Am Mittwoch um 21 Uhr kommt es in England zum großen Titel-Showdown.
„Ich bin immer noch ein Arsenal-Fan“
Der Tabellenzweite Manchester City empfängt Tabellenführer FC Arsenal (Premier League: Manchester City - FC Arsenal, ab 21 Uhr im LIVETICKER). Der frühere deutsche Nationalspieler Shkodran Mustafi spielte von 2016 bis 2021 bei den Gunners.
In London hatte der Weltmeister von 2014 seine erfolgreichste Zeit. Seit 2021 steht Mustafi beim spanischen Zweitligisten UD Levante unter Vertrag. Vor dem Spitzenspiel in der Premier League hat SPORT1 mit dem 31-Jährigen gesprochen.
„Das ist ein Highlight für die ganze Fußballwelt“
SPORT1: Herr Mustafi, wie blicken Sie als ehemaliger Arsenal-Spieler heute auf den Hit gegen Manchester City?
Shkodran Mustafi: Als ehemaliger Arsenal-Spieler schaue ich natürlich genau hin, das ist schon ein kleines Finale. Es sind zwar noch einige Partien zu spielen, aber ich denke, dass die zwischen City gegen Arsenal ein echtes Highlight ist. Der Sieger wird am Ende den Titel gewinnen.
SPORT1: Es ist das Highlight in England. Wie sind für Sie die Machtverhältnisse?
Mustafi: Es ist nicht nur ein Highlight in England - da wird weltweit mitgefiebert. Keiner hätte vor dieser Saison Arsenal so stark erwartet. Sie hatten mal einen großen Vorsprung, sind dann etwas abgerutscht. City kam wieder näher ran und es wurde immer spannender. In dieser Saison kribbelt es in England total. Das ist ein Highlight für die ganze Fußballwelt.
Die Machtverhältnisse waren in den vergangenen Jahren klar. Manchester City war der erfolgreichere Verein, keine Frage, doch bei Arsenal ist einiges passiert, es wurde einiges umgestellt, seit Mikel Arteta als Cheftrainer da ist. Er hatte zwar anfangs Anlaufschwierigkeiten, doch inzwischen läuft es unter ihm richtig gut.
Es fühlt sich jetzt so an, dass er seine Mannschaft zusammen hat und seine Idee auf den Platz bekommt. Von daher kommt es zum Duell zwischen einem starken City und einem Arsenal, das endlich wieder aufgeblüht ist.
„Ich habe zu Arsenal nur positive Gedanken“
SPORT1: Wie denken Sie zurück an Ihre Zeit bei Arsenal?
Mustafi: Ich denke absolut positiv zurück an meine Arsenal-Zeit. In meinen Jahren bei den Gunners haben wir nur leider nicht um den Titel mitgespielt. Aber gerade am Anfang, als ich neu war in London, haben wir sehr erfolgreich gespielt. Ich habe mich dort als Spieler auch weiterentwickelt und meine Kinder sind dort zur Welt gekommen. Ich habe zu Arsenal nur positive Gedanken. Es war der größte Klub, bei dem ich bisher gespielt habe. Ich bin immer noch ein Arsenal-Fan.
SPORT1: Ganz London fiebert mit Arsenal mit. Sie sicher auch, oder?
Mustafi: Ich hoffe ein bisschen, dass City sich auf die Champions League konzentriert und dass Arsenal die Premier League gewinnt. Nur ist heute das Spiel ausschlaggebend. In England ist jede Begegnung extrem hart. Ich denke aber, dass die Gunners in dieser Saison gezeigt haben, zu was sie in der Lage sind. Sie sind immer wieder zurückgekommen und haben sich nie aufgegeben. Oft haben die Jungs in den letzten Minuten den Siegtreffer oder den Ausgleich erzielt. Arsenal wird gegen City seine neue Kraft zeigen.
Mustafi erklärt Arsenal-Erfolgsrezept
SPORT1: Manchester City hat Erling Haaland. Wer ist für Sie bei den Gunners das prägende Gesicht?
Mustafi: Klar, City hat Haaland, aber sie haben auch viele andere tolle Spieler. City ist nicht nur Haaland. Arsenal fehlt leider etwas die Tiefe des Kaders, diese sehe ich bei City. Die Citizens können oftmals rotieren, ohne dass Qualität verloren geht. In so einer intensiven Saison ist das mit ein entscheidender Punkt. Bei Arsenal ist es nicht ein Spieler, der glänzt, sondern die Mannschaft.
Man hat bei den Gunners keine Superstars, die alleine ein Spiel entscheiden können. Arsenal ist in dieser Runde so erfolgreich, weil sie bisher als Team toll funktioniert haben und weil jeder wusste, was sein Job ist. Das ist das Erfolgsrezept von Arteta.
SPORT1: Worauf muss City aufpassen?
Mustafi: Manchester ist oft die Mannschaft, die mehr Ballbesitz hat und öfter in der gegnerischen Hälfte spielt. Arsenal ist eine Truppe, die sehr schnell umschaltet, nach Ballgewinn sehr schnell nach vorne spielt. Gerade mit den gefährlichen Flügelspielern und den Stürmern. Sie kommen schnell zum Abschluss. Und dieser war in der laufenden Saison oft sehr erfolgreich.
City sollte versuchen, jeden Ballbesitz dann auch zum Abschluss zu bringen, weil man vermeiden sollte, dass Arsenal die Kugel gewinnt und City auskontert. Das machen die Gunners einfach überragend. Generell wurde jede Mannschaft, die Arsenal gepresst hat, ausgespielt. City sollte nicht blind ins Pressing gehen.
„Arsenal darf nicht wieder im Nirgendwo verschwinden“
SPORT1: Wovor muss sich Arsenal in Acht nehmen?
Mustafi: Arsenal muss aufpassen, dass City mit seiner Qualität nicht zu viel Ballbesitz hat. Gerade in der gegnerischen Hälfte. Sie haben auch die Geduld, bis sich eine Lücke ergibt. Verlieren sie dann doch mal den Ball, gehen sie direkt ins Gegenpressing. Und wenn sie ihn wieder gewinnen, wird es gefährlich. Ganz wichtig wird für Arsenal sein, dass sie nach einem gewonnenen Ball ihn nicht gleich wieder verlieren. Arsenal hat die Qualität, Konter gut auszuspielen.
SPORT1: Arsenal hat keine leichten Jahre hinter sich. Wie wichtig wäre der Titelgewinn in dieser Saison?
Mustafi: Seitdem Arsène Wenger nicht mehr da ist, war der Verein nicht mehr in der Europa- und Champions League dabei. Da gab es auch schlimme Jahre, in denen man gar nicht europäisch vertreten war. Ein möglicher Titelgewinn wäre riesig für Arsenal. Nächstes Jahr wieder Champions League spielen zu können, wäre ein noch höherer Preis. Da gehört Arsenal hin. Natürlich willst du nach so einem Jahr den Titel gewinnen. Das würde so viel bedeuten.
Arsenal darf danach aber nicht wieder im Nirgendwo verschwinden. Wichtig wird sein, dass man diesen Weg weiter geht und in den nächsten Jahren auch um den Titel mitspielen kann. Arsenal muss langfristig oben dabei sein. Leicester City ist nach dem sensationellen Titelgewinn auch wieder in der Normalität versunken.
SPORT1: Arsenal ist Erster, was wird da in dieser Saison alles richtig gemacht?
Mustafi: Es ist schwierig zu sagen, was der Klub richtig oder falsch gemacht hat. Da muss man tiefer reinschauen. Sie haben jetzt mit Arteta einen sehr guten Trainer, von dem ich von Anfang an überzeugt war. Er kann eine Mannschaft erfolgreich führen, hat vielleicht nur etwas Zeit gebraucht, bis seine Idee vom dominanten Fußball verinnerlicht wurde. Der Verein hat zum Glück an ihm festgehalten - auch, als es nicht lief. Jetzt bekommen sie den Preis dafür.
SPORT1: Wie geht es aus am Mittwochabend?
Mustafi: Es wird ein sehr spannendes Spiel und es werden nicht viele Tore fallen. Beide Mannschaften respektieren sich sehr, von daher tippe ich auf ein 1:0 für Arsenal.