Christian Fuchs schlich sich von rechts an, schüttelte die Champagner-Flasche ordentlich durch und spritze seinem überraschten Teammanager Claudio Ranieri das edle Getränk dann genüsslich über den Kopf.
Leicester in der Dauer-Party-Schleife
Der Teammanager von Sensationsmeister Leicester City schüttelte sich, kniff die brennenden Augen zusammen und meinte: "Morgen ist Training."
Aber das war natürlich ein Scherz, spätestens nach der Champagner-Dusche startete eine einzige riesige Meister-Party in Leicester.
"Das ist für Dich, genieße es", sagte Fuchs noch und stellte Ranieri die halb leere Flasche hin. Dann gesellte sich der ehemalige Profi von Mainz 05 und Schalke 04 wieder zu seinen Kollegen, die in den Pubs der Stadt später dann noch die Nacht zum Tage machten.
"Ich kann das alles nicht in Worte fassen", stammelte Top-Torjäger Jamie Vardy.
Titelfeier zunächst auf der Couch
Seit einer Woche steht das kleine Leicester ja bereits als Meister in England fest, doch der Titel wurde zunächst ja nur auf der Couch gefeiert, nachdem Verfolger Tottenham Hotspur am Montag beim FC Chelsea nicht gewinnen konnte.
Und so wurde es am Samstagabend also erst richtig emotional, als die "Foxes" ihren ersten Meistertitel in der 132-jährigen Klubgeschichte beim 3:1 (2:0) gegen den FC Everton vor den eigenen Fans zelebrieren konnte.
"Von so einer Geschichte hat man geträumt, als man ein Kind war", sagte Torwart Kasper Schmeichel, als die Stadt in einem blau-weißen Karneval versank.
Schon vor der Partie rührte Star-Tenor Andrea Bocelli - ein guter Freund Ranieris - das Stadion mit "Nessun Dorma" und "Time to Say Goodbye" zu Tränen, dann schossen Vardy (5. und 65. per Foulelfmeter) und Andy King (33.) Leicester zum Sieg, der Anschlusstreffer für Everton durch Kevin Mirallas (88.) interessierte keinen mehr.
Ranieri: "Das ist eine magische Saison"
Um 20.40 Uhr MESZ stemmte Kapitän Wes Morgan unter dem ohrenbetäubenden Jubel der Fans dann endlich die Meister-Trophäe in den Abendhimmel. "Das ist eine magische Saison gewesen", sagte Ranieri. Am 16. Mai ehrt die Stadt ihre Helden mit einer Siegesparade.
England erlebte dieses Jahr keine gewöhnliche Meisterschaft, Leicester holte den Titel gegen jede Logik des Fußball-Geschäfts. Der Fastabsteiger der Vorsaison düpierte das reiche Establishment. Zum Vergleich: Die gesamte Mannschaft der Füchse hat 28 Millionen Euro gekostet.
Allein Manchester City überwies im Sommer für Kevin De Bruyne 75 Millionen Euro an den VfL Wolfsburg. Ranieri hat mit Leicester die natürliche Ordnung in der Premier League auf den Kopf gestellt, ein Traum für Fußball-Romantiker.
Königliche Sterne im Rasen
Noch im Stadion sangen die Fans: "Barcelona wir kommen." Der Greenkeeper hatte sogar die Sterne der Champions League in den Rasen gemäht, ganz Leicester freut sich auf die Königsklasse im nächsten Jahr. Und träumt sogar schon von der noch größeren Sensation - der Titelverteidigung.
"Lassen Sie mich ans Meer fahren, meine Batterien wieder aufladen, und wir starten in die nächste Saison mit dem gleichen Ehrgeiz, mit der gleichen Demut, mit dem gleichen Gefühl", sagte Ranieri, dem Klubchef und Milliardär Vichai Srivaddhanaprabha zugesichert hat, dass das Meisterteam nicht verscherbelt wird.
Am Ende wollte Ranieri den Triumph im Stillen genießen. "Können Sie sich vorstellen, dass ich in eine Disco gehe? Nein", sagte der Italiener.
Er wolle kurz mit Srivaddhanaprabha anstoßen und "dann gehe ich nach Hause schlafen". Da hatte Fuchs sicher noch ganz andere Pläne.