Pierre-Emile Hojbjerg wechselte 2012 mit 17 Jahren von Bröndby IF zum FC Bayern und galt damals als eines der größten Talente im europäischen Fußball.
Bayern-Flop Hojbjerg blüht auf
Nach zwei Leih-Stationen in Augsburg und auf Schalke flüchtete der Däne 2016 von München auf die Insel. Drei Jahre später ist der 23-Jährige endlich beim FC Southampton angekommen.
SPORT1 blickt auf die steinige Karriere des zentralen Mittelfeldspielers zurück: Hojbjerg stand kurz davor, die Fußball-Schuhe an den Nagel zu hängen, verlor seinen Vater in jungen Jahren aufgrund eines Krebsleidens und führt die Saints trotz aller Unwägbarkeiten mittlerweile als Kapitän auf den Platz.
Hojbjerg "hatte keinen Bock mehr"
Im Alter von 14 Jahren fühlte sich Hojbjerg bei seinem Jugend-Klub FC Kopenhagen nicht mehr wohl. "Es war eigentlich ein bisschen kindisch. Ich wollte im Mittelfeld spielen, der Verein sah mich im Sturm. Das ging so weit, dass ich keinen Bock mehr hatte, weil der Spaß weg war."
Auch ein Wechsel zum Stadtrivalen Bröndby brachte nicht sofort die erhoffte Besserung: "Ich war dick, ich war mental nicht mehr da - der ganze Sportler in mir war verloren gegangen." Erst nachdem der Däne sich auf das Wesentliche konzentrierte - "harte Arbeit, diszipliniert sein, konsequent sein" -, schaffte er die Wende. "Ich wurde sogar Dänemarks Spieler des Jahres in meiner Altersklasse."
Rückblickend konnte Hojbjerg dieser Zeit aber auch Gutes abgewinnen: "Seitdem bin ich mental ein bisschen älter als andere in meinem Alter. Das liegt auch daran, dass ich in meiner Laufbahn zwei Mal bereits wirklich echt weit unten war", verriet er dem Münchner Merkur.
Mittelfeld-Juwel überzeugt Bayern mit Gala-Leistung
Von da an ging es steil bergauf: Bayern-Scout Björn Andersen empfahl ihn dem damaligen Jugendkoordinator Michael Tarnat. Dieser flog nach Dänemark und sah, wie das Mittelfeld-Juwel gegen Kopenhagen beim 5:2-Sieg drei Tore schoss. Tarnat und Sportdirektor Christian Nerlinger tüteten umgehend Hojbjergs Wechsel ein.
An der Isar war der damals 17-Jährige eigentlich erst für die A-Junioren der Bayern vorgesehen, doch Mehmet Scholl erkannte sein Potenzial rasch und zog ihn gleich in die zweite Mannschaft hoch. In der Regionalliga Bayern verbuchte Hojbjerg dann acht Tore und einen Assist in 30 Partien.
Zur Belohnung feierte er sein Profi-Debüt gegen Nürnberg im März 2013 und wurde zum jüngsten Bundesliga-Debütanten aller Zeiten für den deutschen Rekordmeister.
Guardiolas Lieblingsschüler verliert Vater an den Krebs
In der Saison 2013/14 folgte Pep Guardiola auf Triple-Sieger Jupp Heynckes und wurde zum Förderer von Hojbjerg: Immer wieder nahm der katalanische Star-Coach das Nachwuchstalent zur Seite und erklärte ihm, was er von ihm erwarte. Der Däne galt so schnell als einer von Peps Lieblingsspieler, auch wenn er nicht regelmäßig zum Einsatz kam.
Ende April 2014 musste der damals 18-Jährige den schwersten Schicksalsschlag seines Lebens verkraften - Vater Christian erlag seinem Krebsleiden - und verpasste so beide Halbfinalspiele in der Champions League gegen Real Madrid.
Nach dem Sonderurlaub kam er gegen den HSV und VfB in der Liga wieder zum Einsatz und stand im Pokalfinale gegen den BVB sogar in der Startelf. Beim 2:0-Sieg der Bayern wusste Hojbjerg vollends zu überzeugen und zahlte Guardiola das entgegengebrachte Vertrauen zurück.
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Über Augsburg und Schalke nach Southampton
In der Hinrunde 2014/15 peilte der dänische Nationalspieler den großen Durchbruch bei Bayern an, bekam aber kaum Spielzeit und beschwerte sich daraufhin öffentlich. Guardiola stieß das auf und er ließ ihn links liegen. In der Rückrunde wurde Hojbjerg an Augsburg verliehen, wo er 16 von 17 Bundesliga-Partien absolvierte (fünf Scorer-Punkte) und mit dem Klub überraschend in die Europa League einzog.
Seine nächste Leih-Station bei Schalke war von weniger Erfolg gekrönt. Zwar kam der Mittelfeldspieler auf 30 Einsätze, konnte sich aber keinen Stammplatz erkämpfen und brach die Zelte nach einem Jahr wieder ab. Bayerns Leih-Projekt à la David Alaba (Hoffenheim) oder Toni Kroos (Leverkusen) griff bei Höjbjerg nicht - wie erhofft.
Da seine Perspektive unter Neu-Trainer Carlo Ancelotti und der großen Konkurrenz in München ebenfalls ungewiss war, wagte er 2016 den Sprung in die Premier League. Kurz nach seiner Vorstellung bei Southampton, die 15 Millionen Euro locker machten, sagte Hojbjerg: "Ich bin glücklich hier zu sein, und fühle mich endlich wieder wie ein Fußballer."
Kapitän Höjbjerg blüht in Southampton auf
Während man die ersten beiden Spielzeiten bei den Saints durchaus noch als Lehrjahre (63 Spiele/1 Tor/1 Assist) bezeichnen konnte, ist die aktuelle Saison mit Abstand die beste seiner ganzen Laufbahn. Unter Coach Ralph Hasenhüttl ist der Däne Kapitän - der jüngste aller 20 Premier-League-Klubs - und der verlängerte Arm des Österreichers auf dem Platz.
Der mittlerweile 23-Jährige ist im Mittelfeld von Southampton der Schlüsselspieler schlechthin und war in 31 Einsätzen bisher an acht Treffern direkt beteiligt. "Pierre ist einer der Typen, um die du ein Team aufbauen kannst. Er ist professionell, arbeitet hart und ist einer unserer Schlüsselspieler", unterstrich Hasenhüttl den Wert seines Spielführers im Southern Daily Echo.
Der Klassenerhalt in der Premier League ist seit dem vergangenen Wochenende geschafft. Doch damit wird sich Hojbjerg in der kommenden Saison nicht begnügen - genauso wenig wie Hasenhüttl, denn der ehrgeizige Däne und der ambitionierte Österreicher haben mit den Saints noch Großes vor.