Newcastle United hat im vergangenen Transferfenster tief in die Tasche gegriffen und gleich fünf neue Spieler an Bord geholt. Über 100 Millionen Euro haben sich die Magpies ihre Neuzugänge kosten lassen. Geld, was seit der Übernahme durch einen saudi-arabischen Investment-Fonds in Übermengen da ist.
Wird Newcastle zum Gespött?
Sportlich läuft es für Newcastle dagegen weiterhin bescheiden. 15 Punkte nach 21 Spielen bedeuten Platz 18, es herrscht akute Abstiegsgefahr. Immerhin gewann man das letzte Spiel bei Leeds United 1:0. (Service: Tabelle der Premier League)
Die meisten Fans in England - zumindest die, die es nicht mit Newcastle halten, blicken mit Argusaugen auf den neureichen Konkurrenten. Ein Abstieg trotz des üppigen Geldregens würde vermutlich für kübelweise Spott auf der Insel sorgen.
Über 100 Millionen im ersten Transferfenster
Dabei hatte hatte die neue Vereinsführung aus Saudi-Arabien trotz des vielen Geldes angekündigt, keine wahllosen Transfers zu tätigen.
Die erste Neuverpflichtung ihrer Ära haben die neuen Klub-Besitzer bereits schon vor der Winterpause eingetütet. Kieran Trippier wechselte für umgerechnet 16 Millionen Euro von Atlético Madrid zu den Magpies.
Hinzu kamen der 30-jährige Chris Wood von Abstiegskonkurrent FC Burnley für 30 Millionen, Bruno Guimaraes von Olympique Lyon für 50 Millionen, Dan Burn von Brighton and Hove Albion für 15 Millionen Euro und Matt Target per Leihe von Aston Villa. Macht insgesamt 111 Millionen Euro an Transferausgaben für die Nordengländer.
Zusätzlich gab es eine lange Liste von Spielern, die sich mit Newcastle angeblich in Gesprächen befunden haben oder von den Schwarz-weißen kontaktiert worden sein sollen. Dazu zählen unter anderem der ehemalige Dortmunder Ousmane Dembélé und auch Bayern-Ikone Thomas Müller.
„Wenn wir jeden Spieler verpflichten würden, mit dem wir in Verbindung gebracht werden, hätten wir am Ende ungefähr 1000 Spieler“, hatte Trainer Eddie Howe scherzhaft schon vor Öffnung des Transferfensters im Dezember.
Besonders der Transfer des Neuseeländers Chris Wood wird auf der Insel kritisch hinterfragt. Der Stürmer vom FC Burnley kommt in dieser Saison auf lediglich drei Tore. Dazu besitzt er, laut Transfermarkt.de, einen Marktwert von nur sechs Millionen Euro.
Dennoch bezahlte man seine Ausstiegsklausel in Höhe von 30 Millionen Euro. Vermutlich auch, um seinen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf zu schwächen. „Ich wusste, dass es sie gibt, aber ich glaube, niemand hätte gedacht, dass sie jemals gezogen wird.“, kommentierte der Stürmer selbst seine Ablöse.
Neben den neuen Spielern hat Newcastle United mittlerweile auch einen neuen Trainer. Steve Bruce durfte nach der Übernahme noch ein Spiel an der Seitenlinie stehen und wurde dann von Howe ersetzt. Der Engländer trainierte zuletzt den Zweitligisten AFC Bournemouth.
Können die Oldies den Abstieg verhindern?
Mit den Neuzugängen sollte im Team eine Basis geschaffen werden, auf der sich neue Transfers aufbauen lassen.
Was auffällt, ist die Philosophie, wonach die Neuzugänge ausgewählt wurden. Trippier (31), Wood (30), Burn (29), all das sind keine Spieler für die Zukunft - und das nicht zuletzt aufgrund ihres gehobenen Fußball-Alters. Die Strategie, die dahinter steckt: Man holte die Spieler, um den kurzfristigen Erfolg in Form des Klassenerhalts zu sichern.
Das Transferfenster in diesem Winter wird vom Klub als „erster Schritt in die richtige Richtung“ gesehen. Im Sommer sollen dann weitere hochkarätige Transfers folgen.
Dass der Klub noch nicht die nötige sportliche Attraktivität besitzt, um Spieler wie Thomas Müller zu verpflichten, dürfte auch den Verantwortlichen bei Newcastle bewusst sein. Das bekam man auch in den Transferverhandlungen zu spüren.
So scheiterten die Transferversuche bei zahlreichen Top-Talenten und renommierten Spielern. Dazu zählen unter anderem das niederländische Abwehrjuwel Sven Botman, Yannick Carrasco von Atlético Madrid, Hugo Ekitike von Stade Reims, Issa Diop von West Ham United und auch Jesse Lingard von Manchester United.
Auch beim ehemaligen englischen Nationalspieler Dele Alli sollen es die Magpies verzweifelt versucht haben. The Athletic berichtet von „dramatisch späten Versuchen“ den Mittelfeldspieler zu verpflichten.
Am Ende entschied sich Alli gegen den Abstiegskampf mit Newcastle und schloss sich dem FC Everton an. Zuletzt stand auch ein Transfer vom deutschen Nationalspieler Robin Gosens angeblich kurz vor dem Abschluss.
Die getätigten Transfers haben das Potenzial, den neureichen Klub aus der Misere zu verhelfen und das Ziel Klassenerhalt zu erreichen. Die aktuelle Mannschaft ist allerdings nur auf dieses eine Ziel ausgerichtet.
Es ist also zu erwarten, dass Newcastle im Sommer wieder mit offenem Geldbeutel durch die Klubs Europas geht und versuchen wird, die echten Kracher für sich zu gewinnen.