Eine trügerische Glückseligkeit umgab Naby Keita, als ihm noch vor seinem ersten Spiel für den FC Liverpool eine Riesen-Ehre zuteilwurde.
Keitas trauriger Liverpool-Abschied
„Als ich ihn gesehen habe, habe ich nur gedacht: Wow!“ Er, das war Steven Gerrard, DER Liverpool-Spieler des 21. Jahrhundert. Er übergab Keita in einem symbolischen Akt seine Rückennummer acht – und damit die Schlüssel für die Schaltzentrale, die Gerrard 17 Jahre lang innehatte.
„Wenn dir so jemand seine Nummer gibt, darfst du damit nicht einfach nur Fußball spielen“, erklärte der damals 23-jährige Keita ehrfürchtig, „sondern ich will versuchen, so viel zu erreichen wie er.“
Fünf Jahre später hat Keita deutlich mehr Trophäen als Gerrard im Schrank - doch seine Fußstapfen füllte er nie aus.
Im Schatten zweier Klub-Legenden: Keita verlässt Liverpool
Nun verlässt Keita Liverpool durch die Hintertür und im Schatten zweier LFC-Legenden.
Am Mittwochabend verkündete der Klub den Abschied des einst 60 Millionen Euro teuren Hoffnungsträgers. Mit ihm gehen James Milner und Roberto Firmino sowie Alex Oxlade-Chamberlain.
„Alle vier Spieler verlassen uns mit unserem Dank und unserer Anerkennung für den Beitrag, den sie geleistet haben“, heißt es in einer nüchternen Mitteilung der Reds.
Am Samstag folgt die Verabschiedung im Anfield gegen Aston Villa (ab 16 Uhr im LIVETICKER) .
Den größten Applaus der Liverpool-Fans wird aller Voraussicht nach „Bobby“ Firmino erhalten, der als Teil des kongenialen Trios mit Sadio Mané und Mohamed Salah im Gedächtnis bleiben wird. Auch Urgestein James Milner, seit 2015 im Verein, wird große Wehmut auslösen.
Keitas Abgang wird die Anhänger dagegen kaum tangieren. Die bedeutungsvolle Gerrard-Nummer wird weitergegeben.
Die Nachfolger-Suche, die aller Voraussicht nach Jörg Schmadtke gemeinsam mit Coach Jürgen Klopp übernehmen wird, läuft auf Hochtouren. BVB-Star Jude Bellingham wird es dem Vernehmen nach wohl nicht.
Verletzungspech und Inkonstanz: Erstaunliche Keita-Zahlen
Dass Keita an der Anfield Road nie richtig durchgestartet ist, liegt auch an einer nicht enden wollenden Verletzungsmisere.
In fünf Jahren Keita gewann Keita mit Klopp und Co. zwar alle großen Titel – darunter die historische erste Meisterschaft seit 30 Jahren und die Champions League. Ein Eckpfeiler des Erfolgs war er dabei jedoch nicht.
Seit seiner Ankunft in Liverpool blickt Keita auf nur 112 Einsätze zurück, also knapp 26 Pflichtspiele pro Saison. Was sich zunächst nach einer ordentlichen Zahl anhört, entpuppt sich mit Blick auf den Kalender englischer Spitzenteams als nicht einmal die Hälfte aller Partien.
Auffällig dabei: In keiner Premier-League-Spielzeit bestritt Keita mehr als neun Spiele am Stück – und diese auch nur selten über die volle Distanz. Nur 13 Mal lief der Mittelfeldspieler in einem Ligaspiel über 90 Minuten auf, in der Königsklasse sogar nur drei Mal.
Auch in dieser Saison war von Beginn an der Wurm drin. Keita fiel mit einer Oberschenkelverletzung bis Mitte November aus. Im Mittelfeld haben ihm seitdem die Youngster Curtis Jones und Stefan Bajcetic den Rang abgelaufen.
Liverpool-Abschied: BVB und RB heiß auf Keita?
Seit März verzichtet Klopp deshalb komplett auf die Dienste des Nationalspielers aus Guinea, der nur noch Tribünengast ist. Im Frühjahr soll er ein Vertragsangebot der Reds ausgeschlagen haben.
Der Abschied erfolgt nun auf leisen Sohlen und wird für Liverpool zum großen Verlustgeschäft.
Borussia Dortmund und Ex-Klub RB Leipzig werden als Interessenten genannt für einen ablösefreien Sommer-Wechsel. Zumindest der BVB fokussiert sich aktuell allerdings bereits auf die Verpflichtung von Ajax-Star Edson Álvarez.