Nach 87 Jahren hat Frankreichs früherer Fußball-Meister Girondins Bordeaux seine Profilizenz aufgegeben. Den einschneidenden Schritt gab der frühere Klub des französischen Idols und Ex-Weltmeisters Zinedine Zidane Girondins Bordeaux am späten Donnerstagabend bekannt.
Traditionsklub-Aus! Lizarazu wütet
Damit würde der Klub zur kommenden Saison eigentlich in der vierten französischen Liga, der National 2, antreten. Die endgültige Entscheidung darüber trifft ein Arbeitsgericht. Am Dienstag soll dort erstmals verhandelt werden. Auch ein Neustart in Liga drei ist möglich, aber sehr unwahrscheinlich.
Die Entscheidung darüber, in welcher Klasse der Verein antritt, hat eine große Tragweite. Denn wenn Bordeaux in die vierte Liga absteigt, dürfen alle Profis auf einen Schlag fristlos entlassen werden. Zudem würde das Ausbildungszentrum sofort geschloss werden. Kurzum: Es wären Einsparungen von 30 Millionen Euro damit gesichert. Tritt Bordeaux jedoch in der dritten Liga an, müsste bei den Spielerverträgen über jeden Fall einzeln verhandelt werden.
Girondins Bordeaux nach Abstieg in der Schuldenfalle
Die Girondins gehören zu den bekanntesten und erfolgreichsten Vereinen in Frankreich. Neben den sechs Meistertiteln zwischen 1950 und 2009 gewann Bordeaux viermal den Pokal und erreichte 1996 das Finale des damaligen UEFA-Pokals (0:2 und 1:3 gegen Bayern München).
Zidane und Deschamps spielten einst für Bordeaux
Neben Zidane trug auch Frankreichs heutiger Nationaltrainer und Ex-Weltmeister Didier Deschamps das Girondins-Trikot. Darüber hinaus verdienten auch die deutschen Nationalspieler Klaus Allofs, Dieter Müller und Manfred Kaltz in ihren Profizeiten ihr Geld in Bordeaux. Der deutsche Trainer Gernot Rohr verbrachte ebenfalls einen Teil seiner Laufbahn dort.
Vereinsbesitzer Gerard Lopez hatte in den vergangenen drei Jahren rund 60 Millionen Euro in den Klub investiert. Zuletzt aber verweigerte der Unternehmer weitere Geldspritzen.
Ex-Bayer Lizarazu reagiert wütend
Bixente Lizarazu, ehemaliger FC Bayern-Star und Weltmeister von 1998, zeigte sich fassungslos über den Zwangsabstieg seines Herzensklubs. In einem emotionalen Instagram-Post, auf dem der 54-Jährige auch ein Foto von sich als Girondins-Kapitän bei der Platzwahl mit Bayern-Spielführer Lothar Matthäus zeigte, ließ der Franzose seinem Ärger freien Lauf.
Lizarazu sparte dabei nicht mit scharfer Kritik an der Vereinsführung: „Ich bin angewidert wie alle, die diesen Verein lieben“, schrieb Lizarazu, und machte damit deutlich, wie tief die Enttäuschung sitzt.
Besonders Gerard Lopez (52), der aktuelle Präsident und Eigentümer, bekam dabei sein Fett weg, wurde von Lizarazu (“Katastrophal“) mit Vorwürfen jahrelanger Misswirtschaft und sportlicher Fehlplanung überzogen: „Seit der Ankunft von Gerard Lopez ist es unverständlich und stur geworden.“
Der Abstieg in die vierte Liga aus administrativen und finanziellen Gründen sei der traurige Höhepunkt dieser Misere. „Vor allem muss dieser Herr aus Bordeaux und unserem geliebten Südwesten verschwinden“, forderte Lizarazu mit Blick auf einen Neuanfang.
„Erst dann kann vielleicht ein nachhaltiges Wiederaufbauprojekt in Gang gesetzt werden“, so der frühere Außenverteidiger, der hofft, dass der Verein irgendwann wieder zu alter Stärke zurückfindet. Der Weg dorthin werde jedoch lang und steinig, warnte er. Der Post endete mit einer emotionalen Botschaft an die Fans: „Ich hoffe von ganzem Herzen, dass dieser große Verein eines Tages wieder seinen Platz an der Spitze des französischen Fußballs finden wird.“