 1. FC Nürnberg - FC Arsenal im LIVETICKER)
Arteta lobt “variablen” Havertz: Arsenal setzt auf Fluidität
Doch dort hören die Gemeinsamkeiten schon auf. Denn genau die Stärke Havertz‘, die dem Deutschen zum Transfer vom Vorjahres-Zehnten Chelsea zum Vizemeister Arsenal verhalf, war der Hauptgrund für Özils unrühmlichen Arsenal-Abschied. Stichwort: Flexibilität.
„Er wird unser Mittelfeld enorm verstärken und unser Spiel variabler machen“, schwärmte Arteta auf der Seite des Vereins über Havertz. Diese Flexibilität ist den Gunners sehr, sehr viel wert. Mehr als 70 Millionen Euro flossen von Nord-London nach West-London zu Havertz‘ Ex-Arbeitgeber, dem FC Chelsea.
Außerdem wird der deutsche Nationalspieler auf Anhieb Top-Verdiener bei Arsenal: 20 Millionen Euro brutto soll der 24-Jährige laut Bild pro Jahr verdienen - und das mindestens fünf Jahre lang, geht sein Vertrag doch bis 2028.
Macht also in Summe eine Investition von rund 170 Millionen Euro für Havertz, von dem in England auch drei Jahre nach seiner Ankunft in der Premier League niemand so recht weiß, wo er überhaupt spielt. Goal spottete nach Bekanntgabe des Havertz-Transfers, es sei „schon erstaunlich“, dass Arsenal dem FC Chelsea so viel Geld überweist für „einen Stürmer, der in 91 Premier-League-Spielen 19 Tore erzielt hat“. Das vernichtende Urteil: „Havertz könnte eine kolossale Geldverschwendung werden.“
Havertz: Kein Neuner, kein Zehner - sondern ein “linker Achter”
Dass Havertz eigentlich gar keine Nummer neun ist, weiß Arteta gut. Er zog als Spieler selber jahrelang die Fäden in Arsenals Mittelfeld. Diese Rolle traut er nun auch Havertz zu. Das ist aus Zitaten auf der Klub-Website zu entnehmen, vor allem, weil der Fußballlehrer in seiner Lobestirade auf Havertz kein einziges Mal das Wort „Stürmer“ in den Mund nahm.
Laut The Athletic habe Arteta ohnehin schon eine genau Position für den Deutschen im Auge. Demnach werde Havertz künftig als linker Achter auflaufen - neben Martin Odegaard, der in der vergangenen Saison endlich seinen Durchbruch hatte und vor Declan Rice, dessen Rekordtransfer als sicher gilt.
Havertz selbst beschrieb seine neue Aufgabe am Donnerstagabend nach dem 1:1 im Testspiel beim 1. FC Nürnberg auf SPORT1-Nachfrage so: „Ich habe in den letzten Jahren viele Positionen und habe jetzt wieder eine neue Position, an die ich mich gewöhnen muss. Aber ich hab dort viel in meiner Jugend gespielt.“
Für Havertz wäre es eine längst überfällige Rückkehr auf seine stärkste Position. Mit dem Spiel weitgehend vor sich, könnte der feine Linksfuß den FC Arsenal mit seinem Passspiel, seiner Spielintelligenz und Schusstechnik zum Premier-League-Titel tragen. Arteta sei Dank.