Der Wechsel von Mason Greenwood von Manchester United zu Olympique Marseille sorgt in Frankreich für viel Wirbel. Der Stürmer hat zwar eine überragende Saison in La Liga hinter sich, weist allerdings auch eine brisante Vorgeschichte auf.
Ein Transfer spaltet eine Stadt
Ende Januar 2022 wurde Greenwood verhaftet. Der Vorwurf an das United-Eigengewächs: versuchte Vergewaltigung, vorsätzliche Körperverletzung und Nötigung.
Verfahren gegen Greenwood wurde 2023 eingestellt
Seine Freundin Harriet Robson hatte Fotos und Tonaufnahmen auf Instagram geteilt, auf denen blaue Flecken und blutende Verletzungen erkennbar waren. Auf den Tonaufnahmen ist zudem zu hören, wie Greenwood sie offenbar zu sexuellen Handlungen zwingen will. Die Postings wurden kurze Zeit später wieder gelöscht.
Ein Jahr später, im Februar 2023, wurde das Verfahren gegen den Rechtsaußen aufgrund des Rückzugs wichtiger Zeugen und des Auftauchens von neuem Beweismaterial eingestellt. Im Sommer des vergangenen Jahres gaben die Red Devils, die Greenwood nach seiner Verhaftung suspendierten, bekannt, dass der Engländer keine Zukunft mehr in Manchester hat.
Im Zuge dessen teilte der Premier-League-Klub mit, dass man eigene Untersuchungen durchgeführt habe und zu dem Schluss gekommen sei, „dass das im Internet veröffentlichte Material kein vollständiges Bild vermittelt und dass Mason die Straftaten, für die er ursprünglich angeklagt wurde, nicht begangen hat. Wie Mason heute öffentlich einräumt, hat er jedoch Fehler gemacht, für die er die Verantwortung übernimmt.“ Greenwood selbst bestreitet die Vorwürfe.
Greenwood spielte eine starke Saison in La Liga
Es folgte eine Leihe zum FC Getafe, wo das englische Sturmtalent zurück zu alter Stärke fand. Der beidfüßige und variabel einsetzbare Offensivspieler kam in der abgelaufenen Saison auf zehn Tore und sechs Vorlagen in 36 Pflichtspielen.
Im Juli mehrten sich die Gerüchte, dass Marseille an einer Verpflichtung Greenwood interessiert ist. Die Folge waren heftige Proteste - nicht nur bei den Fans.
Nachdem der Wechsel zum Ligue-1-Klub konkreter geworden war, versuchte sogar der Bürgermeister der französischen Großstadt, Benoit Payan, den sich anbahnenden Transfer zu verhindern.
In einem Interview mit RMC machte der 46-Jährige deutlich, was er von dem englischen Profi halte: „Greenwoods Verhalten ist unaussprechlich, inakzeptabel. Seine Frau zu schlagen ... Ich habe Bilder gesehen, die mich zutiefst schockiert haben. Seine Frau auf diese Weise zu massakrieren, ist eines Mannes unwürdig und er darf keinen Platz in dieser Mannschaft haben.“
Er wolle Marseilles Präsident Pablo Longoria bitten, von einer Verpflichtung es Stürmers abzusehen.
Jeglicher Protest vergebens: OM bestätigt Wechsel von Greenwood
„Ich will nicht, dass mein Klub mit der Schande von jemandem überzogen wird, der seine Frau schlägt“, sagte der Bürgermeister von Marseille weiter.
Auch die Olympique-Fans setzten sich zur Wehr. In einem Fan-Forum wurde ein Statement veröffentlicht, in dem es hieß, dass die Verpflichtung Greenwoods „unsere Leidenschaft für diesen Verein irreparabel beschädigen würde.“
Allerdings teilte nicht jeder diese Sichtweise. Auf X zeigte sich, wie sehr die Meinungen der Anhänger auseinandergehen: Zeitweise trendeten sowohl #GreenwoodNotWelcome als auch #GreenwoodWelcome auf dem Kurznachrichtendienst.
Ähnlich sieht es auch mit den Reaktionen unter den Instagram-Posts, die Greenwood nach seinem Wechsel auf dem offiziellen Marseille-Kanal zeigen, aus. „Schrecklich enttäuscht. Vielleicht gewinnen wir Spiele und Trophäen, aber wir haben bereits einen Teil unserer Ehre verloren“, schreibt ein Fan, ein anderer zeigt sich zwiegespalten: „Aus sportlicher Sicht ist er ein ausgezeichneter Neuzugang. Was hingegen den Rest betrifft …“
In anderen Kommentaren wird dafür plädiert, Greenwood eine Chance zu geben.
Marseille-Fan überlegt sich interessante Lösung
Um dem Wechsel des einmaligen englischen Nationalspielers doch noch etwas Gutes abgewinnen zu können, hat der Betreiber des englischsprachigen Podcasts OM Republic, Tomasz Piatek, eine Lösung überlegt. Auf X kündigte er an, für jedes Tor von Greenwood fünf Euro an eine Wohltätigkeitsorganisation für häusliche Gewalt zu spenden.
„Manche Dinge liegen außerhalb unserer Kontrolle, andere nicht“, war unter dem Beitrag des Podcast-Accounts zu lesen, zusammen mit einem Aufruf, sich dem Vorhaben anzuschließen.
Greenwood, der weiterhin mit Robson zusammen ist und mit ihr im Juli 2023 ein Kind bekam, äußerte sich in einem Interview mit La Provence zu den Protesten. Er sei sich der Debatte um ihn bewusst, blicke aber „in die Zukunft und konzentriere mich nur noch auf Olympique Marseille und unser neues gemeinsames Leben in Marseille.“
Bei seiner Ankunft am Flughafen wurde er bereits von hunderten Fans begrüßt. Wie die Reaktionen im Stadion ausfallen, bleibt abzuwarten.