Aus dem Nichts stieg Dele Alli als damals 19-Jähriger in der Saison 2015/16 zum Ausnahmetalent des englischen Fußballs empor und verzückte die Premier League auch noch in den beiden darauffolgenden Spielzeiten mit seinem Können.
Schock-Beichte von Dele Alli!
Doch mit seinem gewachsenen Status konnte der ehemalige englische Nationalspieler nicht umgehen, sodass er einen Leistungseinbruch erlebte und letztendlich in der Bedeutungslosigkeit verschwand - mögliche Gründe für den tiefen Fall erörterte sein Ex-Trainer José Mourinho einst in der Dokumentation „All or Nothing: Spurs“ bei Amazon Prime: Der Mittelfeldspieler sei „wie ein Party-Boy“ und „scheiße faul“.
Die wahren Ursachen für die verlorene Leidenschaft am Fußball offenbarte Alli allerdings nun in einem emotionalen Interview im Podcast The Overlap von Ex-Profi Gary Neville. „Mit sechs Jahren wurde ich von einem Freund meiner Mutter missbraucht, die eine Alkoholikerin war“, begann der 27-Jährige mit Tränen in den Augen, Erlebnisse aus seiner Kindheit aufzuzählen.
Missbrauch und Drogen: Dele Alli schockiert
„Dann wurde ich nach Afrika geschickt, um Disziplin zu lernen und wieder zurückgeschickt. Mit sieben habe ich angefangen zu rauchen, mit acht habe ich mit Drogen gedealt. Mit elf wurde ich von einem Mann aus der Nachbarschaft von einer Brücke gehängt“, führte Alli, der damit Neville sichtlich schockierte, aus.
Das grausamste Kapitel im Leben des ehemaligen Spurs-Stars beendete letztendlich seine Adoption. Als Zwölfjähriger sei er von einer „wunderbaren Familie“ aufgenommen worden. Allerdings traute er sich nicht, sich ihnen zu öffnen, wollte alles selbst lösen und versuchte, seine Probleme zu verdrängen.
Als er schließlich mit 16 Profi wurde, nahm „alles seinen Lauf“. Äußerlich ließ sich der Offensivspieler zwar weiterhin nichts anmerken und erlebte den rasanten Aufstieg, doch innerlich zerbrach er.
Dele Alli dachte an Karriereende mit 24
„Ich habe den Kampf gewonnen und gezeigt, dass ich glücklich bin. Aber innerlich habe ich den Kampf verloren“, erläuterte Alli, der sich daher sogar schon Gedanken über ein mögliches Karriereende machte: „Eines Morgens wachte ich auf und musste zum Training gehen. Ich erinnere mich, wie ich in den Spiegel schaute und mich fragte, ob ich jetzt in Rente gehen könnte. Mit 24 Jahren.“
Anschließend verriet er auch, wie er den Kampf gewinnen wollte: Er betäubte seine Gefühle mit Alkohol und Schlaftabletten - von denen der in Milton Keynes geborene Fußballer aber abhängig wurde. „Ich habe sie definitiv zu sehr missbraucht. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich habe manchmal aufgehört und war ein paar Monate ohne sie, aber ich habe mich nie wirklich mit dem Problem beschäftigt“, blickte Alli auf seine Tabletten-Sucht zurück.
Dies änderte sich aber nach seiner Rückkehr von Besiktas und der Nachricht einer bevorstehenden Operation. Er beschloss, sich in diesem Sommer für anderthalb Monate in eine „Reha-Einrichtung für psychische Gesundheit, Sucht und Trauma zu begeben“.
Durch diese Zeit habe Alli „gewisse Dinge“, die ihn runtergezogen hätten, hinter sich gelassen. Seine Stärke verdeutlicht auch der Zeitpunkt des Interviews. Denn nur drei Wochen nach seinem Klinikaufenthalt wandte sich der Zehner an die Öffentlichkeit - und das nicht nur um seiner selbst Willen. Er wolle damit anderen Leute helfen, die sich auch alleine fühlen.
Der aktuelle Everton-Spieler, der zuletzt selbst bei seiner Leihstation Besiktas Istanbul nicht mehr zum Stammpersonal gehörte, schaut nun nur noch nach vorne und formulierte gleich auch noch seinen Wunsch für die Zukunft: „Ich will noch besser als damals sein, als Spieler und als Mensch.“
Für seine Worte erhielt Alli viel Zuspruch. Prinz William nannte die Aussagen „mutig und inspirierend“. Über psychische Gesundheit zu sprechen, sei „kein Zeichen von Schwäche. Wir sind alle bei Ihnen“, schrieb William, der sich als Präsident des Verbandes FA auch für mentale Gesundheit im Sport einsetzt, bei Twitter.