Niemand kann vorhersagen, wohin die Reise mit dem FC Chelsea geht - aber die Befürchtungen sind immens.
Chelsea droht Fall ins Bodenlose
Es zeichnen sich dramatische Folgen ab für den Champions-League-Sieger und Top-Klub der Premier League, nachdem sich Englands Regierung dazu entschlossen hat, den russischen Milliardär Roman Abramowitsch im Zuge der Invasion in die Ukraine zu sanktionieren und die Blues vorerst nur noch bis zum 31. Mai mit einer Sonderlizenz agieren zu lassen.
Nachdem am Freitagabend bekannt wurde, dass die britische Bank Barclays die Konten des Klubs vorerst eingefroren hat (nach Medienberichten wohl nur ein Missverständnis), überlagert eine Frage mehr denn je alles:
Gehen für Chelsea am Ende wirklich existenziell die Lichter aus, sodass der Klub dann ganz von der Landkarte des Fußballs verschwinden würde? (BERICHT: Nächste Hiobsbotschaft für Chelsea)
FC Chelsea: Verschwindet der Klub von der Landkarte?
Klar ist momentan nur: Die Blues haben nach der Entscheidung vom Donnerstag nur noch für wenige Wochen Planungssicherheit - wobei das Finanzministerium das Recht hat, die Sonderlizenz bis zum Saisonende jederzeit zu ändern, zu widerrufen oder auszusetzen.
Das schließt aber auch eine Verlängerung der Erlaubnis zum Weitermachen mit ein - und ist gegenwärtig der wichtigste Punkt in den Gesprächen zwischen dem Klub und der Politik, die am Donnerstagabend wiederaufgenommen wurde.
Dass England Chelsea in letzter Konsequenz zugrunde gehen lässt, bewerten manche Beobachter auf der Insel denn auch als unwahrscheinlich. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Premier League)
Nicht zuletzt gehe es um einen bisher millionenschweren Wirtschaftsfaktor, der trotz Corona im Geschäftsjahr 2020/21 seinen Umsatz von 457 Millionen Euro auf 491 Millionen Euro gesteigert hatte und an dem in London hunderte von Arbeitsplätzen hängen, so die Argumentation. (BERICHT: Beben bei Chelsea! Tuchel, Havertz und Co. bald weg?)
Wie können die Blues verkauft werden?
Indes: Bei Nichtzustandekommen eines Verkaufs des Klubs und einer kurzfristigen Zahlungsfähigkeit (zuletzt auch Verlust in Höhe von 173,5 Millionen Euro wegen fehlender Zuschauereinnahmen und ausbleibender Transfererlöse) wäre ein politisches Wohlwollen so oder so Makulatur. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Premier League)
Denn der angedachte Verkauf des FC Chelsea durch den vorbelasteten Abramowitsch gestaltet sich äußerst kompliziert.
Hintergrund: Infolge seines Status‘ als einer von sieben Oligarchen, gegen die als Reaktion auf den Einmarsch Russlands in der Ukraine Sanktionen verhängt wurden, sind Abramowitschs Vermögenswerte für unabsehbare Zeit eingefroren. Bedeutet: Dem Russen ist untersagt, den Klub-Verkauf selbst voranzutreiben.
Immerhin gibt es hier nun Hoffnung. Laut Telegraph hat der Russe jetzt die amerikanische Bank Raine mit dem Verkauf beauftragt, nachdem er zuvor grünes Licht von der britischen Regierung bekommen haben soll. (BERICHT: Hoffnung! Wende bei Chelsea?)
Zweiter wichtiger Punkt: Abramowitsch darf den Klub nicht nur nicht selbst verkaufen - er darf davon auch nicht profitieren.
Laut der Daily Mail soll ein Deal nur dann stattfinden, wenn der russische Oligarch die Kredite in Höhe von rund 1,8 Milliarden Euro ablöst, ohne dabei Gewinn zu machen. Von einem Erlös, der in einen Wohltätigkeitsfonds für die Kriegsopfer in der Ukraine fließen soll, sähe Abramowitsch laut BBC nichts.
Lässt Abramowitsch alles gegen die Wand fahren?
Ein Angebot über etwa 3,6 Milliarden Euro soll der 55-Jährige vor Kurzem noch abgelehnt haben - und die Verkaufskonditionen dürften sich nun deutlich verschlechtern. Kaufinteressenten können sich bis nächsten Freitag mit ihren Angebot bei der Raine-Bank melden.
Drei Favoriten werden bisher genannt: Todd Boehley und sein Konsortium um den Schweizer Hansjorg Wyss, die Rickett-Familie, die den MLB-Klub Chicago Cubs besitzt, und der Besitzer der NFL-Franchise New York Jets, Woody Johnson, sollen großes Interesse besitzen. Zusätzlich soll der britische Immobilien-Mogul Nick Candy interessiert sein, aber noch nach weiteren Investoren suchen. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Premier League)
Die große Frage bleibt: Macht Abramowitsch das am Ende mit?
Zu einem Verkauf zwingen dürfte man Abramowitsch rein rechtlich kaum. Ein solcher Schritt käme einer Enteignung gleich. Auch wenn er nun Raine beauftragt hat - es besteht die Gefahr, dass Abramowitsch am Ende nicht zustimmt und dann den 2003 übernommenen Klub weiterhin besitzt, ihn aber der Bedeutungslosigkeit preisgibt und zerfallen lässt. (DATEN: Die Tabelle der Premier League)
Ein unglaubliches, aber nicht ausgeschlossenes Szenario.