Die Spieler von Bradford City feierten eine Kabinenparty. Schließlich hatten sie gerade eine Partie abgeliefert, von der sie später noch ihren Enkelkindern erzählen werden.
Mourinho bringt Bradford zum Schweigen
Mit 0:2 lag der Drittligist beim großen FC Chelsea zurück. Dann drehte Bradford auf, erzielte vier Tore am Stück und stürmte so ins Achtelfinale des FA Cups.
Das hinterließ Eindruck und sorgte für einen prominenten Kabinengast: Jose Mourinho platzte in Bradfords spontane Feier hinein und zeigte sich als fairer Verlierer.
Der Coach des FC Chelsea gratulierte jedem gegnerischen Spieler und dem kompletten Trainerstab. "Das ist wahre Größe" twitterten die Sieger.
Torwart Ben Williams war förmlich überwältigt. "Er kam rein und sofort war alles still. Alle waren fasziniert von seiner Aura", beschrieb der Keeper die Begegnung mit Mourinho.
"Ich schäme mich"
Der Trainer beließ es aber nicht bei der Gratulation. Er griff auch seine Pokalversager an. "Ich schäme mich, und das sollten meine Spieler auch tun. Es ist eine Schande", sagte der Portugiese nach diesem Spiel, das die Medien als eine der größten Sensationen aller Zeiten einstuften.
Mourinho hatte gegen Bradford einige Stars geschont. Torjäger Diego Costa, Kapitän John Terry und Stammkeeper Thibaut Courtois kamen allesamt nicht zum Einsatz. Weltmeister Andre Schürrle musste zudem mit Rückenproblemen passen.
Trotzdem bestand das Team der Blues auch gegen Bradford fast durchweg aus klangvollen Namen - nur der junge Andreas Christensen sorgte als Rechtsverteidiger für eine Ausnahme. Im Mittelfeld kamen die Brasilianer Ramires und Oscar zum Einsatz. Gary Cahill begann wie gewohnt als Innenverteidiger und im Angriff spielte ein gewisser Didier Drogba.
Hazard und Fabregas können Fiasko nicht verhindern
Die Mannschaft hatte auch alles im Griff. Cahill und Ramires schossen einen Zwei-Tore-Vorsprung heraus. Alles deutete auf einen lockeren Sieg hin. Doch spätestens nach Jonathan Steads Anschlusstreffer kurz vor der Pause war Chelsea von der Rolle. Als Mourinho seine Joker Eden Hazard und Cesc Fabregas brachte, war es bereits zu spät.
"Es ist surreal", beschrieb Bradfords Teammanager Phil Parkinson die Leistung seiner Mannschaft.
Es wäre so, als würde die SG Sonnenhof Großaspach im DFB-Pokal auf sein Heimrecht verzichten und dann gegen den FC Bayern einen Zwei-Tore-Rückstand in einen Sieg umwandeln.
Chelseas Blamage kommt außerdem zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Die erste Titelchance hat das Team verspielt. Wenn es sich vom Schock nicht schnell erholt, geraten auch die anderen drei Ziele in Gefahr.
Nächste Hürde Liverpool
Am Dienstag steht das Halbfinal-Rückspiel im Ligapokal auf dem Programm. Gegen den FC Liverpool muss sich Chelsea deutlich steigern, sonst droht nach dem 1:1 an der Anfield Road das nächste Aus.
Spätestens Mitte Februar muss Mourinhos Team wieder auf Kurs sein. Denn dann geht es in der Champions League zur Sache. Nach den Leistungen im Vorjahr galt Chelsea neben Real Madrid, dem FC Barcelona und Bayern München als heißer Titelkandidat.
Doch nach den jüngsten Leistungen dürften die Blues-Fans zweifeln, dass ihr Team im Achtelfinale gegen Paris St. Germain bestehen kann.
Mourinho erlebte in diesem Jahr schließlich nicht nur die Pleite gegen Bradford. Seine zuvor so souveräne Mannschaft wurde auch schon von Tottenham Hotspur auseinander genommen.
Die 3:5-Pleite an der White Hart Lane war ein Rückschlag im Meisterschaftsrennen. Noch hat Chelsea in der Premier League einen Vorsprung. Doch auch der könnte schmelzen, wenn es am nächsten Spieltag eine Niederlage gibt.
Auch ManCity blamiert sich
Dann kommt Manchester City zum Spitzenspiel nach London. Das Team spielte am Wochenende der Pokalblamagen auch eine Hauptrolle.
Während sich Manchester United bei Cambridge United und der FC Liverpool gegen die Bolton Wanderers ins Wiederholungsspiel quälten, sind die "Skyblues" bereits draußen.
ManCity unterlag dem Zweitligisten FC Middlesborough mit 0:2. Es gab einige Parallelen zur Chelsea-Pleite. Auch der Tabellenzweite vergeigte das Spiel im eigenen Stadion. Trotz einiger Wechsel standen auch bei City zahlreiche Stars auf dem Platz. So brachte Manuel Pellegrini immerhin Vincent Kompany, James Milner und Sergio Aguero von Beginn an.
Im Gegensatz zu Mourinho redete der City-Trainer die Blamage aber schön. "Wir hatten am Anfang sieben oder acht gute Chancen. Ich denke wir haben gut gespielt", sagte Pellegrini.
Trotzdem verhagelte das Spiel dem Chilenen die Laune. In der Kabine des FC Middlesborough wurde er übrigens nicht gesehen.