Im Sommer 2020 setzte sich Manchester United im Werben um Donny van de Beek gegen zahlreiche Top-Klubs durch.
Van de Beek setzt ein Statement
Stolze 39 Millionen Euro überwiesen die Red Devils damals an Ajax Amsterdam. Eineinhalb Jahre später aber floh der niederländische Nationalspieler zum FC Everton.
Für viele Fußball-Experten ein Rückschritt, für van de Beek dagegen ein Schritt zurück in die (Erfolgs-)Spur. Denn in Manchester spielte der 24-Jährige nicht ein Mal 90 Minuten durch!
Unter Everton-Coach Frank Lampard schaffte er dieses „Kunststück“ bereits in seinem zweiten Einsatz und war beim 3:0-Erfolg gegen Leeds United gleich der Man of the Match. (DATEN: Die Tabelle der Premier League)
SPORT1 erklärt, warum van de Beek nun bei den Toffees endlich durchstarten könnte.
Jung und wild: Ajax sorgt in der Champions League für Furore
In der Saison 2018/19 spielte Ajax in der Königsklasse Fußball wie von einem anderen Stern.
Auf dem Weg ins Halbfinale schalteten die entfesselt aufspielenden Amsterdamer erst Real Madrid aus, dann Juventus Turin, ehe Tottenham Hotspur auf dramatische Weise ihre Träume beendete.
Die junge Truppe um Matthijs de Ligt (heute Juve), Frenkie de Jong (Barca), Hakim Ziyech (Chelsea), Dusan Tadic und van de Beek stand sogar mit einem Bein bereits im Endspiel.
Die Spurs hatten das Hinspiel zuhause 0:1 gegen Ajax verloren und lagen im Rückspiel bis zur 55. Minute 0:2 hinten, ehe Lucas Moura in Erscheinung trat.
Der Brasilianer schnürte innerhalb von vier Minuten einen Doppelpack (55./59.) und setzte in der Nachspielzeit (90.+6) den Todesstoß. Tottenham gewann 3:2, doch in aller Munde waren vor allem de Ligt und de Jong.
Im Sommer 2019 verließen die beiden Top-Talente Ajax für 172 Millionen Euro gen Turin und Barcelona. Über van de Beek wurde trotz 30 Tor-Beteiligungen weniger gesprochen, dabei spielte er im System von Ajax-Coach Erik ten Hag eine der wichtigsten Rollen.
Van de Beek, der Schattenmann, der Raumdeuter
Ten Hag setzte den niederländischen Mittelfeldspieler zwar nominell auf der Zehn ein, doch van de Beek ist trotz seiner guten Technik, Übersicht und Passgenauigkeit kein klassischer Spielmacher.
Vielmehr ähnelt der 24-Jährige mit seiner Spielweise Thomas Müller, auch wenn er nicht die Weltklasse des Bayern-Stars verkörpert. Hinter der herausragenden Offensivreihe Tadic, Ziyech und David Neres und vor Spielgestalter de Jong war van de Beek das elementare Bindeglied.
Der Niederländer erkennt unbesetzte Räume wie kein Zweiter, besetzt diese oder reißt Lücken für seine Mitspieler auf. Auch ohne Ball stellt er die Abwehr mit seinen Läufen in die Tiefe vor große Probleme. Ein Raumdeuter wie Müller eben!
Davon profitiert vor allem die Angriffsabteilung, aber auch van de Beek selbst. Denn in einem offensiv ausgerichteten System ist er am stärksten. Der Niederländer braucht kreative und technisch versierte Spieler um sich herum. Das Spiel sollte nicht auf ihn zugeschnitten sein, aber er muss im letzten Spieldrittel richtig eingesetzt werden. Dann ist er stark.
Beleg gefällig? Für Ajax erzielte der zentrale Mittelfeldspieler in 175 Partien starke 41 Tore und legte 34 weitere auf. Deshalb ließ Ten Hag ihm auch so viele Freiheiten auf dem Platz, damit er im und um den Strafraum in tieferen Positionen agieren kann. Diese Freiheiten erhielt van de Beek in Manchester nicht wirklich. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Premier League)
Lampard erweckt van de Beek zu neuem Leben
In Liverpool dagegen schenkt Lampard seinem Schützling Vertrauen und die notwendigen Freiheiten auf dem Platz, damit van de Beek Everton vor dem Abstieg bewahrt.
Und dieser zahlte es seinem Coach mit einer grandiosen Leistung zurück: Gegen Leeds hatte der niederländische Nationalspieler in der ersten Halbzeit die meisten Tackles und die meisten Ballkontakte, führte die meisten Zweikämpfe in der Luft und spielte die meisten Pässe. Ein Statement.
Dabei zeigte er auch wieder seine verschollen geglaubte Dynamik. Auch eine blutige Nase konnte ihn nicht stoppen. Van de Beek eroberte zehn (!) Bälle und glänzte vor allem mit seiner Passgenauigkeit von 89,5 Prozent. Im letzten Drittel, wo es besonders eng wird, kamen zehn von 13 Pässen an den Mann.
Kein Wunder, dass er zum Man of the Match gekürt wurde und von Lampard Lobeshymnen einheimste:
„Donny van de Beek war großartig. So zu Hause zu spielen - seine Ruhe, sein Arbeitseinstellung und seine Spielintelligenz waren großartig. Deshalb habe ich ihn auch geholt. Er verbindet einerseits unsere Reihen, andererseits bringt er uns durch die gegnerischen. Zudem ist er torgefährlich, und das war einer der Gründe, ihn zu holen.“ (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Premier League)
Der Leih-Deal scheint sich für Everton und van de Beek auszuzahlen. Es wäre ihm zu wünschen, damit der Schattenmann auch mal das Rampenlicht genießen kann.