"Weißt du was, Mesut? Wein doch! Heul doch! Du bist so ein Baby. Geh duschen. Wir brauchen dich nicht."
Warum Özil nicht zum FC Bayern ging
In von der Bild vor-veröffentlichten Auszügen seines neuen Buches "Die Magie des Spiels" schreibt Mesut Özil über die Zeit mit seinem ehemaligen Trainer Jose Mourinho bei Real Madrid.
50 Prozent reichen nicht
Während der Halbzeit eines Real-Spiels hatte es "The Special One" einst auf Özil abgesehen. Vor der gesamten Mannschaft wurde Mourinho laut und schimpfte: "Du denkst, zwei schöne Pässe reichen. Du bist dir zu fein dafür, in Zweikämpfe zu gehen. Du denkst, dass du so gut bist, dass 50 Prozent genug sind."
Özil versuchte ruhig zu bleiben, war innerlich aber mehr und mehr aufgebracht. "Wie sehr ich ihn gerade hasse. Dabei liebe ich Mourinho eigentlich", beschreibt Özil seine damaligen Gedanken. Zwischen den beiden entbrannte ein Wortgefecht. Auf Özils Frage, was Mourinho überhaupt von ihm wolle, antwortete der Portugiese auf seine ganz eigene Art und Weise.
"Ich will, dass du so gut spielst, wie du es kannst. Ich will, dass du in die Zweikämpfe gehst wie ein Mann. Weißt du, wie Zweikämpfe von dir aussehen? Nein? Ich zeig's dir!"
Mourinho mit vollem Körpereinsatz
Dann zeigte "The Special One" vollen Körpereinsatz. Mourinho stellte sich auf die Zehenspitzen, legte seine Arme eng an seinen Körper, spitzte die Lippen und hüpfte durch die Real-Kabine.
Dies war dann offenbar zu viel für den jungen Deutschen. Er schrie Mourinho an: "Wenn du so geil bist, dann spiel du doch!" Anschließend riss er sich sein Trikot vom Körper, warf es Mourinho vor die Füße und brüllte: "Hier. Zieh es an. Los."
Mourinho lachte nur und bezeichnete Özil als Feigling. Anschließend provozierte der Portugiese weiter: "Was möchtest du? Dich unter die schöne warme Dusche verkriechen? Dir die Haare schamponieren? Allein sein? Oder willst du deinen Mitspielern, den Fans da draußen und mir beweisen, was du kannst?"
Entschuldigung gegenüber allen Teamkollegen
Nachdem ihn Mourinho anschließend noch als Baby bezeichnete, ging Özil wortlos in die Dusche. Später bereute der junge Deutsche, dass er in diesem Moment seine Mannschaftskollegen im Stich gelassen hatte. Noch am Abend besuchte er Sergio Ramos und entschuldigte sich, bei den anderen Mitspielern bat Özil ebenfalls um Verzeihung.
Auch mit seinem Trainer versöhnte er sich. Özil erkannte, dass ihn Mourinho aus seiner Komfortzone holen wollte.
"Er wollte mir die Lässigkeit austreiben und mich abhärten", bilanziert Özil einige Jahre später - und gesteht, zu Beginn seiner Zeit in Madrid eine etwas zu lasche Einstellung an den Tag gelegt zu haben: "Ich war schnell satt, schnell zufrieden. Aber diese Verhaltensweise hat mir Mourinho ausgetrieben."
Dafür bedankte sich Özil dann auch beim Portugiesen. "Nach einigen Tagen gestand ich ihm, dass es bei mir im Kopf klick gemacht hat. Und dass ich ihm dankbar bin, dass er mir so deutlich vor Augen geführt hat, was meine größte Schwäche war."
Bayern und Barcelona interessiert
Neben dem großen Zoff mit Mourinho verrät Mesut Özil in seinem Buch auch, welche Vereine nach der Weltmeisterschaft 2010 an ihm interessiert waren. Neben Real warben auch der FC Bayern, der FC Arsenal, der FC Barcelona und Manchester United um den Mittelfeldstrategen.
Mit den Bayern war Özils Berater im Gespräch, da der Rekordmeister damals aber nicht zu den absoluten Topmannschaften zählte, entschied sich der Mittelfeldspieler gegen einen Wechsel an die Isar. Klarer Favorit für Özil damals war mit Abstand der FC Barcelona. "Keine Mannschaft der Welt spielte zu dieser Zeit schöneren Fußball."
Barcelona klarer Favorit
Bevor der heute 28-Jährige zu den Gesprächen nach Barcelona flog, war eine ganz klare Tendenz hin zu den Katalanen erkennbar. Dann machte die Abwesenheit vom damaligen Trainer Pep Guardiola bei den Vertragsverhandlungen den Mittelfeldstrategen stutzig. Auf die Frage warum Guardiola nicht anwesend war bekam Özil von seinem Berater stets die selbe Antwort: "Der war im Urlaub."
Auch in den darauffolgenden Tagen meldete sich Guardiola nicht. "Er sandte mir kein Signal, dass er mich auch wollte. Dementsprechend nahm meine Begeisterung für Barcelona stetig ab", teilt Özil seine damaligen Gedanken.
Mourinho war "so herzlich"
Am Ende sorgte das Verhalten des katalanischen Startrainers dafür, dass Özil nicht zum FC Barcelona wechselte. Gleichzeitig warb Real-Trainer Jose Mourinho offensiv um die Dienste des jungen Deutschen. "So überzeugend war er. So herzlich. So bemüht. Er war das komplette Gegenteil vom Barca-Trainer. Also entschied ich mich für Jose Mourinho und Real Madrid."