Es war ein Auftritt für die Ewigkeit!
Gündogan überrascht mit DFB-Aussage
In der 68. Minute beim Premier-League-Finale gegen Aston Villa (3:2) eingewechselt, sicherte Ilkay Gündogan mit einem Blitz-Doppelpack innerhalb von 13 Minuten Manchester City den achten englischen Meistertitel.
Vor der Anreise ins DFB-Trainingslager nach Marbella sprach der Mittelfeld-Star im exklusiven SPORT1-Interview - dabei überraschte er mit seiner Antwort auf die Frage nach seiner DFB-Zukunft.
SPORT1: Glückwunsch zur Meisterschaft, Herr Gündogan! Wie haben Sie die Schlussphase gegen Aston Villa erlebt?
Ilkay Gündogan: Das war absolut unglaublich! Dass wir den Titel auf diese Art und Weise vor heimischem Publikum holen, war wirklich bilderbuchreif. Das Stadion ist förmlich explodiert, wir haben einfach nur noch unsere Freude und Erleichterung herausgeschrien. Wir mussten 38 Spiele lang unser absolutes Maximum abrufen, konnten uns keine Unachtsamkeit erlauben, weil Liverpool jede Sekunde gelauert hat. Das war ein großartiges Ende einer langen und nervenaufreibenden Saison. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Premier League)
SPORT1: War es das wichtigste Tor Ihrer Karriere?
Gündogan: Aufgrund des Ausgangs würde ich sagen: ja - und auf jeden Fall eines meiner emotionalsten. Das Tor im Champions-League-Finale 2013 für den BVB gegen Bayern war auch wichtig, auch wenn es am Ende leider nicht gereicht hat. Am Sonntag ist einfach enorm viel Last abgefallen, weil wir uns über die gesamten 90 Minuten so schwer getan haben und wussten, dass uns Liverpool im Nacken sitzt. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Premier League)
Gündogan verrät: „Klopp war einer der ersten Gratulanten“
SPORT1: Ihrem Ex-Mitspieler Sergio Agüero wurde für sein Last-Minute-Tor zur Meisterschaft im Jahr 2012 eine Statue gebaut. Bekommen Sie jetzt auch eine?
Gündogan: Dafür bräuchte ich ein paar entscheidende Tore mehr, glaube ich (lacht). Ich bin unfassbar glücklich und stolz, dass ich der Mannschaft mit dem Doppelpack helfen konnte. Vor allem konnten wir so Fernandinho einen perfekten Abschied bieten. (Bericht: Jetzt ist Gündogan eine Legende)
SPORT1: Hat Ihnen eigentlich auch Jürgen Klopp gratuliert?
Gündogan: Er war einer der Ersten. Wir sind uns immer mit vollstem Respekt begegnet. Er hat erneut eine sehr gute Saison mit Liverpool hingelegt und uns das Leben extrem schwer gemacht. Er ist einfach ein überragender Typ und Trainer, das zeigt er seit vielen Jahren. (DATEN: Die Tabelle der Premier League)
SPORT1: Viel Zeit zum Ausruhen bleibt Ihnen jetzt nicht, bis Mitte Juni stehen vier Spiele in der Nations League an. Hand aufs Herz: Wie kann man sich nach einer langen Saison für solche eher weniger bedeutenden Spiele motivieren?
Gündogan: Die Spiele haben sehr wohl große Bedeutung für uns, in vielerlei Hinsicht. Es geht um Punkte und einen möglichen Titel, das muss für jeden Sportler Ansporn genug sein. Außerdem bleiben uns bis zum WM-Start nur noch sechs Pflichtspiele. In diesen Duellen wird es auch darum gehen, sich zu finden und bestmöglich für die Weltmeisterschaft einzuspielen. Mit Italien und England treffen wir auf zwei sehr starke Gegner, die sicherlich ein Gradmesser für uns sein werden. Zu was Ungarn imstande ist, haben wir bei der vergangenen EM selbst zu spüren bekommen. Es ist sehr wichtig, dass wir das alles entsprechend ernst nehmen.
Deutschland Turniermannschaft? „Haben wir leider verspielt“
SPORT1: Wie viel „Turniermannschaft“ steckt noch in Deutschland?
Gündogan: Ich denke, den Status, dass wir eine „Turniermannschaft“ sind, haben wir leider verspielt in den letzten Jahren. Umso entscheidender sind jetzt auch im Vorfeld schon solche Spiele für das Selbstvertrauen.
SPORT1: Fiebern Sie der WM schon entgegen?
Gündogan: Die Vorfreude ist groß, es ist schließlich das größte Turnier, das man als Nationalspieler bestreiten kann. Es ist sicherlich gewöhnungsbedürftig, dass das Turnier zur europäischen Winterzeit stattfindet. In England haben wir sowieso keine Winterpause, also bin ich es gewohnt, durchzuspielen. (lacht)
SPORT1: Welches persönliche Ziel haben Sie sich für das Turnier gesteckt?
Gündogan: Die WM 2014 habe ich verletzungsbedingt verpasst, 2018 kam ich nur einmal zum Einsatz. Ich brenne also darauf, die kommende WM so viel und so erfolgreich wie möglich zu spielen.
Gündogan: Hatte sehr gute Gespräche mit Flick
SPORT1: Die Konkurrenz auf Ihrer Position ist groß. In den vergangenen Jahren war meist Leon Goretzka an der Seite von Joshua Kimmich gesetzt.
Gündogan: Ich hatte nach der EM sehr gute Gespräche mit Hansi, in denen er betont hat, dass er mich weiterhin mit dabeihaben möchte. Ich weiß daher, dass ich eine gewisse Verantwortung innerhalb der Mannschaft habe. Wenn ich fit bin, kann ich der Mannschaft mit meiner Qualität und Erfahrung weiterhelfen. Wir haben einen überragenden Kader. In den verbleibenden Monaten geht es für jeden Einzelnen darum, den bestmöglichen Eindruck zu hinterlassen – sowohl im Verein als auch im Kreise der Nationalmannschaft.
SPORT1: Beim jüngsten Länderspiel gegen Holland haben Sie in Abwesenheit von Kimmich und Goretzka an der Seite von Jamal Musiala im zentralen Mittelfeld gespielt. Was halten Sie von ihm und den anderen jungen Spielern?
Gündogan: Jamal ist ein unfassbar talentierter Junge und für sein Alter schon sehr weit. Seine Qualität am Ball ist unbestritten, er macht unglaubliche Wege – und auch, wenn er relativ schmächtig scheint, ist er sehr zweikampfstark. Auch er zählt zur Zukunft des deutschen Fußballs, genauso wie Adeyemi, Schlotterbeck oder David Raum, die allesamt einen sehr positiven Eindruck bei uns hinterlassen haben.
SPORT1: Stichwort Zukunft. Wollen Sie nach der WM im DFB-Team aufhören oder weitermachen?
Gündogan: Ich habe schon mal gesagt, dass ich die Entscheidung nach der WM treffen werde. Wenn ich körperlich und geistig in der nötigen Verfassung bin, kann ich mir auch vorstellen, die EM 2024 zu spielen. Bis dahin ist es allerdings noch lange hin und es stehen sehr viele Spiele mit Verein und Nationalmannschaft an, die viel Kraft kosten. Dazu sprechen wir also lieber noch einmal Anfang 2023.