„Geld schießt keine Tore“, sagte einst Otto Rehhagel, doch zunehmend wird diese Weisheit der deutschen Trainer-Legende ab absurdum geführt.
Newcastles Vater des Erfolgs
Bestes Beispiel: Manchester City! Der schwerreiche Scheich-Klub, der international lange den eigenen Ansprüchen hinterherhinkte, dominiert bereits seit Jahren die Premier League und ist nun auch drauf und dran, erstmals in der Champions League zu triumphieren. Alles andere als ein Sieg am 10. Juni gegen Inter Mailand wäre eine faustdicke Überraschung. Zu überlegen – um nicht zu sagen konkurrenzlos – präsentierte sich die Truppe von Pep Guardiola in den vergangenen Wochen.
City ist momentan das Nonplusultra auf dem europäischen Kontinent, doch nun schickt sich ein Rivale aus dem Mutterland des Fußballs mit Siebenmeilenstiefeln an, dem Klub aus Manchester das Fürchten zu lehren. Newcastle United, einst als schlafender Riese verspottet, mutierte innerhalb eines Jahres von einem Abstiegskandidaten zu einem Champions-League-Teilnehmer.
Zu verdanken haben die Magpies (Elstern) ihren rasanten Aufstieg dem Einstieg eines saudischen Konsortiums um Klubboss Yasir Al-Rumayyan im Oktober 2021, als der Traditionsklub aus Nordengland in den Niederungen der Premier League herumdümpelte.
Dank unerschöpflicher finanzieller Ressourcen war fortan nichts unmöglich: Nach klugen Neuverpflichtungen auf dem Wintertransfermarkt 2021/22 wurde der Klassenerhalt frühzeitig eingetütet, ehe im Sommer mit einer weiteren Transferoffensive die Basis für die jüngsten Erfolge gelegt wurde.
Howe – Newcastles Vater des Erfolgs
Cleverster Schachzug war jedoch die Verpflichtung von Trainer Eddie Howe, der Anfang November 2021 als Nachfolger von Steve Bruce in Newcastle anheuerte und den Klub in Windeseile von der Abstiegszone in die Champions League führte – nach 21-jähriger Abstinenz.
„Man muss immer hoffen und träumen, aber wir hatten das Gefühl, dass wir nach dem Abstiegskampf noch nicht so weit waren“, sagte ein völlig überwältigter Howe bei Sky Sports, nachdem sein Team am Montagabend die Königsklasse klargemacht hatte.
Niemals hätte der 45-Jährige erwartet, Newcastle so schnell nach oben zu führen: „Es ging darum, sich zu konsolidieren und eine bessere Mannschaft zu werden. Und nicht mit dem Abstieg zu liebäugeln. Die Jungs waren unglaublich, ihre Mentalität, ihre Einstellung.“
Aber wer ist eigentlich dieser Eddie Howe? Der Vater des Erfolgs bei den Magpies mag in Deutschland ein unbeschriebenes Blatt sein, doch in England genießt der frühere Abwehrspieler einen ausgezeichneten Ruf, Spieler weiterentwickeln, besser machen zu können.
Einen Namen machte sich Howe vor allem beim AFC Bournemouth, wo er ab Januar 2009 erstmals als Cheftrainer agierte und 2010 den Aufstieg in die dritte englische Liga (League One) schaffte. Nach einem kurzen Abstecher von Januar 2011 bis Oktober 2012 zum FC Burnley kehrte er zu Bournemouth zurück.
Von da an ging es mit dem Klub aus dem Süden Englands rasant bergauf. 2013 folgte der Aufstieg in die Championship, 2015 führte Howe den Klub erstmals in seiner Vereinsgeschichte gar in die Premier League – zudem wurde er als Trainer des Jahres im englischen Profifußball ausgezeichnet.
„Sie haben mit Eddie Howe einen brillanten Trainer“
Nachdem Bournemouth 2020 den Klassenerhalt verpasst hatte, verließ er den Klub in gegenseitigem Einvernehmen. Nun sorgt Howe, der auch den Großteil seiner Spielerlaufbahn bei Bournemouth in unterklassigen Ligen verbracht hatte, in Newcastle für Furore.
„Sie haben mit Eddie Howe einen brillanten Trainer“, zollte der frühere englische Nationalspieler Paul Merson dem Coach bereits Ende Dezember bei Sky Sports großen Respekt, schließlich formte Howe sein Team erstaunlich schnell zu einer homogenen Einheit, die dank einer überragenden Defensive Spitzenteams wie Liverpool um Jürgen Klopp, Tottenham und Chelsea hinter sich lassen konnte.
„Ich bin so beeindruckt von dem, was sie getan haben, von der Art und Weise, wie sie es getan haben“, erklärte die Arsenal-Legende damals. „Wir sagen, sie haben alles Geld der Welt, sie werden dies, dies und das tun – sie haben so gut eingekauft.“
Doch nun gilt es, den Erfolg zu bestätigen, weshalb für die anstehenden Mammutaufgaben weitere Transfers vonnöten sind: „Es gibt nur einen kleinen Pool von Spielern, die infrage kommen“, erklärte Howe. „Wir müssen klug agieren, was wir bereits nachgewiesen haben. Dies wird unser härtestes Transferfenster sein.“
Nachdem der Klub in dieser Saison trotz des beachtlichen Erfolgs in Sachen Trophäen leer ausgegangen ist, sind die Ziele für die nahe Zukunft klar definiert. „Ich wünsche mir sehr viel Erfolg für diesen Fußballverein“, betonte Howe: „Wir wollen hier in Zukunft Pokale holen.“
Viel spricht dafür, dass Newcastle erst am Anfang eines langen Erfolgswegs stehen dürfte, und auch Merson war sich im Dezember bereits total sicher: „Ich denke, mit Newcastle ist für eine sehr, sehr lange Zeit zu rechnen.“