Die unendlich scheinende Historie an Auseinandersetzungen zwischen Liverpool-Coach Jürgen Klopp und Schiedsrichter Paul Tierney ging am Boxing Day in die nächste Runde. Gleich mit zwei aberkannten Toren haderte der 56-Jährige bei dem 2:0-Auswärtserfolg gegen den FC Burnley.
Klopps brisante Dauerfehde
Bereits in der 29. Minute erzielte Cody Gakpo das vermeintliche 2:0 für die Reds, jedoch pfiff der Unparteiische Tierney das Tor zurück, da er ein vorangegangenes Offensiv-Foulspiel von Núnez sah. Nach Einblendung der Zeitlupe war zwar kein klarer Kontakt vom Uruguayer zu erkennen, trotzdem änderte der VAR die Entscheidung nicht.
„Es ist ein Beispiel aus der unendlichen Saga der Fehler des VARs. Ich habe keine Lust mehr, darüber zu sprechen“, echauffierte sich Sky-Experte und ehemaliger Nationaltorhüter René Adler nach der Situation.
In der 55. Minute zappelte das Netz erneut zum vermeintlichen 2:0-Treffer, nachdem Harvey Elliott den Ball in das Tor einschob. Der Jubel war allerdings nur von kurzer Dauer. Obwohl Mohamed Salah in der Abseitsposition stehend nicht an den Ball kam, soll der Ägypter nach Meinung von Referee Tierney das Sichtfeld von Burnley-Schlussmann James Trafford blockiert haben.
Klopp konnte die Entscheidung nicht nachvollziehen und sprach nach dem Spiel bei Sky: „Ich habe eben die Abseitsposition von Mo Salah gesehen. Das kannst du nur so entscheiden, wenn du nie selber Fußball gespielt hast. Sonst geht das nicht!“ polterte der Reds-Coach und ergänzte: „Wo auch immer Mo steht, der Torwart hat absolut keine Chance, an den Ball zu kommen. Der stört nicht und so weiter, es ist Wahnsinn!“
Klopp: „Ich weiß wirklich nicht, was er gegen uns hat“
Nicht zum ersten Mal geriet Klopp mit dem 43-Jährigen Premier-League-Schiedsrichter aneinander. Der 4:3-Sieg des FC Liverpool gegen Tottenham Hotspur gegen Ende der letzten Saison war einer der emotionaleren Sorte.
Sichtbar wurde das vor allem beim Siegtreffer von Diogo Jota in der Nachspielzeit, nachdem Trainer Jürgen Klopp zu einem folgenschweren Jubelsprint ansetzte. Er rannte auf den Vierten Offiziellen zu und schrie ihm seine Emotionen direkt ins Gesicht. Bei der Entstehung des kurz zuvor gefallenen Ausgleichs von Tottenhams Richarlison hatte er ein klares Foul gesehen, was jedoch nicht gegeben wurde.
Nach dem Spiel ließ er seinen Gefühlen weiterhin freien Lauf und richtete sich gegen Premier-League-Schiedsrichter Paul Tierney: „Wir haben unsere Geschichte mit Tierney. Ich weiß wirklich nicht, was er gegen uns hat. Er hat gesagt, dass es kein Problem gibt, aber das kann nicht wahr sein.“
Was Klopp damit meint, ist eine Reihe von Schiedsrichter-Entscheidungen, die Tierney in den vergangenen Jahren gegen Liverpool getroffen haben soll.
Tierney: „Ich habe es übersehen, Jürgen. Finde dich damit ab“
Der Ursprung der Fehde liegt im Juli 2020, als Tierney ein vermeintliches Foul an Liverpools Georginio Wijnaldum nicht ahndete. Das Spiel gegen Aston Villa gewannen die Reds damals trotzdem mit 2:0. Tierney entschuldigte sich in der Folge.
„Ich habe es übersehen, Jürgen“, sagte er damals. „Ich bin wie alle Spieler, ich werde Fehler machen. Ich habe es verpasst. Finde dich damit ab.“ Der Austausch auf dem Platz war deutlich zu hören, da aufgrund der Corona-Regularien keine Zuschauer zugegen waren.
Im Januar der folgenden Saison trug sich dann die nächste strittige Szene in der Dauerfehde zwischen Klopp und Tierney zu. Als Sadio Mané zum Ende der ersten Halbzeit aufs Tor von Manchester United zulief, pfiff Tierney einfach ab. Und das, obwohl die Nachspielzeit noch nicht abgelaufen war.
Klopp blieb fassungslos an der Seitenlinie stehen, am Ende trennten sich Reds und Red Devils torlos.
Klopp: „Habe kein Problem mit irgendwelchen Schiedsrichtern - nur mit dir“
Das nächste Kapitel schrieb ein dramatisches 2:2 gegen Tottenham im Dezember 2021, als Klopp auf Tierney zuging und sagte, er habe „kein Problem mit irgendwelchen Schiedsrichtern - nur mit dir“.
Klopp war der Meinung, dass Harry Kane für ein Tackling an Andy Robertson einen Platzverweis hätte erhalten müssen. Der Stürmer bekam stattdessen Gelb - und später wurde Robertson selbst für ein rücksichtsloses Tackling an Emerson Royal vom Platz gestellt, nachdem Tierney die VAR-Wiederholungen überprüft hatte.
„Ich habe wirklich keine Ahnung, was sein Problem mit mir ist. Ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung“, wütete Klopp damals, nachdem er durch das Unentschieden wichtige Punkte im Titelrennen mit Manchester City liegen ließ. „Man braucht einfach einen objektiven Schiedsrichter, der die Situationen sieht und dem man vertrauen kann. Ich denke, wir sind uns alle einig, dass es eine klare Rote Karte war. Da müssen Sie Herrn Tierney fragen.“
Klopp über Tierney: „Als würde ich mit meiner Mikrowelle sprechen“
In der laufenden Saison trug sich die erste Auseinandersetzung bei Liverpools 1:3-Niederlage gegen Brentford zu.
Bei einem Gegentreffer wollte Klopp ein Foul im Vorfeld gesehen haben. Nach der Partie wurde er gefragt, ob er schon mit dem Schiedsrichter darüber gesprochen habe. Seine Antwort: „Ja, aber das ist genau dasselbe, als würde ich mit meiner Mikrowelle sprechen, man bekommt keine Antwort, wirklich, es ist immer dasselbe.“
Als nächstes pfiff Tierney das Spiel Liverpool gegen Arsenal, bei dem dann plötzlich sein Assistent im Mittelpunkt stand. Konstantin Hatzidakis stieß Liverpools Robertson beim Verlassen des Platzes am Ende der ersten Halbzeit mit dem Ellbogen, am Ende sah jedoch Robertson aufgrund seiner Proteste Gelb.
Lüge? Schiri-Verband widerlegt Klopps Behauptung
Nun gab es bei Liverpools Sieg gegen Tottenham erneut Ärger, bei dem Klopp wohl einer Falschaussage überführt wurde.
Der deutsche Coach unterstellte dem Referee, ihn offensichtlich beleidigt zu haben: „Was er zu mir gesagt hat, als er mir die Gelbe Karte gab ... das kann nicht sein, das ist nicht in Ordnung.“ Tierney habe etwas „Inakzeptables“ gesagt - und erhob damit schwere Vorwürfe gegen den Schiedsrichter.
„Nachdem wir die Tonaufzeichnungen des Schiedsrichters Paul Tierney vollständig überprüft haben, können wir bestätigen, dass er während des gesamten Spiels professionell gehandelt hat“, teilte der Schiedsrichterverband PGMOL mit: „Auch bei der Verwarnung an den Teammanager von Liverpool, sodass wir jede Andeutung, dass Tierneys Verhalten unangemessen war, entschieden zurückweisen.“
Seit Juli 2020 pfiff Tierney 15 Liverpool-Spiele - nur sechs gewann das Team von Klopp. Insgesamt pfiff der 42-Jährige die Reds in 23 Partien, von denen sie 13 gewannen.