Melkamu Frauendorf ist gerade mal 19 Jahre alt und spielt beim FC Liverpool.
Ein deutsches Talent entzückt Klopp
„Unglaublich, dass ich die Chance bekommen habe, mit einer der besten Mannschaften der Welt zu trainieren“, sagt der deutsche Nachwuchsnationalspieler im Gespräch mit SPORT1.
Und erklärte weiter: „Das Erste, was mir aufgefallen ist, war die positive Stimmung bei allen. Es ist direkt ansteckend und man kann es kaum abwarten, mit zu trainieren und von den Profis zu lernen.“
Der Kontakt mit den „Großen“ wie Virgil van Dijk oder Mohamed Salah ist „freundschaftlich und im Training ist man auf Augenhöhe, jedoch ist das Miteinander natürlich von Respekt geprägt“.
Allerdings gebe es ältere Führungsspieler wie James Milner und Kapitän Jordan Henderson, die Frauendorf besonders am Anfang mit „an die Hand genommen haben“, wie der Rechtsfuß erklärt.
Eigentlich spielt der 1,80 Meter große Mittelfeldspieler in der zweiten Mannschaft der Reds. 2020 wechselte Frauendorf nach Liverpool, kickte erst in der U18 und seit vergangenem Sommer in der U21. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Premier League)
Frauendorf will Klopp überzeugen
Wer ist dieser Typ, der immer wieder versucht, Jürgen Klopp im Training von sich zu überzeugen?
Geboren wurde Frauendorf 2004 im äthiopischen Kembata. Im Alter von vier Jahren wurde er gemeinsam mit seinem anderthalb Jahre älteren Bruder Melesse von einem deutschen Ehepaar adoptiert und wuchs im baden-württembergischen Schefflenz auf.
Dort machten die beiden auch ihre ersten fußballerischen Gehversuche.
„Wir haben viel draußen gespielt und waren natürlich fast jede freie Minute bei uns im Dorf auf dem Fußballplatz. Eine wirklich behütete Kindheit“, erzählt Melkamu. „Als Kinder und Jugendliche haben mein Bruder und ich immer vom FC Barcelona geträumt.“
Mit jeweils zehn Jahren wechselten die Brüder ins Nachwuchszentrum der TSG Hoffenheim, ehe Melkamu im Sommer 2020 das Abenteuer Liverpool startete. Er war begehrt, es war nicht die einzige Offerte. Er hatte auch Anfragen anderer internationaler Topklubs sowie des FC Bayern vorliegen. Die Kraichgauer erhielten eine geringe Ausbildungsentschädigung.
Wichtige Zeit in Hoffenheim
Die Zeit in Hoffenheim sei „natürlich sehr wichtig“ gewesen, berichtet Melkamu Frauendorf, „durch die Hilfe meiner Trainer und Mitspieler konnte ich mich persönlich weiterentwickeln“. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Premier League)
Bereits in der U17 zählte er als jüngerer Spieler zu den Leistungsträgern in seinem Team und den Jugendnationalmannschaften. 2020 folgte dann der Wechsel vom beschaulichen Kraichgau nach Liverpool. Ein großer Schritt.
„Die großen Klubs in Europa scouten heutzutage auch in der Jugend bereits flächendeckend, somit bin ich in den Fokus geraten“, sagt Frauendorf. „Wenn so ein großer Klub dich haben möchte, dann denkst du natürlich darüber nach. Meine Familie, mein Berater und ich hatten uns damals zusammengesetzt und überlegt, was der beste Schritt für mich ist. Letztendlich entschieden wir gemeinsam, dass es der richtige Weg für mich ist, beim FC Liverpool zu unterschreiben.“
Bei den Reds fand sich Frauendorf im U-Bereich schnell zurecht. In seinem ersten Jahr kam er für die U18 auf 23 Partien in Liga und FA Youth Cup, in denen er sieben Tore erzielte und zwei weitere auflegte.
Profidebüt als Krönung
In der vergangenen Saison stand er nach elf Auftritten bereits bei je vier Toren und Assists. Auch in der Youth League kam er zum Einsatz (fünf Spiele, ein Treffer). Die bisherige Krönung: Das Profi-Debüt nur drei Tage vor seinem 18. Geburtstag fand in der 3. Runde des FA-Cup gegen Shrewsbury Town (3. Liga) statt. Die Reds gewannen zuhause mit 4:1 - unter anderem mit van Dijk, Roberto Firmino und Fabinho.
Frauendorf erinnert sich an einen besonderen Moment mit Klopp. „Das erste Mal, als ich bei meinem Profidebüt eingewechselt wurde, hat er vorher mit mir geredet. Er hat mich zu sich genommen und mir Anweisungen gegeben, mich motiviert und mir Vertrauen ausgesprochen. Das hat mir sehr geholfen.“
Und weiter: „Es war ein unglaubliches Gefühl, mit einem der besten Trainier der Welt zu reden. Er hat eine unglaubliche Ausstrahlung.“ (DATEN: Die Tabelle der Premier League)
Den Schritt auf die Insel hat Frauendorf nie bereut. „Seit ich hier in Liverpool angekommen bin, habe ich mich sehr weiterentwickelt, aber natürlich muss man immer weiter an seinen Schwächen und idealerweise auch seinen Stärken arbeiten, um sich kontinuierlich zu verbessern.“
Frauendorf: „Ich war sehr aufgeregt“
Das Debüt bei den Profis war natürlich ein besonderes. „Ich war sehr aufgeregt, aber wenn du dann auf dem Platz stehst, ist es sofort weg und du bist so auf das Spiel fokussiert, erst nach dem Spiel realisierst du, mit welchen Jungs du gerade spielen durftest. Anfield und seine Fans sind einfach Wahnsinn“, erzählt Frauendorf.
Für viele ist die Premier League die beste Liga im Weltfußball. Werden junge Profis aber auch verheizt? „Ja, das stimmt, jeder möchte in der Premier League spielen, weil einfach jedes Spiel ein gutes ist und die ganze Welt auf die Liga schaut.“
Was hilft Frauendorf da, auf dem Boden zu bleiben? Mit 16 Jahren wechselte er auf die Insel. Dort lebt er bei einer Gastfamilie, die weitere Jugendspieler betreut, auch eigene Kinder hat.
Er ist voll ins Familienleben integriert, ein Umstand, der ihm geholfen hat, Kultur und Sprache schnell zu lernen. Mittlerweile spricht er fließend Englisch. Grundsätzlich ist der Rhythmus komplett auf die Spiel- und Trainingszeiten der Spieler abgestimmt (Essenszeiten, Ausflüge, Schule).
„Mir persönlich ist es sehr wichtig, bodenständig zu bleiben, so wurde es mir von meinen Eltern beigebracht und ich halte es auch für sinnvoll, besonnen mit meinen Möglichkeiten umzugehen.“
Familie und Berater immer da
Natürlich bestehe die Gefahr, dass es „zu schnell“ gehe, bei Liverpool achte man aber stets darauf, „die Jungprofis behutsam an die erste Mannschaft heranzuführen“. Zuletzt spielte er am 9. November 2022 im Carabao Cup von Beginn an - Liverpool siegte mit 3:2 gegen Derby County nach Elfmeterschießen.
Ferner könne er sich voll auf die Unterstützung seines näheren Umfeldes verlassen. „Meine Familie und mein Berater sind im ständigen Austausch mit mir, sie kommen mich natürlich auch regelmäßig besuchen, schauen meine Spiele und geben mir Feedback“, erzählt Frauendorf.
„Darüber hinaus habe ich mittlerweile auch ein sehr vertrautes Verhältnis zu meiner Gastfamilie. Alle diese Menschen sind für mich permanent da, es ist gut, wenn man Leute um sich hat, mit denen man offen und ehrlich sämtliche Themen besprechen kann.“
Eine Rückkehr nach Deutschland will Frauendorf (Vertrag läuft noch bis 2024) nicht ausschließen.
Wäre der FC Bayern oder Borussia Dortmund ein Wunschverein? „Beides sind absolute Topklubs in Deutschland“, meint er, „man kann nie wissen, wohin die Reise führt. Aktuell konzentriere ich mich allerdings darauf, weiterhin Gelegenheiten zu bekommen, mich bei den Profis des LFC zu zeigen und dort zu überzeugen.“