Alexander Isak könnte als verlorenes Juwel in die Transfer-Annalen von Borussia Dortmund eingehen.
Das verlorene BVB-Juwel
Im Alter von nur 17 Jahren schloss sich der gebürtige Schwede dem Ruhrpott-Klub an, und ließ verheißungsvolle fußballerische Qualitäten erwarten. Doch beim BVB enttäuschte Isak. Er kam auf nur fünf Bundesligaspiele.
Damals war Isak noch nicht so weit, die Entwicklungsschritte von Talenten folgen nun mal nicht linear. Nach Stationen in den Niederlanden und Spanien wurde Isak zu einem Mega-Transfer der neureichen Newcastle-Mission. Und er sollte liefern. Nicht nur den Zauberassist vom Donnerstagabend beim 4:1-Sieg über Everton.
Da bekam die Nummer 14 den Ball im Premier-League-Duell mit den abstiegsbedrohten Blauhemden aus Liverpool nur rund einen Meter in der gegnerischen Hälfte den Ball auf der linken Außenbahn zugespielt.
In einem 16-sekündigen Solo ließ sich Isak zwar zuerst an die Eckfahne abdrängen, nur um dann die Hintermannschaft wie Slalomstangen aussehen zu lassen, an der Torauslinie entlangzuziehen und das 4:1 von Jacob Murphy vorzulegen.
„Der beste Assist, den ich jemals von Isak gesehen hatte“, wurde der Schwede lobgepriesen. Und zwar von keinem geringeren als in einem Tweet von Stürmer-Legende Michael Owen. Auch ein anderer Name fiel: Thierry Henry.
In den sozialen Medien wurde der 23-Jährige bereits mit dem großen Franzosen verglichen. Und auch sein Trainer bei Newcastle, Eddie Howe, wollte nicht gänzlich vor dem Vergleich zurückschrecken: „Ja, ich sehe den Vergleich. Jeder Spieler ist anders, man hat nicht zwei Spieler, die komplett gleich sind. Aber er hat einige der Eigenschaften, die Thierry hatte.“
Die Statistiken von Thierry Henry: In 258 Premier-League-Spielen erzielte der Mittelstürmer 175 Tore, bereitete zudem 80 vor. Kein allzu schlechter Vergleich.
Rächt sich der Druck des BVB?
Es scheint jedenfalls als würde sich Isak auf der Insel wohlfühlen. „Ich möchte jedes Spiel Tore erzielen, ich versuche, nicht viel nachzudenken, lieber jedes Spiel mein Bestes zu geben“, sagte Isak nach dem Everton-Spiel. Da war der Traumassist und der Doppelpack bei der 6:1-Demütigung Tottenhams nur eine Woche zuvor scheinbar schon wieder in Vergessenheit geraten.
Stellt sich also der Transfer des Alexander Isak vom BVB zu Real Sociedad im Sommer 2019 als Fehler heraus?
Es lässt sich zumindest nicht gänzlich leugnen. Nach einer enttäuschenden Zeit beim BVB verlieh der aktuelle Tabellenzweite der Bundesliga den 1,92 Meter großen Schweden im Januar 2019 zu Willem II in die Niederlande. Die Rückrunde absolvierte Isak dort - und ließ in 16 Spielen mit 13 Toren und sieben Assists aufhorchen.
Die Rufe nach einem Karriereaufschwung schienen jedoch nicht bis in den Signal-Iduna-Park nach Dortmund zu hallen. Denn der Stürmer mit eritreischen Wurzeln wurde in Schweden bereits mit Zlatan Ibrahimovic verglichen. „Du schaust zu Zlatan auf“, bestätigte er selbst einst dem Aftonbladet, einer schwedischen Zeitung. Ungeachtet dessen transferierte der BVB den Stürmer jedoch im Sommer zu Real Sociedad in La Liga. Für „nur“ 15 Millionen Euro.
Was damals als akzeptable Transfersumme abgestempelt werden konnte, entpuppte sich als Transfer-Schnäppchen für die Spanier. Drei Saisons in Folge absolvierte Isak über 30 Ligaspiele für Sociedad und verhalf zum kontinuierlichen Aufschwung.
„Wir werden seine Leistungen genau beobachten“, sagte der damalige BVB-Sportdirektor Michael Zorc in der offiziellen Transfermitteilung. Und er wird sie wohl mit ein wenig Reue beobachtet haben.
Isak mit Newcastle auf Champions-League-Kurs
In Isaks erster Saison wurde Sociedad Siebter, 2020/21 schon Fünfter. So meldeten sich auch zahlungskräftige Interessenten aus England, die Magpies aus Newcastle sollten letztlich den Zuschlag bekommen und Isak zu Beginn der laufenden Saison nach England holen. Für wahnwitzige 70 Millionen Euro!
Nach einer anfänglichen Ausfallzeit aufgrund von Oberschenkelproblemen hält Isak den hohen Anforderungen aktuell gar stand, erzielte im laufenden Kalenderjahr schon acht Treffer in der höchsten englischen Spielklasse und steuert mit seinem Team geradewegs auf einen Champions-League-Platz zu.
Als Tabellendritter hat Newcastle bereits elf Punkte Vorsprung auf einen Platz, der nicht mehr für das internationale Geschäft berechtigen würde. Mit nur fünf ausstehenden Spielen sollte sich der Vorsprung als komfortabel genug erweisen, um die erste Champions-League-Teilnahme seit 2002/03 erreichen.
Damals setzte sich die Offensive unter anderem um Stürmer Alan Shearer zusammen. Nun ruhen die Hoffnungen auf dem Duo aus Callum Wilson und Alexander Isak. Sollte Newcastle dann gar auf den BVB treffen, könnte es zum Wiedersehen des 39-maligen schwedischen Nationalspieler mit seinem deutschen Ex-Klub kommen.
Und Isak könnte den Dortmundern noch einmal hautnah vorführen, dass sich Geduld bisweilen auszahlt.