Er ist ein Freigeist auf dem Rasen, ein Rebell daneben - und seit dem vergangenen Sommer Englands teuerster Fußballer.
Grealishs schwerer Rucksack
Für die Rekord-Ablöse von 117,5 Millionen Euro verpflichtete Manchester City Jack Grealish von Aston Villa am 5. August 2021. Von einem Tag auf den anderen war der Offensivspieler kein Skandalkicker mehr, der womöglich nie das Beste aus seinem großartigen Talent herausholen würde. Er war ein Spieler, für den ein Klub ein kleines Vermögen bezahlte, weil er an ihn glaubt.
Es handelt sich aber eben auch im eine Summe, die einen großen und vor allem schweren Rucksack darstellt. Und diesen muss ein 26-Jähriger erst einmal tragen können, ohne ins Straucheln zu geraten. Das weiß mittlerweile auch Grealish, der ohne Frage alles andere als ein zurückhaltender und ängstlicher Mensch ist.
Grealish ehrlich: „Es ist so viel schwieriger, als ich dachte“
„Ein Preisschild von 100 Millionen Pfund bedeutet, dass die Leute fragen, ob man das Geld wert ist, wenn man eine Durststrecke durchmacht - wo sind seine Tore, wo seine Vorlagen?“, beschrieb Grealish seine Gefühlswelt nun bei Sky - und zeigte sich offen und ehrlich wie selten:
„Ich habe mich bis jetzt gut geschlagen. Ich habe noch so viel mehr zu geben. Es ist so viel schwieriger, als ich dachte, dass es werden würde. Ich lerne immer noch und passe mich an. Ich habe gehört, dass manche Leute ein Jahr brauchen, um sich hier einzugewöhnen, vielleicht wird es bei mir auch so sein.“
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Dass er noch mehr zu geben hat, da dürften sich alle einig sein. Zwei Tore hat Grealish in 13 Spielen in der Premier League erzielt, zwei weitere vorbereitet. Werte, die dem Offensivspieler nicht gefallen können.
Und mehr noch: Grealish ist noch nicht einmal unumstrittener Stammspieler. Bei seinem Herzensklub Aston Villa war er der Star, auf den sich alle Augen richteten. Damit konnte er umgehen, doch der Fußballer aus Birmingham ist es nicht mehr gewohnt, jeden Tag um einen Platz im Team zu kämpfen.
Für die Citizens läuft es gut, doch eben auch ohne den Neuzugang.
Guardiola mit Ansage an Grealish
City-Coach Pep Guardiola ist bekannt dafür, gnadenlos nach Leistung aufzustellen. Auf Grealishs Lieblingsposition als Außenstürmer hat er mit Raheem Sterling und Riyad Mahrez zwei weitere Akteure mit dem Format Weltklasse. Auch der hochbegabte Phil Foden, Lieblingsschüler von Fußballlehrer Guardiola, kann auf dieser Position spielen.
Auf der Problemposition des Tabellenführers, der des Mittelstürmers, sieht der spanische Coach Grealish wohl auch nicht. Das ein oder andere Mal hat er es probiert, doch ohne großen Erfolg. Und Mittelstürmer? Das passt auch nicht so wirklich zu dem Freigeist.
Guardiola ließ Anfang Dezember mit einer Ansage aufmerken: „Das wird ein Problem sein - wir wollen es jetzt sehen. Wir haben noch sechs oder sieben Monate mit vielen schönen Dingen, die wir in dieser Saison sehen wollen“, machte er klar. Die Message: Grealish muss sich jetzt so langsam verbessern.
Der Startrainer machte aber auch deutlich, dass es um Kritik auf hohem Niveau ging: „Ich würde sagen, er hat sich perfekt eingelebt. Er ist kein Problem, er spielt gut, wenn man die Spiele analysiert, hat er nicht schlecht gespielt. Mit der Qualität, die er hat, ist es schwierig, schlecht zu spielen. Nach der Länderspielpause kam er verletzt zurück, aber er wird Schritt für Schritt zurückkommen und wir werden seine Form sehen.“
Grealish-Konkurrent Sterling überzeugt
Seitdem wurde es aber nicht einfacher für Grealish. Gegen Heimatklub Aston Villa durfte er nur drei Minuten spielen, beim 7:0 gegen Leeds erzielte er zwar ein - ungewohntes - Kopfballtor, doch in der Weihnachtszeit gab es die nächsten Rückschläge.
Fünf Tage vor Heiligabend musste er beim 4:0-Sieg bei Newcastle United die kompletten 90 Spielminuten von der Bank aus verfolgen.
Die Zeit rund um Weihnachten, in der auf der Insel traditionell durchgespielt wird, gehört zu den wichtigsten für jeden Klub in der Premier League. Das liegt an den vielen Spielen in kurzer Zeit, die nicht zum ersten Mal das Rennen um die Meisterschaft zu einem großen Teil beeinflussen würde.
In dieser Phase setzte Guardiola nicht auf Grealish, sondern auf Sterling und Mahrez. So auch am 2. Weihnachtsfeiertag, beim spektakulären 6:3 über Leicester City. Mahrez erzielte ein Tor, Sterling als direkter Konkurrenz von Grealish schnürte sogar einen Doppelpack. Grealish guckte die komplette Spielzeit von der Bank zu. Einfacher macht das seine Situation nicht.