Es waren 24 Sekunden für die Ewigkeit. 24 Sekunden, in denen sich Wayne Rooney unsterblich machte.
Die Renaissance des Wayne Rooney
Im Spiel von DC United gegen Orlando City FC brach gerade die sechste Minute der Nachspielzeit an. 2:2 stand es, aber die Hausherren gaben sich damit nicht zufrieden, warfen alles nach vorne. Sogar DC-Torhüter David Ousted mischte beim letzten Eckball im gegnerischen Strafraum mit. Die letzte Absicherung hieß: Rooney.
Der Eckball wurde geklärt und Orlandos Will Johnson setzte zum Sprint aufs leere Tor an, aber Rooney heftete sich an seine Fersen – und grätschte ihn schließlich in Höhe der Mittellinie fair ab. Schon zu diesem Zeitpunkt sprangen die Fans jubelnd auf. Dabei fehlten noch die restlichen zehn Sekunden für die Ewigkeit.
Rooney erklärt Schlüsselmoment
"Ich habe den Typ verfolgt, den Zweikampf gewonnen und einen langen Ball zu Luciano Acosta gespielt, der mit einem grandiosen Kopfball traf", blickte Rooney bei der BBC auf diese nervenaufreibenden Sekunden im August zurück.
Und während damals Torschütze Acosta nach seinem Siegtreffer vom jubelnden DC-Anhang auf der Tribüne verschluckt wurde, hob Rooney nur kurz lächelnd den Daumen und stützte seine Hände auf die Knie. Der sagenhafte Sprint hatte Körner gekostet.
Zugleich überließ er damit dem Matchwinner wohlwollend die große Bühne. "Dieser Kopfball geht etwas verloren - in Anbetracht seiner Größe, so hoch zu springen und so grandios zu treffen", würdigte Rooney den Siegtreffer des nur 1,60 Meter großen Acosta. "Das hat uns wirklich den Glauben gegeben, dass wir so weitermachen und es in die Playoffs schaffen können."
Dass er seinen Anteil am Höhenflug seines Klubs gerne kleinredet, kennzeichnet Rooneys Engagement in der Hauptstadt der USA.
"Er ist authentisch und selbstlos. Wenn das deine beiden Charakterzüge sind, macht es dich zu einem Menschen, hinter den man sich stellt und den man mag", wird sein Trainer Ben Olsen in einem Artikel der Washington Post über Rooney zitiert.
DC United mit Rooney unschlagbar
Hinzu kommen seine weiterhin herausragenden Fähigkeiten als Fußballer, die er trotz seiner mittlerweile 33 Jahre noch auf den Rasen bringt, Anfang des Jahres bei seinem Jugendklub FC Everton aber immer weniger zeigen durfte.
Als Rooney am 10. Juli seinen Vertrag bei DC United unterschrieb, belegte das Team mit nur zwei Siegen aus den ersten 14 Saisonspielen den letzten Platz der Eastern Conference. 20 Spiele mit Rooney später lautet die stolze Bilanz: zwölf Siege, Platz vier und der erstmalige Einzug in die Post-Season seit 2015.
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Eine Serie von zehn Spielen ohne Niederlage, der beste Lauf dieser Art seit 2007, zum Ende der Regular Season sicherte die Qualifikation.
Mit zwölf Toren und sieben Torvorlagen ging Rooney als Kapitän auf dem Feld voran – und kommt auch abseits des Rasens seinen Pflichten nach. In seiner Funktion als Spielführer ist er bei DC United auch in der Rolle des Kabinen-DJs tätig.
DJ Rooney bestimmt die Playlist
Der BBC gab er einen Einblick in seine Playlist, die ausschließlich aus britischen Künstlern wie Ed Sheeran oder Mumford and Sons besteht. "Eher etwas Ruhigeres", erklärt DJ Rooney. "Als Kapitän lege ich die Musik auf, die mir gefällt und nicht ihre Musik. Ich denke nicht, dass das schlecht ist."
Gut kommt vor allem seine nahbare Art an. So verzichtet der Rekordtorschütze der englischen Nationalmannschaft erstmals in seiner Karriere auf Auswärtsfahrten auf ein Einzelzimmer.
Und auch sonst legt Rooney Wert darauf, ein gleichwertiger Teil des Teams zu sein, obwohl sein bis 2021 laufender Vertrag mit einem Jahresgehalt von 2,4 Millionen Euro bestens dotiert ist und ihn zum Topverdiener des Klubs macht. "Ich war noch nie jemand, der eine Sonderbehandlung wollte. Ich würde nicht ankommen und anfangen, irgendwelche Dinge zu fordern", betont Rooney.
Auf dem Platz haut er sich rein, wie zu seinen besten Zeiten bei Manchester United. Dass er dabei auch mal eine blutige Nase im Zweikampf riskiert, wird von den Fans mit Begeisterung honoriert.
Rooney: "Genieße diesen Druck"
Die MLS sei jedenfalls alles andere als Erholung, unterstreicht Rooney. "Es gibt Druck, Leistung zu bringen - auch für mich. Ich genieße diesen Druck, die Spiele zu bestreiten und mitzuhelfen, in die Playoffs zu kommen - und hoffentlich in den kommenden Wochen noch erfolgreicher zu sein."
In der Nacht auf Freitag will Rooney mit United im Heimspiel gegen Columbus Crew (MLS: DC United - Columbus Crew ab 1 Uhr im LIVETICKER) mit einem Sieg ins Playoff-Halbfinale. Um den Traum vom ersten MLS-Titel seit 2004 weiter zu träumen, müsste dann zunächst Atlanta United um den Deutschen Julian Gressel in Hin- und Rückspiel aus dem Weg geräumt werden.
"Wenn ich diesen Ehrgeiz nicht hätte, wäre ich nicht hier", sagte Rooney bei seiner Vorstellung.
Er wolle, dass sich die Leute an ihn erinnern und er auf den Bildern, die in den Katakomben des Stadions hängen, zu sehen sei. "Wenn die jungen Leute dann daran vorbeigehen, würden sie sagen: 'Er war ein Kapitän, der uns zu Erfolg und Trophäen geführt hat."
Dazu reichen Rooney mitunter 24 Sekunden für die Ewigkeit.