Flanke Salah, Kopfball Robertson, Explosion Anfield - so oder so ähnlich ließe sich das Führungstor des FC Liverpool gegen den FC Everton beschreiben, wenn auch sehr schlicht.
Und immer wieder Origi
Das Problem bloß: ein Mann käme zu kurz, wäre nicht einmal genannt, obwohl gerade er so großen Anteil an jenem befreienden 1:0 im Merseyside Derby trug. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Premier League)
Die Rede ist von Divock Origi, der erst zwei Minuten zuvor ins Spiel gekommen war.
Der Belgier empfing einen Ball von Salah im Strafraum, schirmte diesen mit all seinem Gewicht ab und legte ihn schließlich wieder zurück auf den Ägypter, der jene butterweiche Flanke auf Robertson schlug (62.).
Das Resultat: Die Reds gingen in Führung, bejubelten am Ende einen 2:0-Erfolg, der sie wieder auf einen Punkt an Spitzenreiter Manchester City heranführt.
Ohne die Einwechslung von Origi wäre vielleicht alles anders gekommen - nicht zuletzt deshalb schwärmte Trainer Jürgen Klopp anschließend von seinem bulligen Stürmer, der so ganz anders ist als seine Konkurrenten Diogo Jota oder Firminho und damit ein weiteres Element ins Liverpooler Spiel bringt.
Klopp: „Er ist immer da“
„Er ist eine Legende auf und neben dem Feld. Ein fantastischer Fußballer, ein Weltklasse-Stürmer und unser bester Abschluss-Spieler. Das war er immer“, erklärte Klopp bei Sky. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Premier League)
Es sei geradezu „lächerlich“, dass ein Spieler wie er nicht immer im Kader zu finden sei, „aber er ist immer da, wenn wir ihn brauchen, jedes Mal“, schwärmte der 54-Jährige weiter.
Neben seinem harten wie wichtigen Einsatz beim Liverpooler Führungstreffer glänzte Origi ebenso mit einem eigenen Tor, das den Reds-Sieg unter Dach und Fach brachte (85.).
Vorausgegangen war ein schön anzusehender Seitfallzieher von Neuzugang Luis Díaz, der ebenfalls eingewechselt worden war. Origi drückte den Ball in klassischer Neuner-Manier über die Linie.
„Luis Díaz wird besser und besser. Und was soll man über Origi sagen? Baut ihm endlich eine Statue“, twitterte derweil auch James Pearce, Liverpool-Experte bei The Athletic.
Origi mit den wichtigen Toren
Tatsächlich trifft Origi häufig in wichtigen Partien, wenn das Spiel auf der Kippe steht.
In dieser Saison beispielsweise beim 1:0-Auswärtssieg über die Wolverhampton Wanderers, als er nach Einwechslung das entscheidende Tor in der 94. Minute erzielte - genau dann, als niemand mehr daran zu glauben schien.
Oder 2019 im Halbfinal-Rückspiel der Champions League gegen den FC Barcelona: Mohamed Salah und Sadio Mané fielen verletzt aus, Origi musste einspringen und war mehr als nur ein Ersatz.
Der Ex-Wolfsburger traf doppelt, zur Führung und zum entscheidenden 4:0, das Barca aus dem Wettbewerb kegelte. Frech hatte er nach einer Ecke von Trent Alexander-Arnold direkt verwandelt, als die Abwehr der Katalanen noch nicht sortiert war.
Ebenso im Finale gegen Tottenham Hotspur, wo Origi die Entscheidung zum 2:0 brachte - wieder nach Einwechslung.
Origi mit Rekord
Es sind diese Spiele, die den belgischen Nationalspieler, der ein wenig seinem Landsmann Romelu Lukaku gleicht, unverzichtbar machen. (DATEN: Die Tabelle der Premier League)
Er selbst bleibt dabei ganz bescheiden: „Ich denke nur daran, Fußball zu spielen. Wir wussten, dass es heute hart wird. Wir haben drei Punkte gesammelt, das ist das Wichtigste“, erklärte er bei Sky.
Zugleich stellte Origi am Sonntag einen neuen Rekord auf.
Mit elf Premier-League-Treffern nach Einwechslung für die Reds überflügelte er Daniel Sturridge, der auf zehn kommt.
An einem anderen Rekord kratzt der Rechtsfuß gewaltig. Sechs Tore in Anfield erzielte er insgesamt gegen Everton - damit ist Reds-Legende Steven Gerrard nicht mehr weit entfernt (7).
Einen steckt Origi mit sechs Toren und drei Vorlagen bereits jetzt in die Tasche: 117-Millionen-Mann Jack Grealish.
Der Rekord-Neuzugang von Manchester City kommt bisher nur auf fünf Treffer und drei Assists. Dabei hatte er mehr als doppelt so viele Einsätze wie Origi (34 zu 16).
So oft Origi auch der Held ist, so oft kommt er gar nicht zum Einsatz. Nach muskulären Problemen stand er zwischen dem 12. März und 10. April überhaupt nicht in Klopps Liga-Kader. Auch im Viertelfinal-Hinspiel bei Benfica Lissabon war er nicht dabei.
Umso wichtiger, dass Origi in den entscheidenden Augenblicken brilliert, wie am Sonntag, wenn es heißt: Seitfallzieher Díaz, Schuss Origi …
Und Anfield bebt.